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Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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am schlimmsten war es, dass du ihm beim letzten Mal schon wieder Geld gegeben hast. Da musste er ja glauben, dass alles, was sich zwischen euch abgespielt hatte, für dich nichts weiter als eine bezahlte Dienstleistung gewesen war!«
    »Das war ein Missverständnis«, widersprach Samantha sofort. »Er hatte ziemlich viel fürs Abendessen ausgelegt, und das wollte ich ihm zurückgeben. Aber er hat mich ja gar nicht richtig zu Wort kommen lassen. Als ich von Geld anfing, blaffte er mich nur an, dass ich es auf den Boden legen und abhauen soll.«
    »Oje«, sagten Giovanni und Joe wie aus einem Mund.
    »Du musste zu ihm gehen, cara «, sagte Giovanni emphatisch.
    »Keine Sorge, das mach ich schon noch«, sagte Samantha zerstreut. Natürlich nur, um das Geschäft mit den Russen auf die Beine zu stellen, aus keinem anderen Grund. Als Vater konnte sie ihn auf keinen Fall aktivieren. Er war viel zu jung, und nachdem sich herausgestellt hatte, dass sein lukrativer Job nur in ihrer Fantasie existiert hatte, musste sie folglich auch in diesem Punkt gründlich umdenken. Mit Alimenten konnte sie wohl kaum rechnen. Überhaupt würde sie einige Zeit brauchen, um das, was sie heute erfahren hatte, Revue passieren zu lassen und alles bis ins letzte Detail zu begreifen.
    »Wie ist er eigentlich an die Fabrik gekommen?«, wollte sie wissen.
    »Das ist eine längere Geschichte.«
    Giovanni setzte sich kurzerhand zu ihnen an den Tisch, um nichts zu verpassen.
    »Eddies Mutter hatte einen Liebhaber, einen Lattenrostfabrikanten«, erzählte Joe. »Ihm gehörte die Fabrik. Sie sind miteinander durchgebrannt und haben fast zwei Jahre zusammengelebt. Alle vier.«
    »Vier?«, fragte Samantha.
    »Eddies Mutter, der Fabrikant, Eddie und Diana. Eddies Vater war ein ziemlicher Saufbold und Schwerenöter, sie waren froh, ihn los zu sein. Aber er hat vor Gericht durchgesetzt, dass ihm das Sorgerecht für die Kinder übertragen wurde. Von wegen wilde Ehe und lockere Verhältnisse und so weiter. Damals wurden diese Dinge noch ziemlich streng gehandhabt. Eddies Mutter war also gezwungen, mit den Kindern zu ihrem Mann zurückzugehen. Sie wurde krank und starb ein paar Monate später. Danachdauerte es nicht lange, bis Eddies Vater sich das Leben nahm. Die Kinder kamen ins Heim.«
    Giovanni seufzte laut auf, einen betroffenen Ausdruck in den Augen. » Dio , wie schrecklich!«
    »Der Fabrikant hat sich, so gut es ging, um Diana und Eddie gekümmert. Er hätte sie sogar adoptiert, aber die Behörden haben es nicht zugelassen, weil er zu alt war und allein lebte. Doch er hat all die Jahre den Kontakt mit den beiden aufrechterhalten. Eddie hat dann später öfter bei ihm in der Fabrik gejobbt, aber da war der Laden schon auf dem absteigenden Ast.«
    »Sie haben zusammen Musik gemacht«, sagte Samantha, die sich gerade dunkel daran erinnerte, wie Eddie davon gesprochen hatte.
    Joe nickte. »Ich war auch dabei. Wir waren damals siebzehn oder achtzehn und hatten eine Band. Oder das, was wir dafür hielten. Was uns an Virtuosität fehlte, machten wir durch Lautstärke wett. Der einzig wirklich gute Spieler war unser Keyboarder, und das war Eddie. Wilhelm – so hieß der Alte – war ein ganz passabler Posaunist. Das Ganze hat ihm einen Heidenspaß gemacht. Er hat uns damals einen Lagerraum in der Fabrik zum Üben zur Verfügung gestellt. Damit wir nicht irgendwann rausgeschmissen werden konnten, hat er kurzerhand alles Eddie vererbt. Er hat ihn sehr gern gehabt, wie einen Sohn.«
    Damit war auch geklärt, wie Eddie an die Fabrik gekommen war. Und an seine unbestreitbaren Kenntnisse über alles, was mit Lattenrosten zusammenhing.
    »Eine traurige Geschichte aus der Vergangenheit«, sagte Giovanni.
    »Und ein ganzer Berg von Missverständnissen in der Gegenwart«, ergänzte Joe. »Anscheinend gibt es tatsächlich so etwas wie eine Inkompatibilität der Geschlechter.«
    »Was heißte das?«, wollte Giovanni wissen.
    »Es heißt so viel wie: Verstehe einer die Männer«, sagte Samantha.
    *
    Eddie fuhr zweimal an dem Gebäude vorbei, weil er es nicht glauben konnte. Doch es war dieselbe Adresse wie auf dem Visitenkärtchen, das ihm der Firmeninhaber neulich in die Hand gedrückt hatte. Eine kleine, staubige Klitsche von Schreinerei, die schon weit bessere Tage gesehen hatte. In nichts zu vergleichen mit dem noblen Geschäftshaus voller Chrom, Email und Marmor, in dem Bruckner-Bad residierte. Vor dem Tor der Arbeitshalle parkten ein paar Pritschenwagen älterer
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