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Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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Bauart, und als Eddie die verblassten Schriftzüge des Firmenaufdrucks sah, waren auch seine letzten Zweifel zerstreut. Alexander Damaschke, Bau- und Möbeltischler stand dort zu lesen. Kaum zu glauben, dass Samantha seit Monaten in dieser Bruchbude arbeitete. Aber ihren Ehrgeiz schien sie nicht verloren zu haben, denn das Russlandgeschäft war offensichtlich nach wie vor ihr erstes Anliegen.
    Eddie stellte den Jeep in einer Parklücke ab und erklomm die schmale Stahltreppe zu den Büroräumen. Die Tür war offen und führte in einen von Lärm und Sägestaub erfüllten Raum, in dem zwei Schreibtische standen. Der eine war unbesetzt, und hinter dem anderen erhob sich der Firmeninhaber, als Eddie hereinkam. Alexander Damaschke war ein untersetzter Typ Ende fünfzig, mit einem eisengrauen, borstigen Haarschopf und einem dazu passenden Schnäuzer. Eddie hatte ihn inzwischen zweimal getroffen, einmal in der Stadt beim Mittagessenund das zweite Mal in der alten Fabrikhalle, wo er sich die Maschinen angeschaut hatte.
    Damaschke streckte Eddie eine schwielige Hand entgegen. »Leider ist Samantha heute nicht da. Ich wollte Sie noch deswegen anrufen, aber ich hatte den Kopf zu voll.« Er deutete mit komischer Verzweiflung auf den Schreibtisch, der von unbearbeiteten Bestelllisten und Auftragszetteln überquoll. »Das erste Mal, dass sie fehlt, und schon bricht das Chaos aus.«
    »Ja«, sagte Eddie langsam. »Sie ist eine tüchtige Person. Warum ist sie heute nicht gekommen??«
    »Sie muss zum Arzt. Es bringt sicher nicht viel, wenn wir das alles ohne sie besprechen, weil sie viel besser mit dem ganzen Projekt vertraut ist. Sie wollte sich sowieso noch wegen der Maschinen mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    »Die sind startklar«, sagte Eddie. »Wenn Sie wollen, können wir mit Ihren Männern nächste Woche schon einen Probelauf starten. Mitte Dezember erwarte ich dann die erste Holzlieferung, sodass wir Anfang kommenden Jahres loslegen können.«
    »Das wäre wunderbar! Aber reden Sie auf jeden Fall noch mit Samantha darüber.«
    »Keine Sorge«, sagte Eddie, während er aufstand und dem Schreinermeister die Hand drückte, »genau das habe ich vor.«
    Anscheinend war es wirklich höchste Zeit, dass er das tat. Nicht nur, weil er es langsam satt hatte, ständig Geschäftsbriefe, Gesprächsprotokolle und Produktionsvorschläge, die sich mit dem Projekt Lattenroste für Russland befassten, aus seiner Mailbox oder seinem echten Briefkasten zu fischen, sondern weil Joe ihm dieser Tage eine haarsträubende Geschichte von Missverständnissenund tragischen Fehlurteilen aufgetischt hatte, die ihn zum Grübeln gebracht hatte.
    »Versteh doch«, hatte Joe gesagt. »In ihren Augen hat nicht sie dich beleidigt, sondern du sie. Für sie hat es so ausgesehen, als könntest du es nur für Geld mit ihr machen. Weil sie so alt ist.«
    »Sie ist nicht alt«, hatte Eddie wütend erwidert.
    »Frauen sind in diesem Punkt komisch. Sie finden sich entweder zu fett oder zu alt oder beides. Immer.«
    Eddie musste zugeben, dass Joe in diesem Punkt Recht hatte.
    Kurz darauf war er zum zweiten Mal an diesem Tag davon überzeugt, dass er sich in der Adresse geirrt hatte. Die Anschrift stimmte mit dem Absender auf ihren Briefen überein, aber es war nicht der schicke Bungalow oder die noble Villa, die er erwartet hatte, sondern ein ziemlich schäbiges, abgewohntes Mietshaus mit fünf Stockwerken.
    Eddie starrte sekundenlang auf das Klingelschild mit ihrem Namen, bis er es wirklich glaubte. Ihr Apartment befand sich im ersten Stock. Als Eddie klingelte, wurde sofort der Türsummer gedrückt, fast so, als hätte sie ihn erwartet. Er stieg die ausgetretene Treppe zu ihrer Wohnung hoch und sah, dass die Tür nur angelehnt war. »Komm rein«, hörte er sie rufen. »Ich wasch mir gerade die Haare!«
    In diesem Augenblick stellte Eddie zweierlei fest: Erstens klang sie nicht besonders krank, und zweitens klopfte sein Herz so schnell, dass er ernsthaft um seine Gesundheit fürchtete.
    Er stieß die Tür auf und betrat die Wohnung. Hinter der ebenfalls angelehnten Badezimmertür rauschte das Wasser, und Eddie nutzte die Zeit, um sich umzuschauen. Ein Blick reichte, um festzustellen, dass hier keine Prinzessin lebte, sondern eine ganz normale junge Frau. Er erkannteein paar Stücke aus ihrem früheren Schlafzimmer wieder, zum Beispiel den Bauernschrank, den Sekretär und den Drehspiegel. Der Rest stammte von Ikea, Obi und vom Möbelmarkt um die Ecke. Das einzige
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