Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn Es Dunkel Wird

Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Wenn Es Dunkel Wird
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
sie war genauso sprachlos und schockiert wie Julian und ich. Warum sagen wir nicht einfach etwas, beenden diesen Wahn?
    Claas hatte sich mittlerweile noch weiter in Rage geredet, sein Blick ließ Tammy nicht los. »Niemand«, tönte er, »niemand außer dem Ziel der Liebe selbst – hat das Recht, einem diese Liebe zu verbieten!«
    Und jetzt? Würde er jetzt vor Tammy auf die Knie sinken und ein Liebesgeständnis erzwingen.
    Ging es letzten Endes nur um das?
    Es war totenstill, bis auf unser Atmen und das entfernte Tropfen eines Wasserhahns.
    »Na ja«, setzte Claas wieder mit einem spöttischen Grinsen an. »Aber eigentlich waren es die folgenden vier Sätze von Henry Paige, die mich auf die Idee gebracht haben: Für nächsten Monat haben sich drei Freunde angesagt. Ich werde ihnen hier eine neue Welt eröffnen. Ich werde ihre Leben auf den Kopf stellen! Ich werde sie zu wahrem Sein erwecken!« Er lachte wieder. »Drei Freunde, das hat gepasst!«
    Wir anderen schwiegen fassungslos, abwartend. Weil wir jetzt alles wissen wollten. Alles, warum er uns so betrogen hatte.
    Claas streckte den Zeigefinger der Hand, mit der er das Glas hielt, in die Luft und deutete auf mich. »Du hast mich erst auf die Idee mit dem Typen vor dem Schuhgeschäft gebracht. Mann, Mel, ich hab mir daraufhin vier Tage lang den Arsch abgefroren! Und am Ende hättest du mich beinahe erwischt. Aber es hat sich gelohnt!«
    Er lachte irre. »Und, Tammy, als ich dich an deine Modelkarriere erinnert hab und mit dem Knast anfing, ist dir ganz schön das Gesicht runtergefallen. Sorry!« Er drehte sich um und nahm weitere Gläser aus dem Schrank. »So, jetzt wisst ihr fast alles. Ich finde, wir sollten diese Sache zusammen feiern! Die Erlösung vor dem Bösen! Niemand hat uns erpresst, niemand hat geklopft, es gibt keine Tatwaffe! Und die Leiche liegt auch noch da, wo sie hingehört.« Dabei goss er reichlich Wodka in die Gläser.
    »Ach ja, da fällt mir noch was ein«, seine Augen hinter den Brillengläsern blitzten auf. Wir hätten ihn stoppen sollen, spätestens jetzt, aber wir fühlten uns wohl immer noch wie Zuschauer, gefangen im Bann eines diabolischen Schauspielers.
    »Julian!«, rief Claas. »Du wolltest plötzlich keine Nachhilfestunden mehr von mir. Ich bin euch lästig geworden, was? Weil ich dich daran erinnere, was du getan hast! Und weil ich etwas über dich und Tammy weiß, was deine Eltern nicht wissen dürfen, stimmt’s? Ich hab zugesehen, wie du immer blasser geworden bist. Hast auch ziemlich abgenommen. Wenn es noch ein bisschen länger gedauert hätte, hätte ich dir geraten, psychologischen Beistand zu suchen.« Er lachte ein jähes, lautes Lachen. »Und deine geliebte Schwester wollte sowieso nur wieder nach Amiland.« Er äffte Tammys Tonfall nach: »In L. A. ist alles viel cooler und Ben sieht so cool aus …« Er betrachtete sein Glas in der Hand. »Wisst ihr, ihr konntet mich nicht einfach so abservieren! Nur weil eure Eltern viel Kohle haben, ein Ferienhaus, dir einen Scheiß-BMW zum Geburtstag schenken! Glaubt das bloß nicht!« Er zeigte auf Tammy. »Und du, du glaubst, dass du mich einfach wie Luft behandeln kannst, ja? Ihr irrt euch beide gewaltig!« Seine Züge verhärteten sich.
    »Und, Julian? Warum habt ihr mich nicht mehr zu Weihnachten eingeladen? Warum keine Nachhilfestunden mehr? Du hast mich fallen lassen! Wie hast du das deinem Vater gesagt?«
    »Nichts! Ich hab nichts gesagt!«, schrie Julian.
    »Ich war euch nicht mehr gut genug, oder?« Claas’ Augen verengten sich.
    »Ich wollte mit dir nichts mehr zu tun haben. Und du hast es einfach nicht geschnallt!« Julian sprang auf. »Und außerdem hast du ihm den Dolch …«
    »Ich? Und was habt ihr gemacht? Nichts, diskutiert habt ihr! Dabei hätten wir ihn retten können!«
    »Du wolltest ihn nicht retten! Schon vergessen? Dich hat nur dein Scheiß-Oxford interessiert!« Endlich war unser Schweigen gebrochen, endlich bot einer von uns diesem Wahnsinnigen die Stirn.
    »Ja! Ich will nach Oxford! Ich will mein Leben nicht wegen eines Psychopathen wegschmeißen!«
    »Aber das Video mit der Höhle …«, fing ich vorsichtig an. Ich war noch völlig durcheinander. »Woher …
    Claas lachte auf. »Komm schon, Mel, du Intelligenzbestie, denk noch mal scharf nach!«
    Auf einmal war es mir klar. »Es war auf Patricks Handy.«
    »Die Kandidatin hat volle Punktzahl! Wollen Sie die hundert Euro gleich ausbezahlt bekommen oder für die nächste Frage einsetzen?« Claas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher