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Wenn ein Maerchenprinz heiraten will

Wenn ein Maerchenprinz heiraten will

Titel: Wenn ein Maerchenprinz heiraten will
Autoren: Olivia Gates
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Zweig der Al-Shalaan-Familie.“
    „König Atef gehört also zu den Al Shalaans?“
    „Genau wie du als seine Tochter. Wusstest du denn nicht einmal seinen Nachnamen?“
    „Ich … ich wollte von der ganzen Sache einfach nichts mehr hören. Ich wusste ja nicht, dass …“ Unter seinem bösen Blick gab sie ihre Rechtfertigungsversuche auf. „Und was ist dann weiter passiert?“
    „Die Al Shalaans von Zohayd wollten ihren König Atef dazu bringen, dass er ihren Wunsch nach der Thronbesteigung in Judar unterstützt. Aber er wollte davon nichts wissen. Die Al Masuds sind nämlich seine mächtigsten Verbündeten und obendrein der Grund für Zohayds Wohlstand. Er war bereit, sich auch mit Waffengewalt auf unsere Seite zu stellen, selbst wenn er damit gegen seine Verwandten zu Felde ziehen müsste. Aber das hätte auch in Zohayd einen Bürgerkrieg ausgelöst.“
    Verwirrt fasste Farah sich an den Kopf.
    „Nach langen Verhandlungen boten die Al Shalaans beider Königreiche einen Kompromiss als einzig mögliche friedliche Lösung an: Der zukünftige König der Al Masuds sollte die Tochter des reinblütigsten Familienoberhaupts heiraten. Auf diese Weise würde ihre Blutlinie in unser Königshaus einfließen. Danach herrschte eine Zeit lang Ruhe, während sie sich darüber zu einigen versuchten, welches Familienoberhaupt in ihrem großen Stamm denn nun das reinste Al-Shalaan-Blut hatte. Dessen Tochter sollte dann die Frau von Faruq werden. Faruq ist mein ältester Bruder und war zu dieser Zeit noch der Kronprinz von Judar. Doch nun kam eine weitere Schwierigkeit hinzu: Das Familienoberhaupt mit dem reinsten Blut war König Atef selbst – und der hatte keine Tochter.“
    „Wird es noch komplizierter?“
    „Ja. Zu diesem Zeitpunkt mussten wir feststellen, dass wir alle in eine Falle getappt waren. Wir bekamen heraus, wer hinter der Verschwörung steckte. Es war mein Cousin Tareq, das verstoßene Familienmitglied, das ursprünglich Kronprinz werden wollte. Er entfachte alte Feindseligkeiten neu und trieb uns derart in die Enge, dass uns nichts anderes übrig blieb, als um den Thron zu kämpfen – oder ihn freiwillig aufzugeben. Doch so oder so wären in Judar und Zohayd Bürgerkriege ausgebrochen, und die gesamte Region wäre ins Chaos gestürzt worden. Es war seine Rache an dem Königshaus, das ihn verstoßen hatte, und gleichzeitig an dem Königreich, das dessen größter Verbündeter war. Aber dann geschah das Wunder. König Atef fand heraus, dass er eine ihm bisher völlig unbekannte Tochter von einer amerikanischen Geliebten hatte. Dich.“
    Er sah Farah scharf an.
    „So schlossen die beiden Königreiche einen Pakt, die Verschwörung war vereitelt, und alle waren zufrieden. Doch mein Bruder Faruq liebte seine Frau so sehr, dass er es nicht über sich bringen konnte, eine andere Frau zu heiraten, egal, wie bedeutsam die Sache war. Deshalb verzichtete er auf seinen Kronprinzenstatus. Jetzt ist es an mir, den Thron von Judar zu retten.“
    Farah schwieg betroffen und dachte nach.
    Shehab hatte also einen gewichtigen Grund gehabt, ihr gegenüber so zu handeln. Sie war – wie hieß es in der Militärsprache so schön? – ein „Kollateralschaden“. Aber was zählte sie schon in einer Angelegenheit von derartiger Tragweite? Das Schicksal einer ganzen Region stand auf dem Spiel. Er war gezwungen gewesen, alles nur Menschenmögliche zu tun, um sie zur Heirat zu bewegen.
    „Aber König Atef … mein Vater … hätte darauf bestehen müssen, mir die Sachlage zu erklären …“
    „Er wird dir die Dringlichkeit der Krise schon deutlich gemacht haben. Aber du hast ja selber gesagt, dass du ihm gar nicht zuhören wolltest. Was sollte dich auch das Schicksal zweier Königreiche scheren, die man kaum auf der Landkarte finden kann?“
    Noch immer fühlte sie sich völlig leer, wie tot, und sie hoffte, es würde auch für immer so bleiben.
    „Ich werde dich heiraten“, sagte sie tonlos.
    „Ach“, sagte er. „Und natürlich hat diese ehrenhafte Entscheidung nichts damit zu tun, dass du sowieso keine andere Wahl hast.“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Du hast doch gewonnen. Was willst du denn noch?“
    Wütend blickte er ihr direkt in die Augen. „Ich will dich.“
    „Nein, du willst mich gar nicht wirklich.“
    Die Entgegnung kam wie aus der Pistole geschossen. Das verletzte Shehab. Um der großen Sache willen war er gezwungen gewesen, sie zur Heirat zu nötigen. Immerhin hatte sie jetzt ohne größeren Druck
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