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Wenn ein Maerchenprinz heiraten will

Wenn ein Maerchenprinz heiraten will

Titel: Wenn ein Maerchenprinz heiraten will
Autoren: Olivia Gates
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kurz vor dem Ruin die Rettung anbiete, wird er dich dafür fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Dann hast du niemanden mehr und wirst zu mir zurückgekrochen kommen. Und ich werde dich zurücknehmen und heiraten. Eine widerwärtige Pflicht, nur zum Wohle meines Königreiches. Ich habe deine vorgespielte Unerfahrenheit nur ertragen, um mein Ziel zu erreichen. Das höchste Ziel. Den Thron von Judar zu erlangen und den Frieden in der gesamten Region zu sichern.“
    Obwohl sie ohnehin keine Hoffnung mehr hatte, trafen diese Worte sie tief. Nichts, was er getan hatte, war auch nur aus Sympathie für sie geschehen, von Liebe ganz zu schweigen. Es war genauso wie damals bei Dan.
    Aber sie hatte Dan nicht bis zur Selbstverleugnung geliebt. Dans Abscheu hatte sie irgendwann halbwegs verarbeiten können. Shehabs Abscheu traf sie bis ins Mark.
    Blitzschnell drängte sie sich an Shehab vorbei und rannte ins Freie.
    Doch sie kam nicht weit. Natürlich waren seine Männer in der Nähe, die ihr nun den Fluchtweg versperrten. Sie war gefangen.
    Sie musste in seine Limousine einsteigen. Auf der Fahrt zum Flughafen saß sie schweigend und zusammengekauert da.
    Als sein Jet abgehoben hatte, stellte sie fest: „Diesmal entführst du mich also richtig.“
    Er machte eine abwehrende Handbewegung. „Ich bringe dich zu deinem Vater. Das Schicksal hat es nun mal so bestimmt, dass du die Tochter eines großen Königs und die Rettung zweier Königreiche bist. Du als Person spielst keine Rolle, aber deine bloße Existenz ist von ungeheurer Bedeutung.“
    „Wovon redest du da bloß immer? Den Frieden in der Region sichern, zwei Königreiche retten?“
    „Das hat dir König Atef doch alles erklärt. Stell dich nicht dümmer, als du bist.“
    „Ich stelle mich überhaupt nicht dumm. Mit König Atef habe ich vielleicht insgesamt zehnmal geredet, meistens am Telefon. Die ersten Male war ich sowieso noch völlig verwirrt, weil ich gerade erst erfahren hatte, dass er mein Vater ist. Ich fand ihn wirklich sympathisch, aber ich hatte auch die Befürchtung, dass ich vielleicht nur krampfhaft auf der Suche nach einer neuen Vaterfigur war.“
    Shehab nickte schweigend.
    „Er war so begierig, mich kennenzulernen, und schien so froh zu sein, mich gefunden zu haben, dass ich mich ihm langsam öffnete. Doch dann, beim ersten persönlichen Treffen, rückte er gleich mit der Wahrheit heraus. Ich sollte mein bisheriges Leben einfach so hinter mir lassen und einen mir völlig unbekannten Prinzen heiraten; als Bestandteil eines politischen Paktes. Da wusste ich, dass seine Freundlichkeit nur vorgetäuscht war. Er freute sich gar nicht wirklich, mich kennenzulernen, er hatte mich nur einlullen wollen, damit ich mein Einverständnis gab. Danach habe ich ihm gar nicht mehr richtig zugehört. Ich habe ihm einfach gesagt, er solle verschwinden und mich in Frieden lassen.“
    „Nur weil es dir um deine Gefühle ging, hast du es abgelehnt, mich zu heiraten. Deshalb ist das alles passiert.“
    Traurig sah sie ihn an.
    „Aber da du nun mal leider Prinzessin von Zohayd und Judars zukünftige Königin werden wirst, solltest du auch wissen, wie die Lage ist. Ich habe deine Frage so verstanden, dass du daran schon interessiert bist.“
    Als sie nicht antwortete, holte er tief Luft und fuhr fort.
    „Meine Familie, die Al Masuds, haben in meiner Heimat vor sechshundert Jahren alle feindlichen Stämme geeint und das Königreich gegründet. Seitdem sitzen sie auch auf dem Thron. Aber unser Oberhaupt König Zaher hat keine männlichen Nachkommen. Seine beiden Brüder – einer von ihnen war mein Vater – sind leider schon verstorben. Für die Thronfolge blieben also nur seine Neffen. Da die direkte Erbfolge vom Vater zum Sohn nun zum ersten Mal in diesen sechshundert Jahren unterbrochen ist, haben die Al Shalaans Anspruch auf den Thron erhoben. Sie sind der zweitwichtigste Stamm in Judar. Sie haben mit einem Aufstand gedroht, der Judar ins Chaos stürzen würde.“
    Nach einer bedeutungsschweren Pause sprach er weiter: „Wir haben ihnen vergeblich einige Vorschläge unterbreitet, um einen Kompromiss einzugehen. Also bliebe nur eine gewaltsame Lösung des Konflikts – aber das würde einen Bürgerkrieg nach sich ziehen. Das wollen wir Al Masuds auf keinen Fall. Doch selbst wenn wir den Thron aufgäben, würde es wahrscheinlich zu heftigen Unruhen kommen. Und dann würde zu allem Unglück noch Judars Nachbarland Zohayd mit hineingezogen, denn dort herrscht ein anderer
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