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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)
Autoren: Luanne Rice
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O’Caseys Truck verstaut. Der Ranger redete mit dem zweiten Polizisten. Shane sah, dass sie ihm einen verstohlenen Blick zuwarfen.
    Sein Adrenalinspiegel stieg. Er wusste, dass es besser wäre, abzuhauen – loszulaufen und erst wieder anzuhalten, wenn er in Kalifornien war. Dort gab es atemberaubende Surfplätze und eine Brandung, neben der die Wellen an diesem Strand wie das Gekräusel in der Badewanne anmuteten. Er könnte sich auf die Suche nach den Freunden seines Vaters begeben; sie würden ihn mit Sicherheit in den Strandhütten verstecken, bis er älter und grauer war als O’Casey.
    Aber er hatte hier am Strand eine wichtige Aufgabe zu erledigen, und er musste noch eine kurze Sache mit Mickey besprechen. Er würde ihr ein Versprechen geben, das ihre Genesung beschleunigte. Er wusste, dass es unumgänglich war – die Angst in ihren Augen war ihm so vertraut, dass er sie nicht einfach wegfahren lassen konnte, ohne mit ihr zu reden.
    Er schob sich an den Sanitätern vorbei und stieg in die Ambulanz. Sie war bereits auf einer Trage festgeschnallt, die orangefarbenen Riemen waren quer über ihrem Brustkorb festgezurrt. Sie sah ihn an, die Augen auf seinen Parka geheftet.
    »Deine Jacke ist voller Blut«, sagte sie. »Tut mir leid.«
    »Ist schon in Ordnung. Eine bleibende Erinnerung …«
    »An was?«
    »An die Eule.«
    »Die Schneeeule …«
    »Ich werde nicht zulassen, dass sie verscheucht wird. Und wenn es mich Kopf und Kragen kostet.«
    »Danke«, flüsterte sie.
    Shane berührte ihr Gesicht, dann spürte er, wie er von hinten gepackt und aus dem Wagen gezerrt wurde. Die Tür der Ambulanz wurde zugeschlagen, aber er sah ihr Gesicht durch das Fenster, als sich der Wagen in Bewegung setzte. In der Schule wirkte sie ziemlich schüchtern. Und Shane hatte in der Grundschule eine Klasse wiederholt – »Anpassungsprobleme«, die man dem Tod seines Vaters zuschrieb. Aus welchem Grund auch immer, er hatte stets das Gefühl gehabt, ein Außenseiter zu sein und hatte es nie gewagt, sie anzusprechen.
    »›Und wenn es mich Kopf und Kragen kostet‹«, sagte einer der Polizisten. »Interessante Wortwahl.«
    »Ranger O’Casey meinte, du hättest nach Kerosin gerochen«, erklärte sein Kollege. »Deshalb haben wir uns mal umgesehen und das da gefunden.« Er hielt die Nerf-Druckluftkanone hoch. Dummerweise hatte Shane sie bereits mit Kerosin getränkt – es hätte nur noch Sekunden gedauert, den Brand zu legen, wenn Mickey nicht gestürzt wäre.
    »Und, was ist damit?«, fragte Shane.
    »Glaubst du, wenn du dich wie ein Irrer aufführst und Cole Landrys Gerät zerstörst, könntest du verhindern, dass sie das U-Boot zerlegen?«, mischte sich O’Casey ein.
    »Wieso interessiert sich so ein Tagträumer von Surfer überhaupt dafür, was damit passiert?«, sagte Polizist Nummer eins. »Ist doch bloß eine Blechbüchse mit toten Krauts.«
    Shane öffnete den Mund, um ihm zu erklären, dass das gesunkene U-Boot für die verlässlichste Brandung an diesem Küstenabschnitt sorgte; seine Länge, die Höhe des Kommandoturms, das Periskop und der von Rankenfußkrebsen überkrustete Metallrumpf verursachten einen Sog, der gewaltige Wassermassen von unten anzog und gerade, rasend schnelle Wellen auslöste, die sich überschlugen und in atemberaubenden Explosionen brachen. Eine Wahnsinns-Brandung!
    Doch O’Casey kam ihm zuvor.
    »Es ist ein Grab, Officer«, sagte er.
    »Entschuldigung?«
    »Es ist keine ›Blechbüchse‹, sondern ein U-Boot, es ist das U-823 genauer gesagt, mit fünfundfünfzig toten Besatzungsmitgliedern an Bord.«
    »Sag mal, Tim – Joe O’Casey ist doch dein Vater, oder?«, erkundigte sich der andere Polizist.
    Ranger O’Casey nickte, woraufhin Schweigen einkehrte. Shane fror, trotz des Parkas, den er wieder angezogen hatte. Er versuchte, das Zittern zu unterdrücken, damit die Polizisten und O’Casey nichts merkten. Nicht, dass es die Polizisten interessiert hätte. Einer der beiden holte Handschellen heraus und zog ihm die Hände auf den Rücken.
    »Im Namen des Gesetzes, du bist verhaftet«, sagte er. »Wegen des unerlaubten Besitzes von umweltgefährdenden Stoffen, Zerstörung fremden Eigentums und mal sehen, was wir sonst noch so finden. Du hast das Recht zu schweigen …«
    Shane hörte zu, als man ihn zum zweiten Mal in diesem Monat über seine Rechte belehrte. Er sah auf und begegnete O’Caseys Blick. Er war gerade dabei, eine finstere Miene aufzusetzen, aus reiner Gewohnheit, doch dann
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