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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)
Autoren: Luanne Rice
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werfen. Er hatte nie ein Wort mit ihr gewechselt, aber sie war ihm in der Schule aufgefallen. Sie hatte ein hübsches Gesicht, blass, mit ein paar Sommersprossen; ihre riesigen Augen waren hellgrün. Zwei lange braune Zöpfe lugten unter ihrer dunkelblauen Strickmütze hervor. Er sah auf Anhieb, dass es etwas Ernsthaftes war. Sie war mit dem Kopf aufgeschlagen und Blut sammelte sich in einer Pfütze auf dem Asphalt. Aber ihre Augen waren geöffnet.
    »Mickey, wieso bist du abgebogen! O Gott!«, schrie Jenna und brach in Tränen aus, war nahezu hysterisch.
    »Nicht bewegen«, sagte Shane zu Mickey.
    »Sie bringen das U-Boot weg«, stöhnte sie. »Und tun so, als würden sie der Öffentlichkeit damit einen Dienst erweisen.« Ihre Lippen waren blau und Shane wusste, dass jeden Augenblick der Schockzustand eintreten konnte.
    »Nur über meine Leiche.«
    »Du hast gebrannt.«
    »Schsch. Tu einfach so, als hättest du nichts gesehen.«
    Sie verdrehte die Augen und ihre Lider flatterten.
    »Ach du meine Güte.« Er war einer Panik nahe. Sein Herz klopfte wie verrückt. Seinem Vater hatte er nicht helfen können. Damals war alles schiefgegangen. Dieses Mal würde er dafür sorgen, dass alles richtig lief. Er blickte das Mädchen an. Sie waren in derselben Klasse, aber in verschiedenen Cliquen. »Schlaf ja nicht ein! Sprich mit mir. Dein Name ist Mickey, richtig?«
    »Stimmt«, antwortete ihre Freundin. »Ich bin Jenna, und sie hat ganz recht, deine Hand stand in Flammen. Was ist passiert?«
    »Mickey, hallo!« Shane ignorierte ihre Freundin. »Bleib bei mir. Die wollen das U-Boot auseinandernehmen und wegschaffen? Die Brandung und die Form des Strandes verändern? Was soll der Mist? Mickey?«
    »Schrecklich«, stammelte sie, wieder bei vollem Bewusstsein, die grünen Augen strahlend, lebendig. »Nicht zulassen … Die Vögel … Schneeeule … brauchen den Strand so wie er ist …«
    »Genau.« Shane sah, wie hübsch sie war, wie hart sie kämpfte, um bei Bewusstsein zu bleiben. »Und die Surfer brauchen das U-Boot. Vögel und Surfer. Beide fliegen, in der Luft und auf dem Wasser. Komm schon, Mickey. Bleib wach.« Er sah Jenna an. »Wir brauchen schnellstens einen Krankenwagen.«
    »Woher denn? Wie?« Jenna brach abermals in Tränen aus. Sie hatte keine Ahnung, was Mickey fehlte, aber sie sah das Blut und wusste genau wie Shane, dass es sich um eine schlimme Verletzung handelte. Sie war zierlich und blond, mit einem hübschen Puppengesicht, das sie der Puderquaste verdankte, und Shane hoffte, dass sie einer solchen Situation gewachsen und belastbarer war, als es den Anschein hatte. »Wir sind fünf Meilen von der Hauptstraße entfernt, und Handys funktionieren hier nicht«, fügte sie hinzu.
    Shane hatte den Weg genommen, der hintenherum durch den gefrorenen Sumpf führte. Sein Auto war kaputt, und er hatte kein Geld, um es reparieren zu lassen. Seine Mutter war irgendwo unterwegs, so dass er sich ihren Wagen nicht ausleihen konnte. Abgesehen davon hinterließen Autos Reifenspuren und jeder Trottel, der schon einmal eine gerichtsmedizinische Serie im Fernsehen angeschaut hatte, wusste, dass solche Spuren unweigerlich auf die Fährte des Täters führten. Deshalb hatte er alles, was er benötigte, in seinen Taschen verstaut und den Rest getragen, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
    »Ich hole Hilfe«, sagte er und schälte sich aus seinem Parka. Er war alt und an manchen Stellen mit silbernem Isolierband geflickt. »Du hältst sie wach und redest mit ihr, egal was passiert – verstanden?«
    »Ja.«
    »Und beweg sie nicht! Nicht einen Zentimeter«, schärfte er ihr ein.
    Mickey zitterte. Als er den Parka um sie herum feststeckte, vorsichtig, um sie nicht anzustoßen, berührte Shane ihr Gesicht; es war eiskalt. Sie sah ihn an, als wäre er ihr Retter. Der Blick nahm ihn gefangen, war für ihn eine Verpflichtung, weil er wusste, dass ihr Leben in seinen Händen lag.
    »Hast du Schmerzen?«
    Ihr Mund bewegte sich, aber es kam kein Laut über ihre Lippen.
    »Denk an die Schneeeule«, sagte er. »Du musst wach bleiben und dir ganz fest wünschen, dass sie über dich hinwegfliegt, dann wird dein Wunsch in Erfüllung gehen. Halt die Augen offen, damit du sie nicht verpasst.«
    »Du hast sie gesehen?«, brachte Mickey flüsternd hervor.
    »Natürlich.« Shane sah in Mickeys grüne Augen. »Jedes Mal, wenn ich surfe. Sie hat hier überwintert.« Dann fügte er an ihre Freundin gewandt hinzu: »Denk daran, was ich gesagt
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