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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)
Autoren: Luanne Rice
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ihrem Leben eine Schneeeule gesehen hatten – noch dazu Mickeys Lieblingsvogel, wie sie sehr wohl wusste?
    Irgendetwas bewog Mickey, sich umzudrehen; sie spürte ein Flattern im Magen und war sicher, dass die Eule gerade zum Flug ansetzte. Sie sah, dass der unerbittliche Wind die Fußstapfen, die sie auf dem Weg in das Dickicht und über die Dünen hinterlassen hatten, bereits ausgelöscht hatte. Von der Eule war weit und breit keine Spur zu sehen, aber sie entdeckte den Bulldozer und den Tieflader, die immer noch an derselben Stelle standen.
    »Ich wüsste gerne, wozu der gut sein soll.« Mickey deutete auf den Bulldozer.
    »Die gehören Joshs Vater.« Josh war der beste Kumpel von Jennas Freund Tripp. Josh Landrys Familie war erst vor kurzem zugezogen; sein Vater, ein namhafter Geschäftsmann, war seit jeher für seine umstrittenen Projekte bekannt. Mickey hatte sich in letzter Zeit so viele Gedanken um ihre Eltern gemacht, dass sie nicht mehr auf dem Laufenden war.
    »Was hat er hier eigentlich vor?«, erkundigte sie sich.
    »Oh, es geht um das gesunkene U-Boot. Hast du den Bericht in der Zeitung nicht gelesen? Vermutlich haben sich Fischernetze darin verfangen und sie versuchen, es von der Stelle zu bewegen; vielleicht montieren sie aber auch nur das Periskop und ähnliche Sachen ab. Mr. Landry möchte uns helfen und das U-Boot bergen. Er bringt es irgendwohin, um es zu einem Museum umzubauen.« Jenna glühte förmlich, als wäre der Mann ein Lokalheld.
    »Uns helfen? Indem er das U-Boot wegbringt? Das ist unmöglich!« Ungläubig drehte Mickey sich nach dem schweren Gerät um.
    Diesmal bemerkte sie einen jungen Mann, der neben dem Truck stand. Er hielt Feuer in den Händen – hohe Flammen züngelten von seinen Fingerspitzen empor. Mickeys Gedanken überschlugen sich; gerade hatte sie eine Eule gesehen und deshalb musste er ein Magier sein, der einen spektakulären Trick vorführte. Ihre Blicke trafen sich, und in diesem Augenblick erkannte sie ihn: Es war einer der Surfer aus ihrer Highschool. Seine Miene war düster und seine Hand glühte, als er versuchte, sich ihren Blicken zu entziehen und sich duckte.
    »Wir müssen ihm helfen«, keuchte sie, als ihr bewusst wurde, dass er lichterloh brannte.
    Als Mickey wie verrückt in die Pedale trat, um zu ihm zu gelangen, geriet ihr Fahrrad auf dem Sand ins Rutschen. Sie spürte, dass es ihrer Kontrolle entglitt – was nicht weiter schlimm war, es fühlte sich an, als würden ihr mit einem Mal Flügel wachsen. Wie eine Schneeeule erhob sie sich in die Lüfte, beinahe so hoch, dass sie über die Dünen aufs Meer hinausblicken konnte. Sie würde gleich zum Sturzflug ansetzen, das Feuer löschen, ihn retten.
    »Mickey, pass auf!«, schrie Jenna.
    »O Gott!«, brüllte der Junge.
    Mickey ließ den Lenker los. Sie spürte, wie ihre Arme über den Kopf flogen, hoch in die Luft; sie versuchte, die Balance wiederzugewinnen, irgendwo am Himmel Halt zu finden. Sie hörte, wie das Fahrrad umkippte und auf das Pflaster unter ihr krachte, hörte Jenna abermals schreien, und dann stürzte sie zu Boden, auf den kalten, sandigen Asphalt, wie ein Vogel mit gebrochenen Schwingen.

1
    S hane West hielt den Flammenwerfer in der Hand, erstarrte mitten in der Bewegung, als er bemerkte, dass er nicht allein war. Er war an den verlassenen Strand gekommen, um zu beweisen, was in ihm steckte. Seine Lehrer sagten immer, er würde sein Talent verkümmern lassen, aber das hier war auch eine Art von Begabung.
    In diesem Moment fuhren zwei Mädchen auf ihren Rädern vorbei – perfekt, aber der Zeitpunkt war denkbar schlecht. Er erkannte Mickey Halloran, als sie sich umdrehte, ihn anstarrte und das Feuer sah. Sie wirkte panisch, vermutlich glaubte sie ihm helfen zu müssen, denn sie raste mit ihrem Fahrrad auf ihn zu. Er versuchte sie mit einer Handbewegung zu verscheuchen, aber sie näherte sich wie eine Rakete auf zwei Rädern, eine Leistung, die ihm Bewunderung abnötigte. Zielstrebigkeit war eine Eigenschaft, die er auf den ersten Blick erkannte. Doch in dem Moment geriet sie ins Rutschen und flog in hohem Bogen über die Lenkstange ihres Fahrrads.
    Das Feuer in einer Sanddüne erstickend, rannte er über die Straße, als das andere Mädchen – Jenna Carlson, wenn er sich recht erinnerte – von ihrem Rad sprang, zurücklief und neben Mickey auf die Knie sank. Shane schob sich an ihr vorbei und ging in die Hocke, beugte sich hinunter, um einen prüfenden Blick in Mickeys Augen zu
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