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Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter
Autoren: Tara Hudson
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tat so, als klänge ich hoffnungsvoll. Na ja, jedenfalls irgendwie.
    Joshua hingegen lachte nur. » Gib mir Zeit, Amelia. Gib mir Zeit.«
    Ich schüttelte den Kopf. » Joshua, normale Leute überraschen einander an ihren Geburtstagen, die ich aber nicht mehr habe, wie wir beide wissen.«
    » Na gut. Wie wäre es denn dann, wenn ich dir nichts schenke, sondern dich einfach bitte, wieder irgendwelches öffentliches Eigentum zu zerstören?«
    Ich schnitt eine Grimasse und wand mich unbehaglich neben ihm. » Hey, ich hab dir doch gesagt, dass ich darüber nicht gern spreche.«
    Joshuas Augen funkelten schelmisch. » Ich sage ja nur, dass die Gemeinde wahrscheinlich Jahre brauchen wird, um die High Bridge zu reparieren.«
    » Ich hoffe, dass es nie geschieht«, murmelte ich. Dann zuckte ich lächelnd mit den Schultern. » Wie dem auch sei, ich hab dir ja gesagt, dass ich nicht darüber spreche. Punktum. Ende der Diskussion. Basta.«
    Was ich nicht erwähnte, war der Umstand, dass es mittlerweile etliche Themen gab, die ich vermied. Beispielsweise Ruths kaum verhohlene Feindseligkeit, was meine nächtliche Anwesenheit in ihrem Zuhause betraf, Jillians bevorstehende Einführung in den Zirkel der Seher von Wilburton, die ich im Grunde für unvermeidlich hielt, oder die beinahe ständige Sorge um meinen Vater, wenn ich daran dachte, wo und von wem seine Seele gefangengehalten werden könnte.
    Und natürlich war ich auch nicht wirklich bereit, all die Unmöglichkeiten anzusprechen, denen meine Beziehung zu Joshua würde trotzen müssen. Schließlich waren wir ein Seher und ein mögliches Objekt einer Geisterjagd. Ein kraftvoller lebendiger Junge und ein totes Mädchen.
    Nicht gerade eine naheliegende oder problemlose Partie.
    Ohne etwas von den düsteren Gedanken zu ahnen, die mich plagten, schenkte Joshua mir ein weiteres schelmisches Grinsen. Mittlerweile hatten wir den Hinterausgang der Küche erreicht, und er schob mich spielerisch durch die Tür.
    Bald hatte er mich sicher in sein neues Fahrzeug manövriert – einen gebrauchten Truck, glänzend schwarz gestrichen – und fuhr uns an einen geheimen Bestimmungsort. Auf seine Anordnung hin rutschte ich auf meinem Sitz bis ganz nach hinten (nachdem ich ganze fünf Minuten lang gemurmelten Protest geäußert hatte) und drückte mir die Hände auf die Augen. Jedes Mal, wenn ich versuchte, zwischen den Fingern hindurchzuspähen, erwischte Joshua mich und drohte mir an, dass ich mir zur Strafe eine ganze Fahrt lang Jillians Hip-Hop-Playlist anhören müsste.
    Endlich brachte Joshua den Truck zum Stehen. Wir saßen einen Augenblick schweigend da, und Anspannung machte sich in dem Fahrerhaus breit. Die Unschlüssigkeit, die Joshua verströmte, war spürbar wie das Vibrieren einer Stimmgabel.
    » Joshua? Du bist schrecklich schweigsam.«
    » Ich bin wohl nervös wegen der Überraschung. Ich will, dass sie dir gefällt, aber ich will nicht, dass sie dich traurig macht.«
    » Traurig?«, fragte ich. » Warum sollte ich …«
    Ich brach mitten im Satz ab und ließ die Frage in der Luft hängen. Das tat ich, weil genau diese Luft einen vertrauten, aber längst vergessenen Duft mit sich brachte.
    Geißblatt.
    Egal, wo wir Joshuas Truck geparkt hatten, ich sollte die Pflanze eigentlich nicht riechen können. Wir hatten jetzt Herbst, und früher Frost hatte den meisten blühenden Pflanzen Oklahomas bereits den Garaus gemacht. Dennoch ereilte der Duft mich jetzt, stark und blumig und süß.
    Im Garten der Mayhews wuchs kein Geißblatt, ebenso wenig konnte ich mich entsinnen, im Laufe meiner Wanderschaft im Leben nach dem Tod daran vorbeigekommen zu sein. Doch ich erkannte den Geruch auf der Stelle wieder, weil die Pflanze in dicken Ranken voll gelblicher Blüten entlang des gesamten Zauns meines Elternhauses gewachsen war.
    Ich drehte den Kopf zum Beifahrerfenster und ließ die Hände von den Augen sinken. Und tatsächlich sah ich das kleine mit Schindeln verkleidete Haus vor mir, in dem ich die ersten – und einzigen – achtzehn Jahre meines Lebens verbracht hatte. Die Geißblattranken um das Haus blühten derzeit nicht, doch die Pflanzen waren so viele Jahre erblüht, dass der Duft die Luft des Ortes geradezu durchdrungen haben musste.
    » Mein Zuhause?«, flüsterte ich.
    » Ich habe eine Idee«, erklärte Joshua, » wie du vielleicht deine Mom zu Gesicht bekommen könntest. Bloß ganz kurz. Meinst du, du möchtest es?«
    Ich starrte das Haus aufmerksamer an. Jetzt parkte eine
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