Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
ich sowieso keinen Spaß mehr am Leben.
    »Betest du gerade?« erkundigte sich Peters Körper.
    »Ja. Scheint ganz angebracht zu sein, findest du nicht?«
    »Mir ist das völlig schnuppe. Ich meine, ob man 11
    an etwas glaubt oder nicht, muß jedem selbst überlassen sein, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Was ich mich gerade gefragt habe: ob du nicht lieber irgendwas mit diesen verflixten Rädern anstellen solltest. Immerhin könnten wir verunglücken.«
    Guy runzelte die Stirn. »Ist der Tod eigentlich immer so komisch?« erkundigte er sich zurückhaltend.
    »Du meine Güte, was für eine Frage! Woher soll ich das denn wissen?«
    »Na ja …« Guy blickte auf die Erde hinab. Sie schien kein Stückchen näher gekommen zu sein. Er nahm an, daß es wahrscheinlich völlig normal war, wenn man sich in solch einer Situation einbildete, daß sich alles in Zeitlupe abspielte. »Du solltest es aber wissen«, fügte er hinzu.
    »Und weshalb?«
    »Weil du der Todesengel bist oder wie du dich selbst nennen magst«, antwortete Guy. »Ich werde sterben, und deshalb bist du in mein Leben getreten.
    Irgendwelche Wahnvorstellungen meinerseits, nehme ich an.«
    »Geht’s dir gut?«
    »Nein, natürlich nicht. Schließlich muß ich gleich sterben!«
    »Na, na«, sagte Peters Körper mißbilligend. »Jetzt entspann dich erst mal ein wenig; ich will mal sehen, was sich machen läßt. Ich habe schon die ganze Zeit geahnt, daß du von Landungen nicht besonders viel verstehst. Anstatt die Nerven zu verlieren, hättest du mir das lieber gleich sagen sollen.«
    12
    Etwa eine halbe Minute später gab es einen heftigen Stoß, und einen Augenblick lang stellte sich Guy vor, daß der Sicherheitsgurt reißen und er aus der Kanzel geschleudert werden würde. Aber nichts davon geschah. Das Flugzeug hörte auf zu rütteln und kam schließlich zum Stillstand. Auf dem Boden.
    »Alles klar«, seufzte die Stimme in seinem Ohr erleichtert. »Wir sollten jetzt lieber aussteigen. Tut mir leid.«
    »Was tut dir leid?«
    »Ich fürchte, ich habe dein Flugzeug kaputtge-macht. Wie ich, glaube ich, schon gesagt habe, kenne ich mich mit diesen altmodischen Modellen nicht so gut aus. Mir schwant, die Tanks sind bei der Landung aufgerissen worden. Wollen wir jetzt aussteigen?«
    »Ganz, wie du meinst. Nur hätte ich nie gedacht, daß so etwas noch wichtig ist, wenn man tot ist.«
    »Mag ja sein, aber das will ich lieber gar nicht erst herausfinden. Tschüs.«
    Das Kanzeldach wurde nach hinten geklappt, und Guy sah, wie jemand seitlich hinaussprang. Interessanterweise war Peters Körper immer noch da.
    »Nun komm schon!« schrie eine Stimme außerhalb des Flugzeugs. Guy zuckte die Achseln, löste den Sicherheitsgurt und kletterte hinaus. Seine Glieder waren völlig steif, und die Beine taten ihm weh.
    Fast hätte er sich beim Sturz auf den steinharten Boden selbst umgebracht.
    »Nun komm schon!« forderte ihn die Stimme erneut auf.
    13
    Schließlich rappelte sich Guy hoch und lief benommen in die Richtung der Stimme. Kurz darauf gab es eine Explosion, durch deren Wucht er kopf-
    über nach vorn geschleudert wurde.
    Als er wieder zu sich kam, sah er einen großen jungen Mann neben sich stehen; einen merkwürdigen Typen, der ausgefallene Kleidung trug.
    »Bist du wohlauf?« fragte der seltsame Kerl, dessen Stimme sich wie die von Peters Körper anhörte.
    »Ich denke schon.«
    »Gut. Komm hoch.« Der merkwürdige Typ streckte ihm die Hand entgegen und half ihm auf die Beine.
    Dann lächelte er verlegen und sagte: »Das mit deinem Flugzeug tut mir wirklich leid.«
    Nicht weit entfernt stand die Moskito oder das, was von ihr noch übrig war, in Flammen. Da sie in erster Linie aus Holz bestand, brannte sie wie Zun-der, so daß es entsprechend hell war.
    »Das macht nichts«, besänftigte ihn Guy. »War sowieso nicht meins. Gehört nämlich der königlichen Regierung.«
    »Na schön. Trotzdem wirst du es jetzt nicht einfach haben, nach Hause zu kommen, stimmt’s?«
    »Was meinst du mit mach Hause kommen‹?« erkundigte sich Guy verdutzt und rieb sich die Augen –
    seltsam, sie juckten richtig. »Ich bin doch tot, oder?«
    »Könntest du mal endlich damit aufhören?« beschwerte sich der junge Typ. »Davon wird mir ganz unheimlich.« Er blickte sich nach allen Seiten um, entdeckte eine Kirchturmspitze und nickte. Der An-14
    blick der Kirchturmspitze schien ihm Gewißheit gegeben zu haben. »Wir sind etwa acht Kilometer von Benville entfernt. Darf ich dir irgend
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher