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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat
Autoren: Tom Holt
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man über dem Kanal abspringen muß und nicht schwimmen kann.
    »Ich finde es unglaublich pfiffig, wie ihr mit diesen Dingern klarkommt.«
    »Wie bitte?« fragte Guy.
    »Obwohl ihr damit schon bald noch sehr viel besser klarkommt«, sagte Peters Körper. »Zum Beispiel wird man in etwa zwanzig Jahren wissen, wie man in diese Dinger Heizungen einbaut, dann wird das viel angenehmer sein. Hast du vor, nach dem Krieg mit der Fliegerei weiterzumachen?«
    »Nein«, antwortete Guy. »Hör mal, Peter, bist du ganz sicher, daß …«
    »Mein Name ist John«, unterbrach ihn Peters Körper.
    »John de Nesle. Ehrlich gesagt kann ich diesem Jahrhundert nicht sonderlich viel abgewinnen, aber diese Flugzeuge beeindrucken mich doch sehr. Wenn mein guter alter Vater das sehen könnte, bekäme er einen Anfall.«
    8
    »Peter …«
    »Trotzdem könnt ihr von Glück reden, daß sich die Zeiten geändert haben«, fuhr Peters Körper unbeirrt fort. »Ich meine, als ich noch ein junger Bursche war, da bezeichnete man so etwas als Hexerei, und man wurde an einen Pfahl gebunden und so schnell verbrannt, daß die Füße nicht mal mehr den Boden berührten. Wo ich herkomme, begegnete man tech-nologischen Neuerungen mit dem größten Mißtrauen. Hör mal, ich will dich ja nicht langweilen, aber könntest du mich hier einfach rauslassen? Ich glaube, wir sind schon ziemlich nahe an der Küste, und ich möchte nicht zu spät kommen.«
    Guy empfand ein höchst unbehagliches Gefühl im Bauch; seine Mutter hatte ihn immer wieder darauf hingewiesen, daß er einen nervösen Magen habe.
    »Peter!« brauste er auf. »Würdest du bitte das Maul halten? Allmählich gehst du mir nämlich auf die Nerven.«
    »Ist ja gut, und es tut mir auch aufrichtig leid«, sagte Peters Körper. »Ich weiß, ich plappere ziemlich viel, das sagen alle, aber so bin ich nun mal. Hier irgendwo war’s jedenfalls gut.«
    »Hör mal …«
    »Du weißt doch hoffentlich, wie man mit solch einem Ding landet, oder?«
    Guy blickte finster zur Seite. »Klar weiß ich, wie man … Sag mal, wer bist du eigentlich?«
    Der tote Körper bewegte sich nicht. Dank des durch den eindrucksvollen Sonnenaufgang hervorge-9
    rufenen Lichts sah Guy in Peters Kopf ein großes Loch klaffen.
    Artilleriegeschoß oder etwas Ähnliches. Der Kopf hing vornüber. Eindeutig tot.
    »John de Nesle«, antwortete Peters Körper. »Und würdest du jetzt bitte dieses Ding landen und mich endlich rauslassen?«
    »Wie sollte ich dich rauslassen können? Schließ-
    lich bist du tot.«
    »Wer ist tot?« fragte Peters Körper beleidigt.
    »Wenn du vom Landen keine Ahnung hast, sag’s doch einfach, dann erledige ich das. Mit welchem Griff bedient man den Steuerhebel?«
    Verrückt zu werden, ist gar nicht so schlimm, wie ich immer befürchtet habe, sagte sich Guy. Dabei dachte ich immer, es täte weh. Ich sollte einfach so tun, als wäre nichts geschehen, und lieber die Bordverständigungsanlage ausschalten, und …
    »Ej, was machst du da eigentlich?!« schrie er entsetzt auf, als die Moskito plötzlich in den Steilflug ging.
    »Tut mir leid. Ich nehme an, ich habe das Ruder in die falsche Richtung gezogen«, entschuldigte sich die Stimme in seinem Ohr. »Wie geht’s nach unten?«
    »Du läßt sofort deine Finger von den Hebeln! Du hättest uns beinahe beide getötet. Mich getötet!« ver-besserte sich Guy rasch. Kurz darauf hatte er das Flugzeug wieder in seiner Gewalt.
    »Nichts dagegen, solange du uns nur runter-bringst«, entgegnete Peters Stimme.
    10
    Als Guy einen einigermaßen eben aussehenden Acker entdeckte, auf dem weder Bäume noch Sträucher standen, steuerte er darauf zu und setzte zur Landung an.
    Das war dumm.
    »Entschuldige, wenn ich dir eben einen Schreck eingejagt haben sollte. Ehrlich gesagt kenne ich mich mit diesen altmodischen Flugzeugen nicht so richtig aus. Bei den Maschinen, mit denen ich bewandert bin, braucht man lediglich ein paar Knöpfe zu drücken. Übrigens, müßtest du nicht allmählich das Fahrwerk ausfahren?«
    »Das versuche ich ja.«
    »Ach so. Also meinst du, es klemmt?«
    »Ja.«
    »Wahrscheinlich hat es auch was abgekriegt. Flakfeuer, Kugeln oder irgendwas von der Sorte. Soll ich es mal versuchen?« schlug Peters Körper vor.
    »Nein.«
    »Dann eben nicht.«
    Zwar hatte das Fahrwerk mit dem Ganzen eindeutig nichts zu tun, doch unter diesen Umständen konnte Guy sogar dessen trotzige Reaktion verstehen.
    Ach, was soll’s? sagte er sich. Durchgedreht, wie ich jetzt bin, hätte
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