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Wenn Die Nacht Beginnt

Wenn Die Nacht Beginnt

Titel: Wenn Die Nacht Beginnt
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ans Telefon zurückkam, fragte ich: »Jobar, kannst du irgendwas mit dem Namen Ray Wayne Wooley anfangen?«
    Es entstand eine Pause, und ich fragte mich, ob er mit mir spielte, bis er sagte: »Möglicherweise, Cisroe. Aber es wär mir wirklich lieber, du nennst mich Buck.«
    »Entschuldige, Buck.« Ich hörte, wie er auf einer Tastatur klapperte.
    »Ray Wayne Wooley«, sagte er. »Er ist der Bruder von Brant Wooley. Der ist Staatsanwalt im Gerichtsgebäude. Hab neulich den Namen auf der Gesellschaftsseite gesehen.«
    Ich versuchte mehrere Male, Verlyn anzurufen. Entweder hatte er keinen Anrufbeantworter, oder er war abgestellt. Wenn Verlyn die Verbindung zwischen dem Generaldirektor der Mitchell Corporation und dem Oberstaatsanwalt der Stadt kannte, dann hatte der Junge mehr Mark in den Knochen, als ich ihm zugetraut hätte. Vielleicht war er aber auch dumm, und vielleicht war es das, was seine Schwester gemeint hatte.
    Um sechs Uhr musste ich es aufgeben und zu meinem Abendjob gehen. Es war für einen reichen Bruder, der sich gebraucht einen tollen Wagen gekauft hatte und den Verdacht hatte, dass der Händler am Kilometerzähler gefummelt hatte. Er hatte mich gefragt, ob ich mich als Händler ausgeben könnte, um zu sehen, ob ich ihre Praktiken ausspionieren könne – egal, was es ihn kosten würde, es ging ums Prinzip. Ich sagte, ich würde es eine Woche lang tun, aber woher wüsste ich, dass ich überhaupt angeheuert werden würde? Er lachte, und seine Stimme klang wie ein Nagel, den man aus einem harten Holz zieht. »Du bist doch auch nur 'ne andre Art von Bauernfänger. Sag mir, es ist nicht so, und ich zeig dir, dass ein Schwein tanzen kann.«
    In diesem Geschäft tut man eine Menge für ein paar Dollar.
    Also war ich an der North Shepard Street, wo die Autos ausgestellt wurden, und stand draußen in einem Hemd, das zu viel Stärke in sich hatte, und hörte einen Blues-Sender über Kopfhörer, die an ein Radio angeschlossen waren, das an meinen Gürtel geklemmt war. Dann und wann drehte ich die Lautstärke zurück, nahm mein Handy raus und versuchte Verlyns Nummer.
    Zwei Paare kamen herein, nahmen meine Zeit in Anspruch, und gingen wieder. Ich wollte gerade eine Klopause machen, als ich Stingers verblichenen braunen Truck sah. Er stieg aus und setzte gegen das Flutlicht seine Sonnenbrille auf. Als er bei mir war, sagte er: »Vielleicht solltest du mit mir kommen, Cisroe. Die haben deinen Jungen geschnappt.«
    Verlyn Vincent Venable, vierundzwanzig Jahre alt. Ideale, Charakter, Geschichte, Verstand, Schönheit. All das, bereit … wofür? Um als Würmerfutter in die Erde gelegt zu werden.
    Die offiziellen Berichte besagten, er habe eine der Kurven am Allen Parkway, der Allee entlang des Altwassers, nicht mehr gekriegt. Stinger wusste es besser, und ich auch.
    Aber erst am nächsten Morgen, um vier Uhr, wusste ich es sicher. Buck Wilson erzählte mir von dem Fund, nachdem ich ihn angerufen hatte, und er erreichte eine Kontaktperson in der Leichenhalle am Old Spanish Trail. Der Bericht besagte, ein einziger Schuss aus einer .40-Kaliber-Waffe hatte Teile von Verlyns Schädel über die schwarzen Wasser des Bayou schwirren lassen, über dem ein voller Mond schwebte. Wut und Kummer erfüllten meine Seele. Ein Glas meines Schlafzimmerfensters ging zu Bruch, als ein Schuh von mir hindurchflog. Mein Herz krampfte sich zusammen, wenn ich an Minnie dachte, diese stattliche, schöne Frau, vom Kummer gebeugt.
    Ich hatte gerade vor, bei ihr vorbeizuschauen, als Stinger anrief und sagte, dass er bereits dort angerufen und eine Freundin von ihr abgenommen hatte. Im Hintergrund hatte er schreckliches Wehklagen gehört, sagte er, und was Frauen in solchen Zeiten brauchten, seien Frauen.
    Nach diesen Regeln betrachtet, gab es nichts mehr, was ich für Minnie Chaundelle hätte tun können. Ich hatte kurzfristig ihren Bruder gefunden, und das war alles, wofür ich bezahlt wurde. Aber der Gedanke machte mich krank, ich hätte vielleicht etwas tun können, um zu verhindern, dass er in die Hände der Bösen fällt.
    Ich ließ Minnie in Ruhe, aber ich dachte den ganzen Tag immer wieder an sie und diesen armen Jungen. Nach einer Weile erinnerte ich mich an das, was Stinger gesagt hatte von wegen sich die Stiefel nass machen und dann darüber jammern, und an das, was Verlyn selbst gesagt hatte, ›spuck's aus oder schluck's runter‹. Ich kam zu dem Schluss, dass ich mir das Heft noch mal anschauen wollte, das der Junge bei Minnie
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