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Wenn Die Nacht Beginnt

Wenn Die Nacht Beginnt

Titel: Wenn Die Nacht Beginnt
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schlüpfrigen Straßen von Öl und Gas zu laufen. Wenn er derselbe A. Barsekian war, der in Verlyns Heft als Investor aufgeführt war, dann würde es ihm vielleicht gefallen, eine Buchhaltungsprüfung des Brickner-Deposit-Projekts anzuregen. Das einzige Problem war, wenn er der Ganove war, für den ich ihn hielt, dann war er auch die Art Typ, mit dem man sich nicht anlegt, es sei denn, man hegt eine gewisse Zuneigung zum medizinischen Personal in der Notaufnahme.
    Der Mann kam zurück und sagte, Stinger könnte Mr. B. sehen, aber ich müsste an der Bar warten. Ich wollte schon protestieren, aber ich dachte, dass vielleicht Stinger mit seiner helleren Haut, schmächtigeren Figur und seinem graueren Haar für einen alten, weißen Mann nicht so Furcht einflößend wäre.
    Ich ging zur Bar und bestellte ein Starkbier bei einer Frau, deren Aufmachung nicht viel der Fantasie überließ. Sie sah so aus, als ob sie gleich bersten und uns alle mit Bierschaum besprühen würde. Sie trug einen Rock, der einen Mann zum Brüllen bringen konnte, ohne dass er es merkte.
    Das Publikum war gemischt, aber nicht sehr. Ich glaubte, einen Cop zu erkennen, der einer Tänzerin in einer pinkfarbenen Boa zulächelte, und dachte mir, man muss sein Vergnügen suchen, wo man nur kann. Die Musik war nicht überlaut, aber es war sowieso diese spezielle Art von Musik, und es dauerte nicht lange, bis ich ein starkes Bedürfnis empfand nach jemandem mit Leidenschaft und Duft und einem großen, freundlichen Herzen.
    Als Stinger zurückkam, hatte ich gerade mein zweites Glas bekommen. Er strich sich über den Spitzbart, machte eine Kopfbewegung in Richtung der Bürotür und sagte: »Es ist geschafft, Mann. Es ist in den richtigen Händen.«
    Armen Barsekian war ein einflussreicher Mann. Mir gefiel nicht sehr, was ich mir über seine verschiedenen Geschäfte vorstellen konnte, und auch nicht, wie er sie wohl abwickelte, aber manchmal, dachte ich mir, muss man einfach das Wasser die Kanäle ausgraben lassen, für die es geschaffen ist.
    Minnies kleiner Bruder Verlyn Vincent Venable war an einem Mittwochabend gestorben. Am folgenden Freitag, weit draußen vor der Stadt, fand ein Jagdhund, der gerade an einem Sumpfteich in der Nähe eines Schießplatzes trainierte, Guy Grundfest, den Geschäftsführer der Mitchell Corporation, wie er in den schlammigen Tiefen versank. Und Ray Wayne Wooley erlitt ein unglückliches Missgeschick, das ihm beide Knie brach, bei einer Fahrt mit dem Jetski, Samstag Nacht auf dem Lake Houston, wie er sagte, als er zu viel getrunken hatte.
    Am Montag fuhr ich geschäftlich nach Chicago und war vier Tage weg. Als ich zurückkam, hatte ich mich um andere Sachen zu kümmern, also schaffte ich es erst am folgenden Samstag, bei Minnie Chaundelle reinzuschauen.
    Als ich die Gross Street entlangfuhr, war die Sonne so hell, dass sie hätte Diamanten ritzen können. Das Radio sagte, es hätte fünfunddreißig Grad und etwa die gleiche Luftfeuchtigkeit, und ich dachte, es wäre an solch einem klebrigen Tag in Ordnung, wenn es sich herausstellen würde, dass Minnie Chaundelle nicht da ist. Auf die Türklingel reagierte sie nicht. Aber dann ging ich ums Haus herum und schaute durch die dichte Gruppe grüner Eichen im Friedhof und sah diese reizende, füllige Frau – von hier aus wirkte sie winzig wie ein Kind –, die vor einem Grabstein stand.
    Ich ging durch die hohen Gräser und passte auf, dass ich keiner Schlange begegnete, lief an Grabsteinen vorbei, die zerbrochen und aufeinander gelegt waren, und andere, die zwar ganz, aber umgeworfen waren, als ob ein Traktor sie umgepflügt hätte. Ich ließ mir Zeit und schaute die Steine an, da ich wollte, dass Minnie Chaundelle mich sieht und sich an mein Eindringen gewöhnt. Einige der Gräber waren so tief eingesunken, dass man kaum die Namen über der weichen Erde lesen konnte, und ich dachte mir, was für eine Schande: Diese Leute waren zum zweiten Mal gestorben.
    Als ich näher kam, sah ich den frischen Erdhügel, an dem Minnie stand. An seinem oberen Ende befand sich ein glänzender schwarzer Stein mit Verlyns Daten darauf. Minnie wandte mir ihre Augen zu, die tief wie der Sorgenfluss waren. Es gab keine Worte, die für einen Augenblick wie diesen angemessen gewesen wären, deshalb versuchte ich es gar nicht erst, ich streckte nur einen Finger in Richtung ihrer schlaffen Hand, und sie nahm ihn und hielt ihn so fest, als ob sie im Quicksand ausrutschen würde.
    Sie sagte: »Das hier ist
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