Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn die Dunkelheit kommt

Wenn die Dunkelheit kommt

Titel: Wenn die Dunkelheit kommt
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
nicht Baba Lavelle, der große Bocor. Er strebte über den hinteren Rasen dem Lagerschuppen zu.
    Die Quelle seiner Macht lag jenseits der Grube, bei den dunklen Göttern auf der anderen Seite. Er wollte von ihnen erfahren, warum sie ihn im Stich ließen. Er würde ihre Unterstützung fordern.
    Dawson feuerte einen Schuß ab, aber er war wohl mehr als Warnung gedacht gewesen, denn er kam gar nicht in Lavelles Nähe.
    Der Wind schüttelte ihn und warf ihm Schnee ins Gesicht; es fiel ihm nicht leicht, dem Sturm standzuhalten, aber er blieb auf den Beinen, erreichte den Schuppen, öffnete die Tür - und schrie erschrocken auf, als er sah, daß die Grube sich vergrößert hatte. Jetzt nahm sie das kleine Gebäude ganz ein, von einer Wellblechwand zur anderen, und das Licht, das aus ihr hervordrang, war nicht länger orangefarben, sondern blutrot und so hell, daß es ihm in den Augen weh tat.
    Jetzt wußte er, warum seine bösartigen Wohltäter ihn in eine Niederlage stürzen ließen. Sie hatten sich von ihm benützen lassen, solange sie ihn ihrerseits benützen konnten. Er war ihr Verbindungsglied zu dieser Welt gewesen, etwas, womit sie nach den Lebenden greifen und sich an ihnen festkrallen konnten. Aber jetzt hatten sie etwas Besseres als ein Verbindungsglied; jetzt hatten sie einen Durchgang zu dieser Existenzebene, einen richtigen Durchgang, der es ihnen gestattete, die Unterwelt zu verlassen. Und ihm war es zu danken, daß sie den bekommen hatten. Er hatte die Pforten nur einen Spaltbreit geöffnet und war sicher gewesen, diesen schmalen, unbedeutenden Spalt unter seiner Gewalt zu haben, aber er hatte die Kontrolle verloren, ohne es zu merken, und jetzt klafften die Pforten weit auf. Die Uralten kamen. Sie waren auf dem Weg. Sie waren schon fast da. Wenn sie anlangten, würde die Hölle auf die Oberfläche der Erde umgesiedelt sein.
    Vor seinen Füßen bröckelte der Rand der Grube weiter nach innen ab, schneller und immer schneller.
    Lavelle starrte voll Entsetzen auf das pochende Herz aus haßerfülltem Licht innerhalb der Grube. Auf dem Grund dieser tiefroten Glut sah er etwas. Es bewegte sich. Und es stieg zu ihm herauf.
    Jack sprang vom Dach, landete mit beiden Füßen im Schnee und machte sich daran, Lavelle zu verfolgen. Er hatte den Rasen zur Hälfte überquert, als Lavelle die Tür zum Wellblechschuppen öffnete. Das strahlend helle, unheimliche, rote Licht, das herausströmte, ließ Jack unvermittelt stehenbleiben.
    Natürlich, das war die Grube, genau wie Carver sie beschrieben hatte. Aber sie war nicht so klein, wie sie sein sollte, und das Licht war nicht weich und orangefarben. Carvers schlimmste Befürchtung bewahrheitete sich; die Pforten der Hölle schwangen auf.
    Während Jack dieser wahnwitzige Gedanke durch den Kopf schoß, wurde die Grube plötzlich größer als der Schuppen, der sie umschlossen hatte. Die Wellblechwände stürzten in den Abgrund. Jetzt war nur noch das Loch im Boden da. Wie riesige Suchscheinwerfer stachen die roten Strahlen aus der Grube, hinauf in den dunklen, sturmdurchwirbelten Himmel.
    Lavelle taumelte ein paar Schritte zurück, aber das Entsetzen lahmte ihn offenbar zu sehr, als daß er sich hätte umdrehen und weglaufen können.
    Die Erde bebte.
    In der Grube brüllte etwas. Es war eine Stimme, die die Nacht erzittern ließ.
    Die Luft stank nach Schwefel.
    Etwas schlängelte sich aus der Tiefe herauf. Es war wie ein Fangarm, aber picht direkt ein Fangarm, eher ein Insektenbein aus Chitin, mit scharf eingekerbten Gelenken an mehreren Stellen und doch so biegsam wie eine Schlange. Es schnellte bis zu einer Höhe von fünfzehn Fuß empor. Die Spitze des Dinges war mit langen, peitschenartigen Anhängseln versehen, die sich um ein zuckendes, geiferndes, zahnloses Maul wanden, das groß genug war, um einen Menschen verschlingen zu können. Schlimmer, an einigen Dingen war äußerst klar erkennbar, daß dies nur ein kleiner Teil der riesigen Bestie war, die da von den Pforten aufstieg; es war im Verhältnis so klein wie ein menschlicher Finger verglichen mit dem ganzen menschlichen Körper. Vielleicht war dies das einzige Glied, welches das aus der Hölle entkommene Wesen bisher zwischen die sich öffnenden Pforten hindurchstecken konnte  - dieser eine Finger.
    Das riesige, fangarmförmige Insektenglied bog sich auf Lavelle zu. Die peitschenartigen Anhängsel an der Spitze schlugen aus, fingen ihn ein und hoben ihn hoch, in das blutrote Licht hinein. Er schrie und schlug um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher