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Wenn die Dunkelheit kommt

Wenn die Dunkelheit kommt

Titel: Wenn die Dunkelheit kommt
Autoren: Dean R. Koontz
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der Wut, des Zorns, der Frustration und der Qual die Nacht.
    Die Erde bebte heftiger als zuvor.
    Jack wurde umgerissen, aber er fiel nach hinten, weg von der Grube.
    Er sah, daß der Rand nicht mehr abbröckelte. Das Loch wurde nicht größer.
    Das riesige Anhängsel, das über ihm aufragte wie eine gewaltige Schlange aus dem Märchen, fuhr nicht auf ihn los, wie er es befürchtet hatte. Statt dessen stürzte es, während sein ekelhaftes Maul unaufhörlich ins Leere schmatzte, in die Grube zurück.
    Jack kam wieder auf die Beine. Schnee klebte an seinem Mantel.
    Das Licht in der Grube begann zu verblassen, ging an den Rändern von Rot in Orange über.
    Auch die höllischen Stimmen wurden schwächer.
    Die Pforten schlössen sich.
    Von Triumph erfüllt schob sich Jack näher an den Rand heran, blinzelte in das Loch und versuchte, mehr von den monströsen und fantastischen Gestalten zu sehen, die sich in dem grellen Schein zuckend wanden.
    Plötzlich pulsierte das Licht, wurde heller, und er erschrak. Das Schreien und Heulen wurde lauter.
    Er trat zurück.
    Das Licht wurde erneut schwächer, dann wieder heller, schwächte sich ab, strahlte auf. Die unsterblichen Wesen hinter den Pforten stemmten sich dagegen, um sie offenzuhalten, sie aufzustoßen.
    Der Rand der Grube begann wieder abzubröckeln. Erde krümelte in kleinen Klumpen weg. Hörte auf. Fing wieder an. Schubweise vergrößerte sich die Grube immer noch.
    Vielleicht hatte Carver Hampton sich geirrt. Vielleicht hatten Weihwasser und die guten Absichten eines rechtschaffenen Menschen nicht genügt, um der Sache ein Ende zu machen. Vielleicht war sie schon zu weit fortgeschritten. Vielleicht konnte jetzt nichts mehr das Armageddon verhindern.
    Zwei glänzende, schwarze, segmentierte, peitschenartige Anhängsel, jedes einen Zoll dick, fuhren aus der Grube heraus, zuckten vor Jack nieder und schlangen sich um ihn. Das eine wand sich um sein linkes Bein, vom Knöchel bis zur Leiste. Das andere legte sich um seine Brust, wanderte in Spiralen seinen linken Arm entlang, ringelte sich um sein Handgelenk und riß an seinen Fingern. Das Bein wurde ihm unter dem Körper weggezogen. Er stürzte, schlug um sich, wehrte sich verzweifelt gegen den Angreifer, aber ohne Erfolg; er war in einer eisernen Umschlingung gefangen, konnte sich nicht befreien, die Fessel nicht lösen. Die Bestie, die die Fangarme ausschickte, war tief unten in der Grube verborgen, und jetzt zog sie an ihm, zerrte ihn auf den Rand zu wie ein dämonischer Fischer, der seinen Fang einholt. An jedem Fangarm lief ein gezackter Grat entlang, und die Zacken waren scharf; sie schnitten nicht sofort durch seine Kleider, aber wo sie die nackte Haut an seinem Handgelenk und seiner Hand berührten, rissen sie das Fleisch aus und drangen tief ein.
    Er hatte noch nie solche Schmerzen empfunden. Plötzlich überfiel ihn die Angst, daß er Davey, Penny oder Rebecca niemals wiedersehen würde. Er fing an zu schreien.
    In der St.-Patricks-Kathedrale machte Rebecca zwei Schritte auf die jetzt ganz gewöhnlichen Erdhäufchen zu, die noch einen Augenblick zuvor lebendige Geschöpfe gewesen waren, aber sie hielt ruckartig inne, als den verstreuten Schmutz ein zitternder Strom unmöglichen, abartigen Lebens durchlief. Das Zeug war also doch nicht tot. Die Erdkörner, -brocken und -klumpen schienen Feuchtigkeit aus der Luft zu ziehen; das Zeug wurde feucht; die einzelnen Stücke in jedem Haufen begannen zu beben, spannten sich und schoben sich mühsam aufeinander zu. Die mit einem bösen Zauber belegte Erde wollte offenbar ihre frühere Gestalt wiedererlangen, sie kämpfte darum, die Kobolde erneut aufzubauen.
    Ein kleiner, abseits von den anderen liegender Klumpen machte Anstalten, sich zu einem winzigen, mit Klauen versehenen Fuß zu formen.
    »Stirb, verdammt«, sagte Rebecca. »Stirb!«
    Jack lag am Rand der Grube, er war sicher, daß er gleich hineingezogen werden würde, seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich zum Teil auf den Abgrund vor sich und zum Teil auf den tobenden Schmerz in seiner mißhandelten Hand, und er schrie...
    ... und in diesem Augenblick riß sich der Fangarm um seinen Arm und seinen Rumpf plötzlich von ihm los. Einen Augenblick später glitt das zweite, dämonische Anhängsel von seinem linken Bein.
    Das höllische Licht wurde schwächer.
    Jetzt winselte die Bestie da unten ihrerseits in Schmerz und Qualen. Ihre Fangarme peitschten ziellos über der Grube in die Nacht.
    In diesem Augenblick des Chaos
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