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Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Titel: Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
Autoren: Maja Winter
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Königin Irana löste die goldene Kette von ihrem Hals. » Hier«, sagte sie. » Aber ich verstehe immer noch nicht, was Ihr damit vorhabt, Ritter Harlon.«
    Ehrfürchtig nahm er das Schmuckstück entgegen. Der grüne Stein, von verschlungenen goldenen Ornamenten eingefasst, leuchtete matt. Ein schwaches Pulsieren, nur dank seines magischen Talents wahrnehmbar, ging davon aus. » Ich bin mir nicht sicher«, sagte er vorsichtig. » Ich müsste mir die Kette außerhalb des Schlosses ansehen, um jeden Zweifel auszuräumen. Hier drinnen gibt es zu viele Schutzzauber, die fremde Blicke fernhalten sollen. Gestattet Ihr mir, sie mitzunehmen?«
    » Was habt Ihr denn vor, wenn dieser grüne Stein das ist, was Ihr glaubt?«, fragte die Königin.
    » Dann stehen ein paar Entscheidungen an«, sagte Harlon. » Wichtige Entscheidungen, deren Tragweite wir nicht ermessen können. Würdet Ihr Euren schlimmsten Feinden die Macht geben, die Welt zu vernichten? Würdet Ihr sämtliche Ungeheuer von der Kette lassen?«
    Irana wurde blass. » Das kann niemand verlangen. Mögen die Götter Euch und mich davor bewahren, so etwas auch nur in Erwägung zu ziehen!«
    » Und doch«, sagte Harlon bedächtig, » ist das der einzige Weg, um ihnen unsere Freundschaft anzubieten. Um ihnen einen angemessenen Platz zu geben zwischen den Königreichen südlich des Stillen Meeres. Wir werden eine Gefahr schaffen, die wir nicht wieder eindämmen können – aber wenn alles gut geht, gewinnen wir Verbündete, die von unschätzbarem Wert sind. Die Welt ist seit achthundert Jahren aus dem Lot, und wir haben die Macht, Dinge in Ordnung zu bringen, die im Großen Krieg schiefgelaufen sind.«
    Irana wurde noch blasser, nervös nestelte sie an ihrer kunstvollen Frisur herum. Trotz ihrer Jugend blickten aus ihren Augen die Klugheit und Weitsicht einer erfahrenen Frau, die sich nur vor wenig fürchtet.
    » Von wem sprecht Ihr eigentlich?«, erkundigte sie sich.
    » Von den Drachen«, sagte er ernst.
    » Aber … wieso wagt Ihr auch nur zu hoffen, diese entsetzlichen Bestien könnten unsere Verbündeten werden?«
    » In diesem Stein«, Harlons Hand schloss sich darum, » liegt ein Versprechen. Die Drachen sind mehr als das Feuer, das Wälder und Dörfer verbrennt. Sie sind mehr als Räuber, die Gold zusammenraffen und dafür Tod und Verwüstung hinterlassen. Sie sind mehr als Tiere. Sie sind … Es gibt keine Worte dafür, nicht in unserer Sprache. Ich habe geschworen, nicht darüber zu reden, was sie wirklich sind.« Seine Augen leuchteten, während er sprach, sein Gesicht strahlte.
    Irana blinzelte verwirrt. » Das sagt Ihr, der beste Drachenjäger meines Mannes? Es ist Euer Geschäft, sie zu töten! Und nun schwärmt Ihr von ihnen wie ein kleiner Junge von seinem neuen Spielkameraden. Oder wie ein Sänger von der Frau, die er liebt. Was ist nur in Euch gefahren?«
    Der Ritter antwortete nicht. Er betrachtete versonnen den grünen Stein.
    » Ihr hättet die Kette stehlen können«, sagte Irana nachdenklich. » Ihr könntet mich umbringen und damit fliehen … stattdessen kommt Ihr mit diesem unglaublichen Anliegen zu mir. Werde ich Euch jemals begreifen, Ritter Harlon?«
    » Die Welt kann sich zum Besseren wenden«, sagte er.
    » Die Welt gefällt mir eigentlich ganz gut, so wie sie ist«, gab sie zurück. » Ihr dürft nicht auf der Seite der Drachen stehen. Dafür landet Ihr am Galgen! Ihr werdet alle enttäuschen, die auf Euch zählen und an Euch glauben. Das ist Wahnsinn!«
    Er lächelte nur, aber sein Lächeln war nicht das eines Wahnsinnigen. » Es gibt keine Gewissheiten«, sagte er. » Nur Chancen. Ich schenke mein Vertrauen einem Wesen, das mein Feind sein müsste. Alles, woran ich je geglaubt habe, hat es durcheinandergebracht, und das Einzige, was ich weiß, ist dies: Ich bin kein Drachenjäger mehr. Ich bin …« Er lachte auf. » Ja, was bin ich? Sein Freund? Sein Diener? Ich war ein Mann des Königs, doch jetzt …«
    » Nehmt.« Irana legte ihre Finger um seine Hand, die den Stein umschloss. » Nehmt und geht und schweigt still, bevor ich überhaupt nichts mehr begreife. Überprüft, ob dieser Stein der richtige ist, und dann versucht mir zu erklären, ob es sich lohnt.«
    Der Ritter nickte. Erst als er schon im Hof war, fiel ihm ein, dass er sich gar nicht bedankt hatte. Er trug seinen Schatz nach draußen, und je weiter er kam, umso stärker schien das Leuchten in seiner Tasche zu werden, ein Licht, das nicht seine Augen, sondern sein Herz zum
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