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Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt
Autoren: C. J. Lyons
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bereits dunkel geworden.
    »Also, warum bist du wirklich hier, Carver?«, fragte Caitlyn und führte ihn in ihr Zimmer des Blue Ball Inn , eines einstöckigen Motels im Fünfzigerjahre-Stil. »Hast du dir etwa Sorgen um mich gemacht?«
    »Nicht wegen des Falls.« Er schleuderte seinen Militärrucksack auf das zweite Bett und schaute sich in dem Zimmer um, das von Tweedstoffen in verschiedenen Brauntönen dominiert wurde. »Hey, das Bett hat ’ne Massagefunktion. Hast du mal ’ne Münze?«
    »Warum dann?« Sie lehnte an der geschlossenen Tür und hielt die Arme vor der Brust verschränkt. Sie mochte keine Überraschungen – nicht einmal freudige. Denn meist schlugen sie ins Gegenteil um und gerieten außer Kontrolle. Und nichts hasste Caitlyn mehr als das – die Kontrolle zu verlieren. Noch ein weiterer Grund, warum sie alleine lebte und arbeitete.
    »Da ich in deiner Wohnung eingesperrt war, bin ich verrückt geworden. Ich brauchte ein wenig Action.«
    Seine »Action«, die darin bestand, ihr sicheres Zuhause zu verlassen, würde bei dem Bundesstaatsanwalt höchstwahrscheinlich einen Herzinfarkt auslösen, aber das war ja nicht ihre Sache. Sie würde ihn auch nicht darauf hinweisen, dass es wahrscheinlich kein nächstes Mal im Einsatz für ihn geben würde. Nicht, nachdem er gegen die Reapers ausgesagt
hatte.
    Sie wusste genau, wie es sich anfühlte, aus einem Beruf gedrängt zu werden, der einem alles bedeutete – im vergangenen Jahr hatte sie sich nach dem Zusammenstoß mit einem Killer einer Notoperation am Gehirn unterziehen müssen, und das hätte beinahe das Ende ihrer Karriere bedeutet. Jetzt war ihr eine letzte Chance zuteilgeworden, sich auf ihrer neuen Stelle zu beweisen.
    »Mir ist aufgefallen, dass deine Großeltern ganz in der Nähe leben«, fügte er hinzu. »Da dachte ich mir, es wäre schließlich das erste Mal, dass du sie siehst, nachdem du die Wahrheit über den Tod deines Vaters herausgefunden hast, also …«
    Er zuckte mit den Achseln, ihm war dieses Gespräch ganz offensichtlich unangenehm. Ihr auch. Manchmal vergaß sie, dass er Dinge über sie und ihre Familie wusste, die sie sonst niemandem anvertraut hatte. Es war so viel einfacher, sich hinter Wortgeplänkel, Sex und der Gewissheit zu verstecken, dass er schon bald genauso unvermittelt aus ihrem Leben verschwinden würde, wie er hineingeschneit war.
    Seit Carver und Caitlyn sich vor zwei Monaten gegen Ende seiner verdeckten Ermittlungen kennengelernt hatten, war er zwischen FBI und Bundesstaatsanwalt hin- und hergereicht worden, es gab Einsatznachbesprechungen, seine beeidigte Aussage wurde abgeklopft sowie die gefürchteten psychologischen Gutachten erstellt. An einem verregneten Abend war er dann wie ein streunender Kater bei ihr vor der Haustür aufgetaucht, mit nassem Haar, das ihm auf die Schultern fiel, und allem, was er noch besaß, in einer Reisetasche, die er über der Schulter trug. »Dachte mir, hier suchen die Reapers mich bestimmt nicht«, hatte er gesagt und sich so in ihrer Wohnung und ihrem Leben eingenistet.
    Jeden Abend, wenn Caitlyn von Quantico nach Hause kam, hatte sie damit gerechnet, ihn nicht mehr vorzufinden. So war ihre Beziehung eben – ohne jegliche Verpflichtungen oder etwas, das den anderen in seiner Unabhängigkeit oder Freiheit beschnitt.
    Es war die Art von Beziehung, die sie sich beide wünschten. Sogar brauchten, da er sich erst langsam wieder an ein normales Leben nach der Zeit als verdeckter Ermittler gewöhnte, und sie sich den Herausforderungen ihrer neuen Aufgabe stellte. Zumindest redete Caitlyn sich das ein. Wenn es um Beziehungen ging, war ihre Erfolgsbilanz mehr als bescheiden. Da war diese eine Katze gewesen, um die sie sich einmal gekümmert hatte. Als es kälter wurde, hatte das Tier sich jedoch gegen Caitlyn und für ihre Vermieterin entschieden, hatte die Freiheit gegen regelmäßige Mahlzeiten und einen warmen Schoß zum Schlafen getauscht. Dann kam der Facharzt für Neuroradiologie, der Caitlyn heiraten wollte. Ihn wiederum hatte Caitlyn für eher unregelmäßige Mahlzeiten, ein kaltes leeres Bett und ihre Karriere verlassen.
    Dennoch beschlich sie in letzter Zeit, immer wenn sie abends nach den Schlüsseln zu ihrer Wohnung kramte, dieses seltsame Gefühl … Vorfreude, Angst, Unsicherheit und … Hoffnung. Und das alles wegen Carver.
    »Ich habe die Eltern von meinem Vater schon auf dem Weg hierher besucht.« Und das war schon unangenehm genug gewesen. Ihre Großeltern hatten sie zu
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