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Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt
Autoren: C. J. Lyons
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des Escalades sichern sollen – eine einfache Aufgabe, da Schultz angeblich allein unterwegs war. So war es ihnen zumindest gesagt worden. Durch die getönten Scheiben konnte man nicht ins Innere des Wagens blicken. Schultz stand jetzt auf der Fahrerseite neben seinem Wagen, sämtliche Waffen und alle Blicke waren auf ihn gerichtet – einzig Caitlyn sah das kleine Mädchen, das da plötzlich aus der Beifahrertür sprang und mit einer halb automatischen Pistole direkt auf ihr Herz zielte.
    Fieberhaft überlegte sie, was zu tun war. Automatisch hatte Caitlyn ihre Waffe auf die Kleine gerichtet, drückte jedoch nicht ab. Das Mädchen war ein dürres Ding, schätzungsweise elf Jahre alt, mit blonden Zöpfen und Sommersprossen auf der Nase. Sie trug eine fliederfarbene Jacke mit Puffärmeln, auf die eine grinsende Katze mit überdimensional langen Schnurrbarthaaren aufgestickt war. Die Schnurrbarthaare verliefen direkt über dem Herzen des Mädchens und bildeten eine perfekte Zielscheibe.
    »Waffe runter!«, rief Caitlyn.
    »Lassen Sie meinen Vater gehen!« Die Kleine fuchtelte mit der Waffe in Caitlyns Richtung.
    Alle Augen richteten sich auf das Mädchen. Ihr Vater nutzte die Gunst der Stunde, um in den Wald neben der Straße zu flüchten. Sofort hefteten sich ihm Holdeman und einer der Polizisten unter lauten Rufen an die Fersen.
    Caitlyn rührte sich nicht. Wagte nicht einmal zu blinzeln. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem Mädchen und der Pistole.
    Schultz’ Tochter stand mit leicht geöffneten Beinen da und machte insgesamt den Eindruck, als wisse sie genau, wie man mit einer Pistole umgeht. Ein Grund mehr für Caitlyn, nicht länger zu zögern – ein bewaffneter Gegner, der nicht auf Zurufe reagiert … jahrelanges Training gebot, die Bedrohung auszuschalten. Auf der Stelle.
    Aber der Gegner war noch ein Kind. Wären weitere Menschenleben in Gefahr gewesen, hätte Caitlyn abgedrückt. Aber auf dieser Seite des Wagens standen nur sie und das Mädchen. So unvernünftig es war, das eigene Leben für das der Kleinen zu riskieren, sie musste es zumindest versuchen.
    »Das wird deinem Vater nicht helfen«, sagte Caitlyn und blendete alles um sich herum aus, bis es nur noch sie und das Mädchen gab. Sogar das fröhliche Zwitschern der Vögel, die neben den Pferden auf den Feldern pickten, war verstummt. »Wie heißt du?«
    Die Tochter des Commissioners zog die Stirn kraus. Als würde sie gleich anfangen zu weinen und die Waffe niederlegen. Doch genau in diesem Moment zerrten Holdeman und der Polizist den in Handschellen gelegten Schultz aus dem Wald.
    Die Kleine richtete sich zu voller Größe auf. Ihre Augen waren vor Wut nur noch schmale Schlitze, und sie zielte weiterhin direkt auf Caitlyn.
    »Ich habe gesagt«, ihre Stimme wurde vor Zorn ganz schrill, »sie sollen meinen Vater loslassen. Jetzt gleich!«
    »Wir können überhaupt nichts tun, ehe du nicht die Waffe runtergenommen hast.« Caitlyns Sichtfeld verengte sich zu einem schmalen Tunnel, doch sie kämpfte dagegen an, um weiterhin den Überblick zu behalten. Der zweite Polizist war hinter das Mädchen gerückt und visierte es an. Eine falsche Bewegung, und er würde auf die Kleine schießen.
    Dazu würde es jedoch nicht kommen, schwor Caitlyn sich. Sie löste eine Hand von der Waffe und streckte sie nach dem Mädchen aus. So wollte sie Nähe schaffen, obwohl noch gut sechs Meter zwischen ihnen lagen.
    »Deinem Vater wird nichts geschehen, Kleines.« Verdammt, sie hatte den Namen der Tochter vergessen, obwohl er vorhin bei der Einsatzbesprechung gefallen war. »Und er würde doch auch nicht wollen, dass dir etwas zustößt, nicht wahr?« Oder irgendjemandem sonst – zumindest hoffte sie das. »Leg einfach die Pistole auf den Boden und komm zu mir. Dann darfst du mit deinem Vater mitgehen.«
    Auf der anderen Seite des Escalades führte Sheriff Holdeman Schultz zu einem der Streifenwagen. Das Mädchen wirbelte herum und trat einen Schritt zurück, damit sie Caitlyn und ihren Vater gleichzeitig im Auge behalten konnte. »Lassen Sie ihn in Ruhe! Gehen Sie sofort von ihm weg!«
    Zeit für eine härtere Gangart. Caitlyn legte beide Hände wieder fest um die Glock und beugte sich vor. »Sieh mich an«, befahl sie. Das Mädchen gehorchte und schaute sie über den Lauf ihrer Pistole hinweg an. »Spürst du, wie deine Finger langsam taub werden? Und wie schwer die Waffe wird? Das kommt vom Adrenalin. Schau nur, wie deine Hand zittert.«
    Es wirkte. Das Mädchen blickte
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