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Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt
Autoren: C. J. Lyons
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gefunden.
    Sie ignorierte die umherkrabbelnden Insekten, machte sich so klein wie möglich und grub sich tiefer in die weiche Erde, wartete und wagte kaum zu atmen.
    Ihr Herz schlug so heftig und schnell, dass sie überzeugt war, die Blätter der anderen Bäume über dem Stumpf müssten erzittern. Doch hier würde sie niemand finden, es sei denn, ihre Verfolger nahmen sich die Zeit, jeden einzelnen toten Baum auf Herz und Nieren zu prüfen oder sämtliche tiefliegenden Äste anzuheben, um darunter nachzusehen.
    Eine Zeit lang war sie hier sicher. Außer sie kamen mit einer ganzen Armee. Maria hatte jedoch zusammen mit dem Mann mit der Narbe, der Prescott erschossen hatte, nur fünf Männer gezählt.
    Sie war immer noch verwirrt, wegen dem, was er zu Prescott gesagt hatte. Hatte Prescott sie etwa hierhergeführt, weil er gehofft hatte, ganz allein den Schatz zu finden? Aber der Mann hatte auch erwähnt, Prescott hätte sie zu El Doctor bringen sollen – damit musste er Professor Zigler gemeint haben. Der Professor, was würden die Männer ihm und seinem Team antun? Er war schon alt, über siebzig, ihn würden sie doch sicher nicht anrühren … Die Erinnerung an Prescotts blutüberströmtes Gesicht löschte diesen kleinen Hoffnungsfunken gleich wieder aus.
    Während sie so zusammengekauert dalag und ihr nach und nach alle Gliedmaßen einschliefen, entwarf sie im Geiste eine Karte von der Umgebung. Der Tempel lag weniger als drei Kilometer Luftlinie von hier in nordöstlicher Richtung, etwas mehr, wenn man die Straße nahm. Die würde sie aber ohnehin meiden müssen. Die nächste Stadt war über fünfunddreißig Kilometer weit entfernt, das konnte sie also vergessen. Aber wenn sie sich bis zum Fluss durchschlug, könnte sie ihm in Richtung der Berge bis zu dem Krankenhaus folgen, das sie auf einer der Karten gesehen hatte. An dem verschlungenen Fluss entlang würde sie zwar wesentlich länger brauchen, aber es wäre sicherer als die Straße. Sie musste es also nur bis zum Fluss schaffen.
    »Maria«, rief eine Männerstimme, und löste damit wildes Vogelgekreische aus. Sie hörte einen leichten spanischen Akzent heraus. »Wir werden dir nichts tun. Wir sind hier, um dir zu helfen. Komm raus.«
    Ja, genau. Hielten die sie für dämlich? Prescott hatte es vielleicht auf den Schatz abgesehen gehabt, aber diese Männer hier waren Mörder.
    Ihre Verfolger standen zwischen ihr und der Straße, aber das war gut. Dorthin wollte sie sowieso nicht zurück. Was die wiederum nicht erwarten würden.
    »Wir brauchen sie lebendig«, wies der Mann seine Komplizen an. »Schwärmt aus und sucht die Strecke bis zur Straße ab. Sie kann nicht weiter als bis hierhin gekommen sein, wir werden sie ins offene Gelände treiben.«
    Nein, das werdet ihr nicht, dachte sie dickköpfig. Ihr taten die Beine weh, und der Drang, sich zu bewegen, wurde langsam übermächtig. Sie biss sich auf die Innenseite der Wange, um sich durch diesen Schmerz von dem anderen abzulenken.
    Unter lautem Geraschel trampelten die Männer durchs Unterholz. Vor ihrem geistigen Auge sah sie geschwungene Macheten und Maschinengewehre. Einer von ihnen hob tatsächlich die Blätter auf der anderen Seite des Baumes an, der sie verbarg.
    Maria schloss die Augen und erwartete, jeden Moment von einer Kugel getroffen zu werden. Ihr Herzschlag pulsierte an ihren Schläfen, ihr Brustkorb zog sich eng zusammen.
    Dann war der Mann fort. Sie verspürte plötzlich den dringenden Drang zu pinkeln und versuchte, sich davon abzulenken, indem sie an etwas anderes – irgendetwas anderes –dachte. Ihr Vater kam ihr in den Sinn, mit seiner militärischen Haltung, der ernsten Miene und dem finsteren Blick, mit dem er jeden bedachte, der es wagte, sich ihm zu widersetzen. Doch hinter dieser Fassade war er so unglücklich, dass Maria jedes Lächeln von ihm wie einen Schatz hütete. Sie dachte an ihre Mutter, mit der Schönheit und Eleganz einer Königin, stets würdevoll und selbstbewusst, das Gegenteil von Maria.
    Sie wünschte, sie wäre nie von zu Hause fortgegangen. Sie hätte auf ihre Eltern hören sollen. Die beiden hatten recht. Sie gehörte sicher nach Hause, wo sie es sich mit einem ihrer Bücher gemütlich machen konnte.
    »Maria, bitte, lass uns dir helfen«, rief der Mann. »Dein Vater schickt uns. Wir sind alte Freunde von ihm aus Armeezeiten. Er macht sich große Sorgen um dich.«
    Maria spitzte die Ohren, hoffte wider besseres Wissen darauf, eine vertraute Stimme zu erkennen. War
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