Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt
Autoren: C. J. Lyons
Vom Netzwerk:
auf den weichen Boden. Prescott wusste, was er tat, er würde das klären. Schon bald würden sie mit dem Professor, seinen Studenten und Mitarbeitern fröhlich um ein Lagerfeuer sitzen und über ihr Dschungelabenteuer lachen.
    »Sie hatten einen klaren Auftrag«, sagte der Mann in tadelndem Tonfall, wie ein Vater, der ein ungehorsames Kind schilt. »Sie sollten sie sicher zu El Doctor bringen. Aber dann hat Sie wohl die Gier gepackt«
    »Es tut mir leid«, sagte Prescott und streckte die Arme aus, wie um sich zu ergeben. Maria hörte die Angst in seiner Stimme, was ihre eigene Panik noch weiter anfachte. Und was sollte das heißen, »gierig«? Vielleicht konnte Prescott das hier doch nicht klären. All diese Fragen über den Schatz – wollte Prescott ihn etwa für sich?
    Sie schob die verwirrenden Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf das Nächstliegende. Tief hinter der Tür geduckt glitt sie weiter aus dem Wagen, hinter die großen Blätter eines farnartigen Busches. Sie bewegte sich sehr langsam, kroch nur zentimeterweise voran, damit keine Bewegung der Blätter sie verriet, bis zu einer Palme, hinter deren Stamm sie sich verstecken und von wo aus sie die Männer auf der Straße beobachten konnte.
    Der Mann mit der Narbe nahm Prescotts Entschuldigung nickend zur Kenntnis. Er lächelte sogar und bleckte die Zähne, als sei alles vergessen und vergeben. Prescott entspannte sich ein wenig.
    Da zog der Mann seine Pistole und schoss Prescott in den Kopf.
    Alles lief wie in Zeitlupe ab. Prescotts Körper zuckte, sackte zusammen und fiel zu Boden.
    Maria schrie auf, doch vor Entsetzen war ihre Kehle wie zugeschnürt, sodass kein Laut hervordrang. Sie konnte nicht anders und musste über die Schulter zurück zu Prescott schauen, obwohl ihre Füße sie bereits von dem grauenvollen Anblick forttrugen.
    Der Mann ging an Prescott vorbei auf den Jeep zu. Mit einem Mal lief die Zeit wieder in normaler Geschwindigkeit. Maria wandte sich von Prescott ab – er war offensichtlich tot, sie konnte also nichts für ihn tun – und rannte los.
    Blätter und Ranken trafen sie am Körper, sie zog den Kopf ein, falls irgendwelche Kugeln fliegen sollten, streckte die Arme aus und rannte wie nie zuvor in ihrem Leben. Sie wünschte, ihr Vater wäre hier, um sie zu retten, zu beschützen.
    Warum war sie bloß je von zu Hause fortgegangen?

3
    Während der knapp dreizehn Kilometer langen Fahrt zum Revier zählte Caitlyn sieben Scheunen und drei Häuser. Die einzigen Menschen, die sie sah, waren ein Amisch-Bauer und seine Söhne, die in weiter Ferne ein Feld pflügten. Ihre von Pferden gezogenen Pflugscharen wirbelten eine Staubwolke auf, die dem Märzsonnenschein einen goldenen Schimmer verlieh. Es war schwer vorstellbar, dass diese Männer in derselben Realität wie Caitlyn lebten.
    Sie fragte sich, ob die Amischen wohl Konvertiten aufnahmen. Halb-atheistische FBI -Agentinnen mit blutbefleckter Seele, um genau zu sein. Wohl kaum.
    Sie nahm eine Kurve und die Bauern mit ihren Pferden verschwanden aus ihrem Sichtfeld. Das Polizeirevier befand sich in Blue Ball. Ein Dorf mit weniger als tausend Seelen, das entstanden war, als ein unerschrockener Händler hier vor zweihundert Jahren eine Herberge an der Kreuzung zweier Indianerpfade errichtet hatte.
    Sie fuhr hinter Sheriff Holdeman auf den Parkplatz des zweckmäßigen quadratischen Betonbaus und parkte hinter einer ihr wohlbekannten Harley. Vergebens versuchte sie, ein Lächeln zu unterdrücken. Was zum Teufel hatte Carver hier verloren?
    Sie suchte ihn mit den Blicken, als sie dem Sheriff auf die Wache folgte und ihre Füße ein kleines Freudentänzchen aufführten. Carver war jedoch nicht zu sehen.
    Die Leute von der State Police und Holdemans Deputies fertigten Schultz und seine Tochter ab. Sheriff Holdeman blieb in dem offenen Großraumbüro stehen und sah zu, wie sich die Tür der Arrestzelle hinter Schultz schloss. Dann musterte sie die wenigen noch verbliebenen Deputies, allesamt Männer.
    Es gab keine offensichtlichen Beifallsbekundungen, aber jeder der Männer saß ein wenig aufrechter da und erwiderte den Blick des Sheriffs, die meisten mit einem zufriedenen, anerkennenden Nicken.
    Holdeman nickte zurück. Sie hatte es geschafft. Dann öffnete sie die Tür zu ihrem Büro, Caitlyn folgte ihr.
    Zumindest besaß Carver genügend Anstand und hatte sich nicht in Holdemans Stuhl gesetzt. Stattdessen lehnte er sich mit selbstgefälligem Lächeln und lässig ausgestreckten Beinen in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher