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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)
Autoren: Sandra Andrea Huber
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sehen. Hätte sie nicht retten und sich mit ihr bekannt machen können. Es brachte in der Tat nichts, die Vergangenheit zu verfluchen oder sie sich anders zu wünschen. Schon die kleinste Änderung könnte alles verändern: ihr ganzes Leben und das Leben all der anderen um sie herum. Alles hing zusammen, war miteinander verbunden. Machte man irgendwo einen Schnitt – und sei er auch noch so klein –, so beschädigte man das gesamte Gewebe.
    „Ich soll dich versorgen und herrichten … Wenn ich das nicht tue, bekomme ich Ärger …“, kam es bedächtig von Anna.
    Gwen fasste sie ins Auge. „Was genau sollst du mit mir machen?“
    „Ich habe Verbandszeug und Salbe dabei, um deine Wunden zu versorgen. Und Klamotten, die du anziehen sollst“, erwiderte Anna nun etwas kleinlaut.
    Gwen griff nach dem Bündel, das Theresa zuvor auf das Sofa geworfen hatte, und machte große Augen, als sie den Inhalt herauszog: Schwarze Plateau High Heels, ein schwarzer trägerloser Spitzen-BH samt passendem Slip und ein rotes, trägerloses Kleid aus Chiffon, das gemessen an seiner Größe und Länge aussah, als wäre es für eine fünfjährige gedacht. Den rötlich transparenten Stoff, der von der Taille abwärts über die Grundlänge des Kleides hinausragte, konnte man nicht werten.
    Entsetzt starrte sie auf das Klamottenarsenal und versuchte sich nicht auszumalen, welche Art von Beute sie in diesem Aufzug abgeben würde. Oder mehr: welches Raubtier sie damit anlocken würde.
    „Das ziehe ich nie und nimmer an“, presste sie schließlich in einer Mischung aus Ekel und Grauen hervor.
    „Ich glaube nicht, dass du eine Wahl hast“, stellte Anna trocken fest.
    „Man hat immer eine Wahl“, schoss sie zurück und wunderte sich im gleichen Augenblick über ihre eigenen Worte.
    Man hat immer eine Wahl?
 Glaubte sie das wirklich? Oder wollte sie das nur glauben?
    Fakt war doch, dass sie allein keine Chance hatte, von hier wegzukommen. Nicht zu vergessen, dass sie sich nicht gerade in körperlicher Bestform befand.
    „Du kannst Merkas ausrichten, dass ich seinen Modegeschmack absolut nicht teile und lieber meine zerfetzten Klamotten anbehalte. Falls ihm das nicht passt oder für seine Kunden zu minderwertig ist, kann er mich ja wieder nach Hause schicken.“
    Anna schluckte schwer. „Das kannst du … Du kannst dich nicht widersetzten. Das geht nicht gut aus. Glaub mir.“ Furcht sprach überdeutlich aus ihrer Stimme und weckte abermals Mitgefühl für das junge Mädchen.
    „Hör zu: Wenn ich mich widersetze, ist das einzig mein Problem. Du hast damit nichts zu tun. Du steckst nicht mit drin.“
    „Oh doch! Was glaubst du passiert mit mir, wenn ich Merkas sage, dass du dich weigerst, die Klamotten anzuziehen und dich von mir herrichten zu lassen?“ Nun war es bereits Hysterie, die ihren Worten innewohnte.
    Einen Moment lang sah sie das junge Mädchen mit unschlüssigem Blick an. Dann erhob sie sich die Zähne zusammenbeißend und ging auf die Türe zu.
    Kaum, dass sie diese einen Spalt geöffnet hatte, wurde sie schon von ihrem Türsteher zurück ins Zimmer geschubst.
    Er warf einen musternden Blick an ihr herab. „Hast du was an den Ohren? Du sollst dich frisch machen! Vorher kommst du hier nicht raus! Oder soll ich vielleicht ein bisschen nachhelfen?“
    Sie tat einen Schritt rückwärts, griff die Tür und schlug sie ihm vor der Nase zu.
    Vorher kommst du hier nicht raus.
    Wenn das so war … würde es wohl doch auf das Rotkäppchenkostüm für Bambis hinauslaufen.
    Sie wandte sich um und nickte widerwillig: „Von mir aus … ich ziehe das Zeug an.“
    Zusammen mit Anna quetschte sie sich in die Unterwäsche, das Kleid und die Schuhe. Nach dieser Tortur platzierte sie sich so regungslos wie möglich auf der Couch, während das junge Mädchen ihre Haare erst vom Gestrüpp befreite, anschließend mit einem Glätteisen in Form brachte und sie dann mit reichlich Make-up, Puder, Rouge, Lidschatten, Wimperntusche und Lippenstift bearbeitete. Make-up und Puder kamen sowohl in ihrem Gesicht als auch auf den – erwarteten – blauen Stellen zum Einsatz.
    Nicht nur, dass jede Bewegung, ebenso wie jede Nichtbewegung, schmerzte – darüber hinaus war ihr auch ziemlich übel. Ihr Kopf dröhnte und sie hatte die ungute Vermutung, dass sie eine Gehirnerschütterung hatte.
    „So … ich glaube, das reicht“, sagte Anna nach einer Weile und trat einen Schritt zurück, um sie vollständig zu begutachten.
    Möglicherweise war es
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