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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)
Autoren: Sandra Andrea Huber
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Weder passten die drei Sparten zusammen, noch ahnte sie Gutes. „Und das soll heißen …?“, fragte sie argwöhnisch.
    „Es bede …“
    Die Rothaarige unterbrach ihre Freundin. „Ganz einfach: Es bedeutet, dass hier gegessen, genossen und gejagt wird. Nur eben nicht von oder mit Essen, Pferden und Wild.“
    „Sondern …?“, setzte Gwen argwöhnisch nach.
    Die Blondine schnaubte. Völlig unangebrachter und unverständlicher Weise, wie Gwen fand.
    „
Wir 
sind das Essen, die Pferde und die Beute. Von uns wir gegessen. Wir werden geritten. Wir werden gejagt.“
    Gwen sah verstört drein. „Und das scheint dir rein gar nichts auszumachen, wie mir scheint …? Bist du gerne die Vorspeise, das Lastentier oder Bambi? Wie kannst du so ruhig darüber reden, als ob das die normalste Sache der Welt ist? Als ob du es freiwillig machst?“
    Wieder antwortete die Rothaarige patzig: „Ich mache es freiwillig! Ich bin hier, weil ich hier sein will.“
    Gwen wollte ihren Ohren nicht trauen. Ihre Fassungslosigkeit stand ihr wohl überdeutlich ins Gesicht geschrieben, denn die Blondhaarige setzte mit ruhiger Stimme an sie gewand nach: „Du kannst dir das hier als spezielles und extravagantes Bordell für Sensaten vorstellen. Jeder der herkommt wünscht sich einfach … Unterschiedliches … und bekommt es hier auch …“
    Die Worte prallten nur schwach gegen Gwens Aufmerksamkeit. Sie war mit weit bedeutenderen Gedanken beschäftigt. Zum Beispiel, was genau Merkas mit ihr vorhatte, wenn er sie hier in diesem Restaurant / Gestüt / Jagdclub einspannen wollte. Sie musste hier weg. Und das schleunigst.
    Sie stemmte sich vom Sofa hoch und musste die Zähne hart aufeinanderpressen, um nicht lauthals zu ächzen. Jede Bewegung pochte sich heiß durch ihren Körper.
    Der Pagenkopf trat vor und sagte mitfühlend: „Wir haben ein paar Pillen dabei. Nach denen geht’s dir gleich besser.“
    Sie sah in die Handfläche der Frau, in der sich fünf Röhrchen mit grauem Pulver als Inhalt befanden.
    Ein paar Sekunden stierte sie weiter darauf, dann sah sie die junge Frau an und sagte mit ungläubiger Stimme: „Nehmt ihr das auch? Damit ihr keine Schmerzen mehr spürt oder nicht mitbekommt, was man mit euch anstellt? Oder willst du mir etwa weismachen, dass es ein spurenfreies Vergnügen ist, die Beute der Jäger zu sein?“
    Die Blondine sah ihr mit einem versteinerten Ausdruck auf dem Gesicht entgegen. Ihre Augen waren trüb und sahen müde aus. Sie zeugten nicht von freiem Willen, der sie hier arbeiten ließ.
    „Kümmere du dich mal um diese neunmalkluge Zicke", patzte d ie Rothaarige genervt in Richtung ihrer Freundin. „Ich drehe derweil eine Runde und seh nach, wer alles da ist. Du kommst bestimmt allein zurecht, Anna.“ Mit diesen Worten warf sie das Bündel, das sie in Händen gehalten hatte, auf das Sofa und stolzierte aus dem Raum.
    Entschuldigend sagte die Blondhaarige: „Sie ist … nicht mehr sie selbst. Sie war mal ganz nett. Am Anfang. Aber jetzt ist sie einfach nur noch eine explosive Bombe, die mal zickig, traurig, hyperaktiv und himmelhoch jauchzend ist. Sie hat sie nicht mehr unter Kontrolle – ihre Gefühle und Stimmungen, meine ich. Dazu kommt, dass sie einem … Kunden schöne Augen macht. Sie glaubt tatsächlich, er steht auf sie. So sehr, dass er sie mit zu sich nimmt, um sie für sich allein zu beanspruchen. Ich glaube, das liegt schon immer in ihrem Charakter: Nach dem Unerreichbaren und Unmöglichen greifen und sich sonst was auf sich selbst einbilden.“ Sie beendete ihre Erklärung mit einem matten Lächeln.
    „Und was ist mit dir? Bist du auch freiwillig hier?“
    „Ich?“ Die Blondine schien für einen Moment lang total perplex, dann lächelte sie. Diesmal weniger mühsam, aber immer noch so, als ob sie schon lange nicht mehr richtig gelächelt hatte. „Ich kann mich nicht erinnern, wann das letzte Mal jemand gefragt hat, wie es mir geht oder was ich fühle.“
    Gwen war verlegen und wortlos angesichts dieser Aussage und starrte die junge Frau nur mit leicht geöffnetem Mund an.
    „Nun … Theresa und ich sind fast zeitgleich hierhergekommen. Ich bin einfach dem falschen Mann über den Weg gelaufen … und Theresa … war wohl einfach zu neugierig und blauäugig, um sich freiwillig auf diesen „Job“ einzulassen. Jedenfalls sagt sie, dass sie freiwillig hergekommen ist und auch immer noch aus freien Stücken hier ist. Vielleicht … kommt sie so einfach besser damit klar …
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