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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag
Autoren: Annette Moser
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dass du mitkommst. Ich weiß, dass es dir noch schwerfällt, unter Leute zu gehen. Aber etwas Ablenkung wird dir guttun, du wirst schon sehen. Versprich, dass du dich heute ein bisschen amüsierst, okay? Und wenn es mit dieser Knalltüte Noah ist. Ich weiß ja, dass du ihn zum Anbeißen findest.«
    Da muss selbst ich kichern. Carla spielt auf meinen einmaligen, aber unvergesslichen Flirt mit Noah an. Der Typ sieht aus wie ein Model, was er allerdings auch ganz genau weiß, und ist mit einem dementsprechenden Selbstbewusstsein gesegnet.
    »Oh Mann, ich brech immer noch ab, wenn ich an diesen Abend denke.« Carla schüttelt grinsend den Kopf. »Wie krass dich dieser Schnösel angegraben hat und was er alles probiert hat, um dich zu küssen – nach gerade mal einer Stunde!«
    »Tja, wärst du nicht kichernd an der Bar gestanden, sondern mir zu Hilfe gekommen, hätte ich ihn nicht in die Schulter beißen müssen, um ihn loszuwerden«, entgegne ich zu meiner Verteidigung.
    »Ja, ich weiß, tut mir leid. Aber es wäre doch zu schade gewesen, wenn ich Noah um diese Erfahrung gebracht hätte, oder?«
    »Auch wieder wahr«, gebe ich zu.
    Carla nickt. »Wenigstens kennen wir jetzt schon einige Leute und müssen nicht mehr wie zwei kleine schüchterne Mädchen in der Ecke stehen und darauf warten, dass uns jemand fragt, ob wir mitspielen wollen. Weißt du noch, wie schrecklich wir uns auf der letzten Semesteranfangsparty gefühlt haben?« Sie lacht.
    »Klar«, sage ich. Das war vor einem halben Jahr. Carla und ich waren gerade erst nach Hamburg gezogen und ein Typ hatte vor der Uni Flyer verteilt, die für eine Studentenparty warben. »Da gehen wir hin!«, hatte Carla gemeint. »Bestimmt lernen wir nette Leute kennen.« Auf der Party hatten wir allerdings das Gefühl, in einer fremden Welt gelandet zu sein. Die meisten kannten sich schon und kaum jemand würdigte uns eines Blickes. Außerdem waren mir die Jungs dort definitiv zu glattgebügelt.
    »Der Oberknaller war, als Tamara und ihr Hofstaat aufgetaucht sind!« Ich war fest davon überzeugt, bei der Clique handele es sich um Leute von irgendeiner Promotionagentur. Sie waren top gestylt, trugen die angesagtesten Designerklamotten und hatten ihren eigenen Champagner mit passenden Gläsern dabei.
    »Pffft!« Meine Cousine macht eine abwertende Handbewegung. Auf Tamara und ihren Dunstkreis, zu dem auch Noah gehört, ist sie nicht gut zu sprechen. Die meisten von ihnen studieren BWL oder Kommunikationswissenschaften und Carla hat einige gemeinsame Kurse mit ihnen. Ihrer Meinung nach sind sie durch die Bank hirnverbrannt und nur deshalb noch nicht exmatrikuliert worden, weil ihre Papis der Uni jedes Semester ein paar Schecks mit vielen Nullen zukommen lassen. Vielleicht hat sie sogar recht, obwohl ich nicht glauben kann, dass alle von ihnen aus dem gleichen Holz geschnitzt sind. Selbst unter Millionärskindern muss es doch ein paar vernünftige Ausnahmen geben. Carla steckt Menschen gerne in Schubladen und verliert dann den Schlüssel, sodass sie nie wieder die Chance bekommen, sich in einem anderen Licht zu zeigen.
    »Diese Idioten mit ihrem angeberischen Getue können uns nicht mehr beeindrucken. Vor denen müssen wir uns nicht verstecken«, sagt meine Cousine bestimmt. »Außerdem steht der Sommer vor der Tür. Dieses Semester wird komplett anders als das letzte, du wirst schon sehen. Alles wird anders. Besser.«
    »Klar, ich weiß«, sage ich und wünschte, ich könnte mir selbst glauben. Um meiner Aussage Nachdruck zu verleihen, füge ich hinzu: »Ab jetzt geht es bergauf.«
    »So ist es, Süße, genau das will ich hören!« Carla drückt mir einen Kuss auf die Wange. »Und nun werde ich versuchen, irgendetwas halbwegs Ansehnliches aus meinen Haaren zu machen, damit du mir später nicht die ganze Show stiehlst.« Während Carlas hellbrauner Lockenkopf im Bad verschwindet, lasse ich mich auf unsere hässliche grüne Cordcouch in der Wohnküche fallen und schnappe mir mein Handy. Ich bin mir sicher, dass meine Tante Sabine schon seit ein paar Stunden auf die übliche SMS wartet, und Carla hat bestimmt wieder mal vergessen, ihr Bescheid zu geben.
    Sind gut in Hamburg angekommen. Gehen später noch auf die Semesteranfangsparty. War wie immer schön bei euch, bis bald! Carla und Jana.
    Dann, nachdem ich auf Senden gedrückt habe, suchen meine Finger wie von selbst im Menü nach der SMS vom 14.   Dezember vergangenen Jahres, dem Tag, der alles verändert hat. Es ist wie eine
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