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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag
Autoren: Annette Moser
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toller Typ Sie sind, nur weil Sie dem neuen Milchgesicht von Deutschland sucht den Superstar einen Strohhalm für seine Limo gebracht haben.«
    Der Mann legte mit quietschenden Reifen eine Vollbremsung hin, sodass der Junge nach vorne geschleudert wurde. Der Gurt schnitt in seine Schulter.
    »Cazzo!« , rief er. »Verdammt, haben Sie noch alle Teller im Schrank?«
    Der Fahrer lächelte messerscharf, nahm seine Sonnenbrille ab und beugte sich ein Stück zu ihm nach vorne, sodass sie sich direkt in die Augen sahen. » Tassen ,Schmalspur-Mafioso, es heißt Tassen . Und um Folgendes klarzustellen« – er zog seine linke Augenbraue nach oben, »erstens: Ja, ich denke, ich habe den Überblick. Und zweitens: Meine Name ist nicht Bond, sondern Beck. Alfred Beck.«

Jana
    Carla hämmert so energisch gegen die Tür, dass mir vor Schreck beinahe der Föhn aus der Hand fällt. Ich mache eine ruckartige Bewegung und stoße dabei die Shampooflasche vom Badewannenrand. Sie knallt auf den Boden, die Kappe springt ab und augenblicklich verteilt sich mein kostbares Shiny Blonde mit Glanzpartikeln auf den Fliesen. So ein Mist! Es ist eins dieser teuren Friseurprodukte, die man sich nur alle Jubeljahre mal gönnt.
    »Jaaa, gleich!« Ich schalte den Föhn ab, schnappe mir mein Handtuch und wische leise vor mich hin fluchend den goldglänzenden, nach Vanille duftenden Schlamassel auf. Das Zeug ist zäh wie Honig und man bekommt es kaum aus den Fugen raus. Wie schön, dass ich diese Woche mit Putzen dran bin.
    Als ich das Gröbste beseitigt habe, fahre ich mir durch die frisch gewaschenen Haare und betrachte mich kritisch in unserem großen Wandspiegel. Zum Glück wirke ich nicht mehr ganz so blass und zerbrechlich wie noch vor ein paar Wochen. So richtig knackig braun werde ich ja sowieso nie, aber die ersten sonnigen Frühlingstage haben wenigstens einen leicht bronzefarbenen Schimmer auf meine Haut gezaubert, sodass ich nicht mehr aussehe wie ein wandelndes Schreckgespenst. Außerdem habe ich zugenommen und schon beinahe wieder mein altes Gewicht erreicht. Da kann sich selbst meine Cousine nicht beschweren, die peinlich genau darauf achtet, dass ich meinen Teller auch ja brav leer esse.
    Ich binde meine Haare zu einem Pferdeschwanz und übe ein letztes schnelles Lächeln vor dem Spiegel. Na also, sogar meine Grübchen, die alle so niedlich finden, sind zurückgekehrt.
    Ich bin startklar für heute Abend und nicht einmal Carla wird mir ansehen, dass ich eigentlich gar keine Lust auf Party habe. Wie immer in letzter Zeit. Stattdessen würde ich mich am liebsten mit einer Tasse heißer Schokolade und einer Zeitschrift unter die Bettdecke verkrümeln. Meine arme Cousine hat sich in den vergangenen vier Monaten wirklich rund um die Uhr bemüht, für mich da zu sein und mich aufzubauen, was bestimmt nicht leicht für sie war. Jetzt, wo der Unialltag wieder anfängt, wird es höchste Zeit, dass ich mich zusammenreiße. Nicht nur Carla zuliebe. Ich will mich ja besser fühlen! Wenn doch nur diese Lustlosigkeit in mir weniger würde. Ich weiß, dass sich Flo nichts mehr wünschen würde, als dass ich ganz normal weitermache und Spaß am Leben habe, aber ich kriege die Kurve nicht. Seit seinem Tod fühle ich mich wie ausgebremst. So, als würde ich vor einem Fenster stehen und von außen allen anderen beim Leben und Fröhlichsein zuschauen, ohne zu wissen, wie ich selbst hineingelangen kann.
    »Mensch, Jana, bist du in der Badewanne abgesoffen? Was um alles in der Welt treibst du so lange da drinnen? Lass mich wenigstens noch schnell duschen, damit Alex sich daran erinnert, warum er sich in mich verknallt hat!«
    Meine Mitbewohnerin hört sich jetzt wirklich genervt an, was in der letzten Zeit höchst selten vorkam. Wahrscheinlich aus Rücksichtnahme. Dabei mag ich Carlas temperamentvolle Art und habe sie schon oft darum beneidet. Sie sagt immer, was sie denkt, ohne dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
    »Sorry, Cousinchen, bin schon fertig!« Ich verstaue meine Haarbürste und mein Duschgel im Schrank, werfe das shampooverschmierte Handtuch zum Trocknen über die Heizung und reiße die Tür auf. »Fertig, das Badezimmer gehört dir!«
    »Wow!« Carla mustert mich von oben bis unten, dann nickt sie zufrieden. »Okay, ich gebe zu, dein Wellnessprogramm hat sich gelohnt. Du siehst super aus!« Sie deutet auf mein neues Top. »Und das Rot passt perfekt zu deinen blonden Haaren.« Dann wird ihr Blick ernster. »Übrigens, ich freu mich wirklich,
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