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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag
Autoren: Annette Moser
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Gefühl von Hilflosigkeit. Wie hatte es bloß so weit kommen können? Es fühlte sich falsch an, er gehörte einfach nicht hierher.
    »Merda!«, fluchte der Junge leise vor sich hin und fuhr sich über die Stirn. »Was für eine verfluchte Scheiße!«
    »Da hast du verdammt noch mal recht, aber es lässt sich nicht ändern«, entgegnete der Mann ungerührt. »Was passiert ist, ist passiert. Machen wir das Beste draus.« Er öffnete die Fahrertür eines Taxis und forderte den Jungen mit einer Geste auf, auf der anderen Seite einzusteigen. Dieser starrte verwirrt auf den alten Mercedes.
    » Scusi , aber ich dachte, Sie sind Detektiv oder verdeckter Ermittler oder so etwas in der Art. Auf jeden Fall kein Taxifahrer!«
    Der Mann hielt inne, seine Miene verfinsterte sich. Dann machte er ein paar schnelle Schritte auf den Jungen zu, bis nur noch wenige Zentimeter sie trennten. Er sah ihm fest in die Augen. »Einsteigen«, befahl er leise. »Sofort. Und schreib dir eines hinter die Ohren, Lukas Richter: Keine Äußerungen dieser Art in der Öffentlichkeit und vor allem nicht in einer solchen Lautstärke. Sonst kannst du sofort ins nächste Flugzeug zurück nach Rom steigen. Ich verwette meinen Arsch darauf, dass es dort den einen oder anderen gibt, der dich mit Freuden empfangen wird.«
    Der junge Mann hielt einen Moment lang dem Blick seines Gegenübers Stand, dann stieg er wortlos in das Taxi ein. Calmati, reg dich nicht auf, auch wenn dir dieser Typ jetzt schon tierisch auf die Eier geht, beschwor er sich. Er hatte im Moment keine andere Wahl, als mitzuspielen. Bald schon würde die ganze Sache überstanden sein und er konnte zurück nach Hause und sein Leben weiterführen wie gewohnt. Alles würde so sein wie früher – bevor alles aus dem Ruder gelaufen war. Inzwischen musste er einfach versuchen, sich zu entspannen und das hier als erholsame siesta zu betrachten, als eine kleine Auszeit. Vielleicht konnte er sogar einen gewissen Nutzen aus der Situation ziehen. Immerhin kannte ihn hier niemand und somit hatte er auch keinen Ruf zu verlieren. Lukas Richter würde eines Tages wieder aus der Stadt verschwunden sein, so plötzlich, wie er aufgetaucht war. Dieser Gedanke stimmte ihn etwas positiver.
    »Also, wohin fahren wir?«, fragte er, nachdem der Mann den Motor gestartet hatte.
    »Zu mir nach Hause.«
    » Dio mio , jetzt erzählen Sie mir nicht, ich muss bei Ihnen wohnen!«
    »Obwohl es seine Vorteile hätte, würde ich das mir und meiner Familie nicht antun«, war die schroffe Antwort. »Und nur, damit du Bescheid weißt: Du bist der Sohn eines der unzähligen Halbbrüder meiner Frau. Ihre Mutter hatte vier Ehemänner und mit jedem mindestens zwei Kinder, die unter allen möglichen Namen in der Welt verstreut leben und jeweils wieder einen Haufen Kinder haben. Da verliert man schnell den Überblick. Niemand wird sich über das plötzliche Erscheinen irgendeines Neffen wundern.«
    »Hört sich ja super an!«
    »Und noch etwas: Das hier ist eine absolute Ausnahme. Ich bin schon seit mehr als fünf Jahren nicht mehr im Zeugenschutz tätig und diesen Auftrag habe ich nur deshalb angenommen, weil mich deine Eltern auf Knien darum angebettelt haben.«
    »Scheiße, und in welchem Bereich arbeiten Sie dann?«
    »In diesem hier.« Er klopfte auf das Lenkrad. »Ich fahre Taxi, so wie ich es schon wollte, als ich zehn war.«
    »Oh Mann, sehr beruhigend. Da fühle ich mich doch gleich wahnsinnig sicher.« Der junge Mann schüttelte den Kopf und fragte sich, was sein Vater sich dabei gedacht hatte, diesen lächerlichen Typen zu seinem persönlichen Schutz anzuheuern. Er hatte behauptet, der Kerl sei ein Profi.
    »Keine Angst, Kleiner, ich bin top in Form«, erklärte sein Begleiter gelangweilt. »Ab und zu übernehme ich noch Jobs im Sicherheitsdienst, die schnell erledigt sind und nebenbei ein nettes Sümmchen einbringen.«
    »Und das wäre?«
    »Ich bewahre alberne Möchtegern-Stars während ihrer Auftritte und Dreharbeiten vor Angriffen, die manchmal mehr als berechtigt wären. Danach mache ich es mir dann mit einer Tüte Chips auf der Couch bequem und sehe mir mit meinem Sohn Cartoons an.«
    »Hört sich nach ’ner Menge Verantwortung an«, murmelte der Junge sarkastisch. Das wurde ja immer besser. Sein Vater schleuderte sein Geld aus dem Fenster, so viel stand fest.
    »Ob du’s glaubst oder nicht, ich bin mehr als zufrieden mit meinem Leben und die Kohle ist weiß Gott leichter verdient, als auf Typen wie dich
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