Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn alle Schranken fallen

Wenn alle Schranken fallen

Titel: Wenn alle Schranken fallen
Autoren: B Barton
Vom Netzwerk:
möchte. Dinge, die ich mit niemandem sonst besprechen kann.”
    “Warum Sie hier sind, geht mich nichts an.” Ruth verschränkte die Arme vor ihrem stattlichen Busen.
    “Ich bin nicht hergekommen, um die Dinge für Gor… für Ihren Sohn noch schwieriger zu machen, das verspreche ich Ihnen. Aber ich muss endlich herausfinden, warum mein Mann mir untreu war.” Eigentlich hatte Lydia nicht vorgehabt, so mit ihrem Kummer herauszuplatzen. Die Worte waren ihr entschlüpft, bevor sie sie aufhalten konnte.
    “O Mädchen, das werden Sie nie erfahren. Entweder steckt es in einem Mann, treu zu sein, oder nicht. Vermutlich denken Sie, es lag an Ihnen. Und genau da irren Sie sich.”
    Tränen stiegen Lydia in die Augen. Fest presste sie die Lippen aufeinander. Ruth Cameron schaute direkt in sie hinein, mitten in ihr Herz.
    “Guten Tag, Mrs Reid.”
    Lydia sah auf. Wenige Schritte von ihr entfernt stand Gordon. Seine Jeans waren ausgebleicht, zerrissen und schmutzig, das schmuddelige weiße T-Shirt wies mehrere winzige Löcher auf. Auf seinen markanten Gesichtszügen lag der Schatten eines Bartes, und in seinem schwarzen Haar steckten Sägespäne. Sein Anblick überwältigte sie. Ihr war, als sei sie aus der Dunkelheit ins helle Licht des Tages getreten.
    “Hallo, Mr Cameron.” Lydia stand auf. Da ihre Beine plötzlich unsicher waren, fasste sie haltsuchend nach der Armlehne. “Ich möchte Sie nur um ein paar Minuten Ihrer Zeit bitten. Da … da ist etwas, das ich mit Ihnen besprechen möchte.”
    Ruth hielt ihre Schürze in der einen Hand und stemmte mit der anderen ihren fülligen Körper aus der Schaukel. “Komm, Molly. Du kannst mir helfen. Wir backen Pfirsichkuchen zum Abendessen.”
    Molly rannte die Stufen hinauf. “Darf ich den Teig ausrollen?”
    “Sicher darfst du das.” An der Tür blieb Gordons Mutter stehen und schenkte Lydia ein Lächeln. “Dieses Jahr hatten wir eine prächtige Pfirsichernte, Mrs Reid. Bevor Sie fahren, kommen Sie in der Küche vorbei, dann gebe ich Ihnen einen Korb mit nach Hause.”
    “Danke. Das mache ich.” Ruth Cameron war wirklich erstaunlich. Nie hatte Lydia jemanden wie sie kennengelernt, so offen und direkt und so völlig gleichgültig gegenüber Äußerlichkeiten. Die Frau war Lydia ein völliges Rätsel, dennoch mochte sie sie. Ruth hatte etwas an sich, das Lydia an ihre Großmutter erinnerte. Die Ähnlichkeit war nicht äußerlich und bestand ganz bestimmt nicht in Benehmen oder Sprache. Cleo Milner war eine gebildete, belesene und weitgereiste Frau gewesen, aber sie besaß dieselbe einfache, bodenständige Einstellung zum Leben wie Ruth.
    Endlose Minuten, nachdem Molly mit ihrer Großmutter im Haus verschwunden war, standen Lydia und Gordon auf der Veranda und musterten einander. Die Farm lag meilenweit von der Stadt und vom nächsten Nachbarn entfernt. Nur die Natur umgab sie. Obwohl die Sonne schon tief im Westen hing, verbreitete sie immer noch sommerliche Wärme und ein gleißendes Licht.
    Gordon war praktisch den ganzen Weg von den Hühnerställen bis hierher gerannt. Sein Bruder hatte ihn einen Narren geschimpft. Lautstark und eindringlich ermahnte er ihn, sich von Lydia Reid fernzuhalten, und behauptete sogar, sie würde Gordon weit mehr Schmerz zufügen als Macie. Natürlich war Bens Urteilskraft durch seine eigenen Eheprobleme ein wenig getrübt …
    “Wollen Sie hier draußen sitzen bleiben oder ins Haus gehen?” Gordon wischte sich die schmutzigen Hände an den Hosenbeinen seiner Jeans ab.
    “Das ist egal.” Es war ein Fehler, erkannte Lydia. Offensichtlich hatte sie ihn mitten in der Arbeit unterbrochen, und es war klar, dass er nicht gerade begeistert war, sie zu sehen.
    “Hier draußen ist es genauso kühl wie im Haus, es sei denn, Sie wollen Ma und Molly in der Küche Gesellschaft leisten. Dort haben wir eine alte Klimaanlage aufgestellt.” Unruhig verlagerte Gordon das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Schließlich schob er die Hände in die hinteren Taschen seiner Jeans. Sein – wie er hoffte gleichgültiger – Blick glitt über Lydia, bevor er ihn über die Veranda schweifen ließ, in dem Versuch, sie nicht anzusehen.
    “Es ist unwichtig, wo wir uns unterhalten, solange wir ein wenig Privatsphäre haben.” Lydia wünschte, er würde sie richtig ansehen. Vielleicht bekam sie dann einen Hinweis auf seine wahren Gefühle.
    Verflixt, warum muss sie auch so hübsch sein? fragte sich Gordon. So kühl und gelassen an diesem heißen Sommertag.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher