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Wenn Alkohol zum Problem wird

Wenn Alkohol zum Problem wird

Titel: Wenn Alkohol zum Problem wird
Autoren: Michael Soyka
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verfällt dem Alkohol
    Der Betroffene kämpft gegen seine Alkoholkrankheit und verfällt ihr dennoch immer mehr. Weitere typische Charakteristika dieser Phase sind: der Versuch, sein Trinken zu rechtfertigen, wachsendes Desinteresse an Freizeitbeschäftigungen; Streitereien in der Familie und Konflikte am Arbeitsplatz bis hin zum Arbeitsplatzverlust.
    In der Folge isoliert man sich zunehmend, auch die Freunde ziehen sich von einem zurück. Man vernachlässigt seine Ernährungund trinkt regelmäßig schon am Morgen oder am Vormittag. Beim Absetzen des Alkohols treten verschiedene Entzugserscheinungen auf (z. B. Zittern, Brechreiz, Schweißausbrüche u. Ä.). Neben der psychischen Abhängigkeit hat sich auch eine körperliche Abhängigkeit entwickelt. An die kritische Phase schließt sich die chronische Phase an.
Die chronische Phase beginnt mit tagelangen Rauschzuständen
    Die chronische Phase der Alkoholabhängigkeit setzt mit Rauschzuständen ein, die oft tagelang andauern. Typisch für diese Phase sind auch die organischen Schädigungen des Gehirns, die sich z. B. in deutlichen Gedächtnisstörungen und einer Veränderung der Persönlichkeit des Alkoholkranken (siehe →  S. 58 ) zeigen. Schließlich tritt der sogenannte Toleranzbruch auf. Der Alkoholkranke benötigt dann nur geringe Mengen Alkohol, um so betrunken zu sein, wie er es früher mit großen Mengen war. Toleranzbruch heißt also, dass die Alkoholverträglichkeit (fast) völlig zusammengebrochen ist. In diesem fortgeschrittenen Stadium der Krankheit sind die Alkoholkranken meist nicht mehr arbeitsfähig.
Wie könnte die Gesellschaft vorbeugen?
    Ein generelles Alkoholverbot ist sicherlich keine Lösung; doch es sollten Maßnahmen ergriffen werden, um dem erhöhten Alkoholkonsum vorzubeugen.
    In dieser Gesellschaft wäre es sicher ein unerreichbares Ziel, Alkohol ganz allgemein zu verbieten. Alkohol hat in unserer jahrtausendelangen Tradition einen so festen Platz eingenommen, dass sich für ein generelles Verbot in der Bevölkerung kein Verständnis gewinnen ließe. Außerdem zeigen viele Beispiele in anderen Ländern, dass ein Alkoholverbot keine Lösung des Problems »Alkoholismus« bedeutet. Die Ära der »Prohibition« in den USA in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat verheerende Ergebnisse gezeigt und letztlich nur kriminellen Organisationen genutzt. Wir müssen vielmehr mit dem Alkohol als Bestandteil unserer Kulturleben. Einem erhöhten Alkoholkonsum kann jedoch vorgebeugt werden:
Durch eine Verminderung des Alkoholangebots: Möglichkeiten dafür wären z. B. Erhöhung der Alkoholsteuer, Verbilligung alkoholfreier Getränke, Verbot des Alkoholverkaufs in Autobahnraststätten und Tankstellen, Alkoholverbot in den Betrieben während der Arbeitszeit, vor allem aber weniger Werbung für alkoholische Getränke. Wichtig ist auch ein konsequenter Jugendschutz.
Durch bessere Informationen über Alkohol und Alkoholgefahren: Möglichkeiten dafür wären z. B. verstärkte Information in privaten Betrieben und öffentlichen Organisationen (Polizei, Bundeswehr, Sportvereinen, Verwaltungen usw.) und eine »Alkoholerziehung« in den Schulen (etwa ähnlich wie Verkehrs- oder Sexualerziehung). Vor allem muss das Bewusstsein geweckt werden, dass Alkohol nicht mit anderen Genussmitteln wie Schokolade u. Ä. gleichgesetzt werden kann.
    Je früher die Alkoholgefährdung erkannt und bekämpft wird, desto größer ist die Chance, ihr zu entrinnen!
Durch Bekämpfung der sozialen und psychischen Ursachen des Alkoholismus: Möglichkeiten dafür wären z. B. aktive Finanz- und Sachhilfe bei wirtschaftlich schlecht gestellten Familien, Förderung von Erziehungs-, Partner-, Familien- und Lebensberatungsstellen; durch die Mithilfe von Zeitungen, Radio und Fernsehen könnte weiterhin die öffentliche Meinung abgebaut werden, derjenige sei ein »Mann«, der viel Alkohol trinke, und derjenige ein »Schwächling«, der nichts trinke. Dazu kommen gezielte Vorbeugemaßnahmen bei Risikogruppen, z. B. Aussiedlern oder Immigranten. Vor allem ist aber die rechtzeitige und wirksame Behandlung von psychischen Störungen und zwischenmenschlichen Spannungen nötig, die oft zum Alkoholmissbrauch führen.
Was können Betriebe vorbeugend tun?
    Da die meisten Menschen einen Großteil ihres Lebens an einem Arbeitsplatz zubringen und dort auch spezifischen Trinkgewohnheiten ausgesetzt sind, kann ein Betrieb bei der Vorbeugung gegen Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit eine große
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