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Wenn Alkohol zum Problem wird

Wenn Alkohol zum Problem wird

Titel: Wenn Alkohol zum Problem wird
Autoren: Michael Soyka
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Entzugserscheinungen bessern sich oder verschwinden, sobald er wieder eine entsprechende Menge Alkohol getrunken hat.
    Die körperliche Abhängigkeit ist die Folge eines langjährigen, übermäßigen Alkoholgenusses und der dadurch bedingten Anpassung des Körpers an den Alkohol. Der Körper entwickelt eine Toleranz. Die Wirkung der Droge, in diesem Fall des Alkohols, lässt nach, bzw. der Körper braucht immer mehr von der Droge, um die ursprüngliche Wirkung zu erreichen. Trinkt der Betroffene aus irgendwelchen Gründen über Stunden – oder in Einzelfällen – manchmal über Tage hinweg keinen Alkohol mehr, kann sich der Körper nicht umstellen. DieFolge sind sogenannte Entzugssymptome wie Zittern, Brechreiz, starkes Schwitzen, Schlafstörungen, Angst und Unruhe. Diese Entzugserscheinungen können sich bis zum schweren, lebensgefährlichen Alkoholdelir (siehe →  S. 61 ) steigern.
    Da der Alkohol im Körper kontinuierlich abgebaut wird, sinkt nachts beim Schlafen der Alkoholblutspiegel ab, was bei körperlicher Abhängigkeit morgens zu Entzugserscheinungen, wie Zittern, Schwitzen und Unruhe, führen kann.
    Der körperlich abhängige Alkoholkranke befindet sich also in einem Teufelskreis: Er muss weiterhin Alkohol trinken, muss sich also weiter »vergiften«, um nicht Gefahr zu laufen, dieses lebensgefährliche Alkoholdelir bei sich auszulösen. Die Behandlung der körperlichen Abhängigkeit (Entgiftung, siehe →  S. 111 ) kann daher nur unter ärztlicher Begleitung erfolgen!
    Besonders kompliziert und stark können die Entzugserscheinungen sein, wenn man neben dem Alkohol noch andere Suchtmittel, vor allem bestimmte Medikamente, konsumiert. Aus biochemischen Gründen dauert es in solchen Fällen oft mehrere Tage, bis die Entzugserscheinungen auftreten. Gerade die Behandlung solcher Entzugssymptome ist dann besonders schwierig.
    Der »Kater « nach ausgiebigem Alkoholkonsum ist im Übrigen nicht Ausdruck einer Entzugssymptomatik, sondern vielmehr Folgeerscheinung der Vergiftung des Körpers durch den Alkohol und schädlicher Zwischenprodukte bei dessen Abbau im Körper.
Wie zeigt sich psychische Abhängigkeit?
    Viel schwieriger als die körperliche Abhängigkeit ist die psychische zu beschreiben. Sie beschreibt das eigentlich »Süchtige« des Alkoholkranken. Sind bei körperlicher Abhängigkeit mit den Entzugserscheinungen noch recht konkrete körperliche Anzeichen zu beobachten, spielt sich die psychische Abhängigkeit im Inneren ab, sie lässt sich nicht direkt von außen beobachten. Die psychische Abhängigkeit lässt sich nuraus den Aussagen des Betroffenen oder – in einem späteren Krankheitsstadium – aus seinem Trinkverhalten oder anderen Verhaltensmerkmalen erschließen.
Alkohol übertüncht Ängste und Hemmungen
    Viele Menschen trinken Alkohol, um ihre Ängste, Minderwertigkeitsgefühle oder Hemmungen zu überwinden.
    »Alkohol hebt die Stimmung!« heißt es. Ist das wirklich so? Richtig ist, dass Alkohol bei vielen Menschen hilft, Ängste und Hemmungen zu überwinden, Einsamkeit zu ertragen, Minderwertigkeitsgefühle, Spannungen, Versagensängste abzubauen oder zu überdecken und Freude zu verstärken. Alkohol »macht« dabei nicht direkt »lustig« – die Stimmung bessert sich indirekt durch den Abbau von Hemmungen. Die Erfahrung, dass Ängste und Spannungen nachlassen, dass sich die Stimmung hebt und anfänglich vielleicht auch die Leistungsfähigkeit, wenn man etwas Alkohol trinkt, wird Menschen in ähnlichen Situationen immer wieder veranlassen, sich vom Alkohol eine derartige Wirkung zu erhoffen.
Die Abhängigkeit entwickelt sich schleichend
    Ist es anfangs vielleicht nur ein leichtes Bedürfnis, das eine oder andere Glas zu trinken, um sich etwas wohler zu fühlen und irgendwelche Probleme mehr in den Hintergrund treten zu lassen, kann sich mit der Zeit ein so starkes Verlangen nach Alkohol entwickeln, dass der Betreffende diesem Trieb kaum mehr widerstehen kann. Dieses Verlangen (starker Wunsch oder Drang, im englischen »Craving «) wird als sehr zentraler Suchtmechanismus angesehen. Diesen Zustand bezeichnen wir als psychische Abhängigkeit.
    Der ganze Prozess beginnt äußerst schleichend (z. B. mit dem Wunsch, sich mit einem Gläschen Sekt anzuregen oder ein Bier »zum Einschlafen« zu trinken) und kann mehr oder minder bewusst ablaufen; seine Entwicklung dauert oft Jahre. Wird anfänglich die Wirkung des Alkohols lediglich als angenehm empfunden, verstärkt sich der innere Drang zum
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