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Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Titel: Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch
Autoren: Mara Andeck
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dir reden«, raunte Tom mir auf einmal zu.
    »Ja, dann rede doch endlich«, giftete Jakob, der plötzlich und wie aus dem Nichts neben mir aufgetaucht war. »Sag ihr, dass ich der Falsche bin. Gesteh ihr deine Leidenschaft. Hol dir deine Abfuhr. Los, bring’s hinter dich.«
    »He, bleib cool.« Ich küsste Jakob zur Besänftigung auf den Mund. »Ich kann ja wohl noch mit Tom reden, ohne dass du gleich ausflippen musst, oder? Pass mal auf, du grillst mir jetzt ein Schnitzel und ich kläre mit Tom, was es zu besprechen gibt, okay?«
    Tom und Jakob starrten sich wütend an, dann stürmte Jakob von dannen, allerdings nicht ohne Tom dabei so schwungvoll anzurempeln, dass der fast gestolpert wäre.
    »Sorry«, sagte ich. »Der spinnt heute ein bisschen. Also, was gibt’s?«
    »Er hat recht«, sagte Tom leise.
    »Womit?«
    »Er ist der Falsche.« Tom drehte sich weg, sodass ich sein Gesicht nicht sehen konnte.
    »Ich versteh nicht, was du meinst.«
    »Ist auch schwer zu erklären.«
    »Versuch’s!«
    »Er und ich, wir haben Stress miteinander.«
    »Scheint so!«
    »Er baggert dich nur an, um mich zu provozieren.«
    »Ey, sag mal, spinnst du?«
    »Er hat’s mir selbst gesagt.«
    Ich schnaubte. »Tom, geht’s noch?«
    Jetzt drehte Tom sich zu mir um und sah mich mit so flackernden Augen an, dass ich richtig erschrak. »Lilia, wirklich. Jakobist nicht echt. Heute in der Schule hat er vor versammelter Mannschaft gesagt, dass er dich heute Abend …«
    »Tom, lass es sein«, unterbrach ich ihn. »Ich glaub dir ja, dass er das gesagt hat. Aber ich glaube nicht, dass er es so meint. Das sind Macho-Sprüche, wie Jungs sie untereinander ablassen. Lieb von dir, dass du mich beschützen willst, aber ich komm schon klar.« Ich tätschelte seinen Arm wie eine Krankenschwester. »Jetzt erzähl mir lieber mal, wie es mit dir und Vicky so läuft.« Er verzog das Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen, aber ich ließ nicht locker. »Ich will ja jetzt nicht deine Freundin dissen, aber so richtig echt kommt mir Vicky auch nicht vor.«
    »Vicky ist okay.« Tom schüttelte meine Hand ab.
    Ach, über Vicky wollte er jetzt nicht reden!? Bei mir alles madig machen, aber selbst auf Wolke sieben schweben und dabei die Augen vorm Abgrund verschließen? Typisch Mann! Aber nicht mit mir. »Du, pass mal auf, Tom, wo wir gerade so offen reden: Vicky ist eine berechnende Person. Sie interessiert sich für dich erst, seit Jakob mit mir zusammen ist. Bis zu diesem Moment stand sie nämlich auf den. Aber jetzt will sie es nicht so aussehen lassen, als hätte sie verloren, also nimmt sie dich.«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich sauer an. »Verloren? Ist Jakob der Hauptgewinn? Und ich bin der Trostpreis? Lilia, so langsam nervst du mich. Die Idee, dass Vicky mich gut finden könnte, die kommt dir gar nicht!«
    Ich verschränkte ebenfalls die Arme und machte ein giftiges Gesicht. Das kann ich nämlich auch. »Und du? Die Möglichkeit, dass Jakob auf mich stehen könnte, kommt dir ja auch absurd vor!«
    Er schwieg und starrte mich trotzig an.
    »Weißt du was, Tom?«, fauchte ich. »Dass wir jetzt hier streiten, das nehme ich überhaupt nicht ernst. Das hat rein biologische Gründe.«
    »Boah! Dieses blöde Bio-Gequatsche!« Jetzt wurde er laut. Er hob beide Hände und raufte sich demonstrativ die Haare. Ich sah, wie Jakob drüben am Feuer zu uns herübersah. Als er Tom brüllen hörte, grinste er. Tom senkte die Stimme wieder, aber er war noch nicht fertig. »Gibt es so was Ähnliches etwa auch beim Afrikanischen Kropfhalsschnäbler oder beim wurstfingrigen Blaunasenfrosch? Lilia, echt, du bist so bescheuert!«
    Das ging zu weit! Jetzt war ich dran! »Du kapierst es halt nicht!«, zischte ich. »Dein kleines, wenig gefurchtes, männliches Hirn ist einfach nicht in der Lage, komplizierte Gedanken nachzuvollziehen. Du musst darüber aber nicht traurig sein, du kannst nichts dafür und vielleicht ändert sich das nach der Pubertät wieder. Aber im Moment ist dein Hirn dermaßen von Testosteron geflutet, dass du nur grunzende Geräusche hervorbringen kannst, und auch nur das mit größter Mühe.« Er wollte etwas sagen, aber jetzt war ich in Fahrt. »Pass mal auf, Tom Barker! Dass du an mir nichts, aber auch wirklich gar nichts schön, aufregend oder sexy findest, das liegt nicht daran, dass ich nicht schön, aufregend oder sexy bin. Das bin ich nämlich sehr wohl. Du kannst es nur nicht erkennen. Das ist es. Und zwar, weil wir beide uns
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