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Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Titel: Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch
Autoren: Mara Andeck
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Auto die Stadt verlässt und rechts und links der Straße bunte Blumenwiesen im Abendlicht leuchten, dann sieht und riecht man den Sommer, dann sickert er in jede Körperzelle hinein und macht glücklich.

    Ich war daher sonnigster Stimmung, als Flocke, Primel, die Muffins und ich Richtung Grillplatz fuhren und unterwegs noch einen kleinen Umweg machten, um Maiken abzuholen.
    Flocke hatte darauf bestanden, das Primeltier mitzunehmen. Er wollte es als Ausrede nutzen, als Erklärung dafür, warum er bei uns im Wald herumlungerte, obwohl er auf unserer Klassen-Party eigentlich nichts zu suchen hatte. So ein Hund braucht ja viel Auslauf und frische Waldesluft, klar, oder?
    Als wir vor Maikens Haus parkten, blieb Flocke im Auto sitzen und bewachte Primel. Das kleine Raubtier sollte nicht die Gelegenheit bekommen, heimlich sein Autogramm in die Sitzpolster zu nagen.
    Maiken strahlte mich an, als sie die Tür öffnete. »Echt super, dass ihr mich abholt!«
    Ich stutzte. Irgendwie sah sie anders aus als am Vormittag.
    »Äh, Maiken, wo sind denn deine Strähnchen?« Ich musterte sie genauer. Nicht nur das violette Kunsthaar fehlte, auch Maikens Frisur war anders. Kein Gel, keine wilden Stacheln, sie trug einen flotten Kurzhaarschnitt. »Warst du beim Friseur?«
    »Nö, ich habe mich nur ein bisschen unauffälliger gestylt.« Sie grinste verlegen und jetzt bemerkte ich weitere Details: Ihre Zähne blitzten schneeweiß. Ihre braunen Haare hatten im Sonnenschein einen goldenen Schimmer. Ihr Teint sah aus wie nach zwei Wochen Urlaub auf den Malediven. Und ihr Outfit war schlicht: Jeans, Shirt, Kapuzenpulli über den Schultern. Kein Gewalle und Gewoge mehr.
    »Maiken«, fragte ich und zog ihren Namen in die Länge. »Du balzt doch nicht etwa?«
    »Psssst!«, zischte sie und legte den Finger an die Lippen. »Heute Abend, das wird was, wetten?« Sie schulterte ihre Gitarre und zog die Haustür hinter sich zu.
    »Moment, du hast das Futter fürs Buffet vergessen!«, mahnte ich sie. Schließlich war ich bei der Party fürs Essen zuständig.
    »Ich sorge für Ohrenschmaus.« Sie klopfte auf ihr Instrument. Dann ging sie zum Auto, öffnete die Tür auf der Beifahrerseite, ließ sich auf den Sitz gleiten, nahm die Gitarre auf den Schoß und lächelte Florian an. »Hi Flo, danke, dass du mich mitnimmst.«
    Was war das denn, dachte ich. Wieso platzierte die sich einfach vorn? Da hatte doch eben noch ich gesessen, sie hätte mich ruhig fragen können, ob ich was dagegen hatte. Wollte wohl ihr neues Outfit an einem neutralen Jungmännchen testen, bevor sie mit der Balz loslegte, so vermutete ich.
    Ich Idiot, ich checkte echt nichts. War nur froh, dass Maiken jetzt wieder aussah wie Maiken, nur mit kürzeren Haaren. Dieser Elfenlook war ja doch eher was für die Bewohner von Mittelerde.
    Als wir am Grillplatz ankamen, war Jakob schon da. Er kniete an der Feuerstelle und schichtete Holz auf. Wow! Plötzlich spürte ich den fast unbezwingbaren Wunsch, mit ihm in den Wäldern Kanadas zu leben, tagsüber gemeinsam gegen Naturgewalten anzukämpfen und die Abende auf dem Bärenfell vorm Kamin zu verbringen. Hmm, normalerweise bin ich nicht so schwülstig. War vielleicht das Hemd, das er trug. Derber Stoff, aufgekrempelte Ärmel, sehr sexy. Oder der Moos-Duft, der in der Luft lag. Frühlingsgefühle und so.
    Kaum hatte Jakob mich gesehen, sprang er auf und lief mir entgegen. Die Blicke aller Mädchen folgten ihm, doch er hatte nur Augen für mich. Als er mich in den Arm nahm und vor allen anderen küsste, wurde es ganz still um uns herum. Nur die Vögel machten weiter mit ihrem Abendkonzert.
    Plötzlich flog ein dicker Holzknüppel knapp an Jakobs Ohr vorbei. »Brennholz!«, brüllte Tom. Er stand auf einer Anhöhe oberhalb der Feuerstelle, vor ihm lag ein Haufen Äste. Jetzt bückte er sich und ein weiterer Stock sauste durch die Luft.
    »Spinnst du?«, fauchte ich ihn an. »Das ist gefährlich!«
    »Oh, sorry, hab euch nicht gesehen.« Tom sprang mit großen Sätzen den Hang herab. »Hi Lilia, hast du mal kurz Zeit? Ich muss mit dir reden.«
    »Hat sie nicht«, sagte Jakob und zog mich an der Hand zur Seite. Er schob mich hinter einen Baum und küsste mich. Aber wie! Ein richtiger Filmkuss war das. Seine Lippen waren warm.Er roch nach Rauch und Harz. Seine Hände wanderten meinen Rücken hinauf und wühlten in meinen Haaren. Ich hatte plötzlich ganz weiche Knie, aber irgendwie fand ich das Geknutsche gleichzeitig auch ein bisschen unhöflich Tom
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