Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Titel: Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch
Autoren: Mara Andeck
Vom Netzwerk:
Florian, die ganz mit sich selbst beschäftigt waren. Jan, dieses miese kleine Frettchen sah aus, als würde er gleich sabbern vor Sensationsgier.
    Was war das hier eigentlich? Moment, was hatte Tom gesagt? Jakob hat in der Schule vor allen anderen gesagt, dass er mich heute PünktchenPünktchenPünktchen .
    Seine Finger wanderten schon wieder nach vorn. Welchen Teil von »Nein« hatte er nicht verstanden?
    »Nimm die Griffel weg«, knurrte ich, sprang auf, packte die erstaunte Primel, klemmte sie mir unter den Arm und stolpertein dieselbe Richtung, in die Maiken verschwunden war. Ich wollte sie finden. Und ich wollte weg von hier. Nichts als weg.
    9.00 Uhr Immer noch im Bett. Ich mag gar nicht weiterschreiben, denn ich fühle mich heiß und fiebrig, meine Augen brennen, mein Hals kratzt. Ich könnte jetzt einfach berichten, dass Maiken ihre Mutter angerufen und die sie am Parkplatz abgeholt hat. Und dass ich irgendwann mit dem Flokati nach Hause gefahren bin. Das wäre nicht gelogen. Aber die Wahrheit wäre es auch nicht. Da passierte noch mehr. Nur was? Ich verstehe das alles nicht.

    9.30 Uhr Ich will mir die Szenen im Wald noch einmal vor Augen rufen und sie ansehen wie Bilder, vielleicht kann ich sie dann besser einordnen.
    Also, erste Szene, nachts, mitten im Wald. Um mich herum rabenschwarze Dunkelheit. Ich konnte gerade noch den hellen Kiesweg erkennen, auf dem ich Richtung Parkplatz lief. Meine Schritte knirschten, Zweige knackten, irgendetwas raschelte im Laub. Zum Glück hatte ich Primel bei mir. Die war zwar nicht wirklich ein Schutz, aber immerhin war ich nicht allein. Ich blieb stehen, schloss meinen BH , zog mein Handy aus der Tasche und wählte Maikens Nummer. Nichts. Nur die Mailbox.
    In der Ferne hörte ich ein wimmerndes Geräusch. War sie das? Oder war das ein Tier?
    Primel hörte den Laut ebenfalls. Sie zog an der Leine und führte mich vom Weg runter ins Unterholz, ganz aufgeregt, dieNase am Boden. Na gut, dachte ich, sie stammt ja vom Wolf ab, sie wird’s schon wissen. Und so vertraute ich ihrer Spürnase und folgte ihr kreuz und quer durchs Gebüsch. Das war in der Dunkelheit gar nicht so leicht: Der Boden war uneben, ich stolperte über Steine und Wurzeln und immer wieder zerkratzen Zweige meine Arme.
    »Maiken«, rief ich ängstlich und blieb stehen. Ganz in meiner Nähe raschelte es, ich hörte Schritte. »Maiken?«
    Quiiiiek. Oink. Gröffel.
    Ein Rudel Wildschweine sprang direkt vor mir auf und rannte grunzend weg.
    Kreiiiiiisch. Ich blieb wie angewurzelt stehen, mein Atem stockte, mein Herzschlag setzte aus und ich wäre fast ohnmächtig geworden.
    Wuff. Nur Primel, die freute sich.
    In diesem Moment habe ich zum ersten Mal an diesem Abend geweint. Vor Schreck.
    Zweite Szene: Meine Atmung hatte sich wieder normalisiert. Keine Maiken weit und breit. Und kein Weg. Nirgends! Und Primel? Die wollte den Wildschweinen hinterher. Toller Spürhund!
    Ich irrte durch den Wald, suchte nach dem Weg und rief nach Maiken. Nichts. Keine Maiken, kein Weg.
    Also habe ich mich hingesetzt, an einen Baum gelehnt, nachgedacht und dann Dana angerufen.
    Mist. Nur ihre Stimme vom Band.
    Aufgelegt. Neu gewählt. Flocke angerufen.
    Nichts. Auch nur die Mailbox.
    Zuletzt habe ich Jakobs Nummer gewählt und endlich hörte ich ein Freizeichen, aber keiner ging dran.
    An dieser Stelle habe ich zum zweiten Mal geweint. Vor Wut.
    Als die erste Flut abgeebbt war, habe ich tief durchgeatmet, allen Mut zusammengenommen und Tom angerufen.
    Freizeichen.
    Dann Toms Stimme! Live!
    Er hörte zu. Sagte: »Nicht weinen, ich finde dich.«
    Und danach habe ich zum dritten Mal geweint. Vor Erleichterung.
    Dritte Szene: Nach einer gefühlten Ewigkeit sah ich endlich ein Licht in der Dunkelheit. Eine Taschenlampe.
    »Hallo, hier!«, piepste ich und der Lichtkegel schwenkte in meine Richtung. »Tom, bist du das?«
    »Nein, ich bin Godzilla«, antwortete Toms Stimme.
    »Du, bleib lieber auf dem Weg, sonst finden wir den nachher nicht mehr. Ich komm besser zu dir«, warnte ich ihn.
    »Hier ist kein Weg«, rief Tom und bewegte sich weiter auf mich zu. »Ich befinde mich längst mitten in freier Wildbahn.« Als seine Lampe mich am Fuß des Baumes entdeckt hatte, knipste er sie aus und ließ sich neben mich fallen. So saßen wir eine Weile.
    »Wie hast du mich gefunden?«, fragte ich.
    »Du hast gesungen.«
    »Oh.« Pause. »Das war für Primel. Sie war ein bisschen nervös.«
    »Sie wirkt ganz entspannt.« Mist. Musste die so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher