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Weltraumschwimmer

Weltraumschwimmer

Titel: Weltraumschwimmer
Autoren: Gordon R. Dickson
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hatten, hatten die Landmenschen kein echtes Verständnis.
    Damals war es Johnny, dem Führer seiner Generation und seines Volkes, klar geworden, daß die See- und Landgeborenen sich trennen mußten, wenn es nicht zum Kampf zwischen ihnen kommen sollte. Und deshalb hatte er die Kadetten seines Volkes zurück in die Meere geführt.
    Aber das Land, das seine Handlungsweise nicht verstand, verlangte ihre Rückkehr, denn die Lander hatten nicht die Sensitivität der Seegeborenen für die Forschung, wie sie an den Schwimmern betrieben werden sollte. Als Johnny sich weigerte, hatten die Führer an Land die Burgheime bombardiert und die Seegeborenen geächtet, so daß sie in den Meeren von jedermann wie Tiere gejagt werden durften. Und das hatte zur gegenwärtigen Situation geführt.
    Und nun sah Johnny durch seines Sohnes Wahrnehmung die großen Raumschwimmer wieder, und es wurde ihm klar, was er vor sechs Jahren falsch gemacht hatte.
    Sein Fehler hatte sich in den vergangenen sechsundfünfzig Tagen in einem durchaus menschlichen Punkt von Blindheit in Johnny selbst versteckt gehabt. Wie viele Eltern hatte er übersehen, daß auch sein Sohn älter geworden war. Nun stand er plötzlich den Fähigkeiten der vierten Generation von Seegeborenen gegenüber.
    Sofort war sein Fehler klar und deutlich. Es war die vierte, nicht die dritte Generation, die mit ihren besonderen Kräften die unausbleiblichen Auseinandersetzung mit dem Land zu ihren Gunsten entscheiden konnte. Indem Johnny die Kadetten nach Hause geholt und sich dann geweigert hatte, mit ihnen zurückzukehren, hatte er diese Auseinandersetzung um eine Generation zu früh heraufbeschworen.
    Und indem er das tat – nachdem der Analog korrigiert war, sah er es ganz deutlich –, hatte er eine Lawine ausgelöst, die zum Armageddon zwischen Land und See führen mußte. Vier Lunten verschiedener Handlungen hatte er vor sechs Jahren entzündet, von denen jede einzelne im nächsten halben Jahr die endgültige Explosion auslösen mochte.
    Zwei der Zündschnüre brannten an Land, verriet ihm der Analog. Eine in der Tiefe des Meeres. Und eine „in der See auf dem Land“.
    Die einzige Weise, auf die Johnny hoffen konnte, die Explosion zu diesem Zeitpunkt zu verhindern, war, allen der vier Lunten zuvorzukommen, indem er die Auseinandersetzung zwischen See und Land innerhalb der nächsten sechs Monate gewann.
    Doch nur ein Erwachsener von Tomis vierter Generation – so jedenfalls verriet es der Analog – konnte auch nur hoffen, Erfolg zu haben. Aber Tomi, der älteste der vierten Generation, brauchte für seine geistige Reife noch zehn Jahre.
    Also gab es überhaupt keine Hoffnung … Doch, eine. Er konnte es auf einen Versuch ankommen lassen, dafür war noch Zeit. Niemand war in der Lage, die Zukunft mit ihren unzähligen Möglichkeiten, die jeder einzelnen Handlung entsprangen, genau vorherzusehen. Doch die Risiken ließen sich in etwa abschätzen. Er würde versuchen, seine eigene Drittgenerationsreife mit den noch halbschlummernden Fähigkeiten der vierten in Tomi zu vereinen. Zusammen wäre es möglich, die Kontrolle über den Lauf der Dinge zu erlangen.
    Es war nur eine geringe Chance – aber eine andere gab es nicht. Und sie bedeutete, daß er viel opfern mußte. Nur seine Position außerhalb der im Analog duplizierten Ereignisse gestattete ihm überhaupt, sie in so klaren Bildern zu erkennen. Jetzt mußte er zurückkehren in den Handlungsstrom. Und war er erst einmal von ihm erfaßt, konnte er ihn nicht mehr so objektiv und genau beurteilen wie als Außenstehender.
    Zum letztenmal also … Johnny schloß die Augen und griff in den Analog nach dem Bild, das ihm für seinen ersten Schritt in die reißende Strömung der Geschehnisse am nutzbringendsten war.
    So scharf sein inneres Auge es erlaubte, formte es sich. Es war ein Blick auf die hochgewachsene, schlanke, ja fast hagere Gestalt seines Vetters Patrick Joya, der sein Exil auf dem Land selbst gewählt hatte. Von all den Seemenschen hatte Patrick, nach Johnnys verstorbener Frau und Tomi, ihm am nächsten gestanden. Pat stieg an einer Küstenstation aus einem Luftbus. Tiefe Linien hatten sich in den vergangenen sechs Jahren in sein schmales Gesicht gegraben, und seine Augen wirkten müde. Aber die hellen Pupillen verrieten seine Entschlußkraft. Ohne ihn zu sehen, schritt er jetzt in Johnnys Richtung
     

 
3.
     
    In diesem Augenblick der Wahrnehmung im Analog schritt Patrick Joya, dreizehntausend Kilometer entfernt,
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