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Weltraumschwimmer

Weltraumschwimmer

Titel: Weltraumschwimmer
Autoren: Gordon R. Dickson
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Vorderkopf. Aber das spielte keine Rolle, denn die Worte hatten für den Seeleoparden ohnehin keine Bedeutung. Doch die Aussage, der Befehl, wurde ihm sofort klar – nur gefiel er ihm nicht. Er wollte sich nicht kommandieren lassen.
    „Das hier ist meine See!“ erklärte die Jungenstimme. „Leoparden und wilden Mördern ist kein Zutritt erlaubt!“
    Der Seeleopard war unentschlossen Seine brennende Wut kämpfte mit der Angst, die diese Stimme und der noch unsichtbare Mörderwal erweckt hatten.
    „Du hast die Warnungen in diesem Gewässer gespürt“, klang die Stimme dünn durch das Wasser. „Kehr um, Leopard – und verschwinde!“
    Das Tier erinnerte sich an die Öffnung im Eis hinter ihm. Es sah nun auch den Mörderwal, der jetzt hochkam. Es sah den Delphin vor sich und die schwarze Kreatur, die ein zehnjähriger Junge in hautengem Kaltwasseranzug mit Wasserlunge war. Da überschwemmte die Wut in ihm jegliche Vernunft.
    Es stürzte sich auf seinen schwarzen Feind, der ihm dieses Gewässer hier verbieten wollte. Doch da blitzte ein Licht aus dem Ding in den oberen Gliedmaßen des Schwarzen auf. Das war das letzte, was der Seeleopard sah, ehe er starb und das Licht in seinem Schädel zu explodieren schien.
    Tomi Joya wich ein wenig zur Seite, als der dreieinhalb Meter lange Koloß des Seeleoparden an ihm vorbeitrieb.
    „Nein, Konquistador!“ rief der Junge, als der Mörderwal sich aus dem Wasser hob und die Riemen seines Zaumzeugs hinter sich her zog. „Ich will erst seinen Pelz, dann kannst du ihn haben. Komm her zu mir.“
    Der Mörderwal schwamm nahe heran.
    „Er war mutig, Konquistador“, sagte Tomi, während er nach dem Zügel griff. „Aber er kam zu weit hier herein, ehe wir ihn zurückwiesen. Leoparden haben hier nichts verloren, genausowenig wie wilde Mörder! Verstehst du mich, Konquistador? Und du, Baldur?“
    Seine Stimme klang nun von einer Befehlsgewalt, die erstaunlich für einen Jungen seines Alters war. Mörderwal und Delphin trieben links und rechts von ihm ohne sichtbare Schwimmbewegungen davon.
    „Nein!“ Der Junge griff nach dem Zügel des Wals und berührte mit der anderen Hand den Delphin. „Bleibt hier. Ich weiß, die wilden Mörder kommen jetzt nicht mehr hierher und die Leoparden nur, wenn sie in ihrer Aufregung vergessen, was gut für sie ist. Aber mein Vater ist manchmal so in Gedanken versunken, wenn er umherschwimmt. Seinetwegen müssen wir aufpassen, das wißt ihr doch.“ Er streichelte die beiden Zetazeen. Ich muß dafür sorgen, daß sie glücklich sind und alles im Gleichgewicht bleibt, dachte er – und seine Hände hielten im Streicheln inne. Gleichgewicht – das war ein neuer Gedanke …
    Wieder klang seine Stimme befehlend: „Heim jetzt, Konquistador! Baldur!“
    Der waggongroße Wal drehte sich und verließ die Eisbucht mit dem toten Seeleoparden und Tomi im Schlepptau. Der Delphin folgte. Durch eine Öffnung im Packeis stießen sie zur Oberfläche empor, um Luft zu holen, ehe sie wieder in die Tiefe tauchten. Das wiederholten sie, bis sie zu einem großen, freitreibenden Eisberg, etwa drei Kilometer entfernt, kamen.
    Hier tauchten sie unter den Berg zur Öffnung eines dunklen Tunnels, der senkrecht hochführte und zu schmal für den Wal war. Tomi löste den toten Seeleoparden vom Zugriemen des Killers und schob ihn mit dem Delphin in die Öffnung und dem schwachen Licht oben entgegen. Dreizehn Meter höher kamen sie in einem gespenstisch blau beleuchteten Raum mitten im Eisberg heraus, und ihre Köpfe tauchten aus dem Wasser. Sie hatten im Innern des Eisbergs die Meeresoberfläche erreicht. Mit Hilfe des Delphins zog Tomi den toten Seeleoparden auf den Eisboden der großen Kammer.
    All das war alltäglich, völlig selbstverständlich für den Jungen und den Delphin, auch für den Mörderwal außerhalb des Eisbergs und den in seine Gedanken versunkenen Mann, nur daß die beiden letzteren Tomi im Augenblick nicht beobachteten. Aber gerade aus diesem Benehmen war der ganze Unterschied zu erkennen, der ihn anders als alle Menschen auf der Welt machte – anders selbst als die übrigen verstreuten und gejagten Kinder seiner eigenen seegeborenen vierten Generation.
    Und es enthielt einen Hinweis auf den Fehler, den sein Vater suchte, genau wie auf die potentielle Möglichkeit seiner Korrektur.
     

 
2.
     
    Der Junge richtete sich nun von dem toten Seeleoparden auf. Er trug noch die Wasserlunge und die schwarze Kaltwasserhaut, die ihn völlig bedeckte. Um seine
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