Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumschwimmer

Weltraumschwimmer

Titel: Weltraumschwimmer
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
tiefer gehen.“ Das durchsichtige Verdeck schloß sich wieder. Das Boot tauchte fast senkrecht. Nach vielen Minuten erst legte es sich erneut gerade.
    Pats Augen gewöhnten sich allmählich an das schwachleuchtende Blau der hundert Faden Tiefe, durch die das Boot mit hoher Geschwindigkeit dem eigenen schmalen Vibrationsstrahl folgte, der bis in zwei Meilen Entfernung die Meerestiere aus seinem Weg vertrieb.
    In wenigen Minuten hatten sie eine glitzernde, durchsichtige Konstruktion von Radform mit offener Nabe erreicht, deren Innenbeleuchtung das blaue Zwielicht ringsum in fast undurchdringliche Schwärze zu verwandeln schien.
    Martin lenkte das Boot in die Nabe und durch eine magnetische Iris an seinen Anlegeplatz. Er schritt Pat voraus durch eine Tür. „Die Seehauptleute sind alle anwesend. Sie warten teilweise schon eine Stunde oder so. Alle, selbst die aus dem Stillen und Indischen Ozean kamen.“
    Pat hob die Brauen. „Alle? Nur um mit mir zu sprechen?“
    „Ja“, erwiderte Martin kurz über die Schulter und trat, gefolgt von Pat, in einen länglichen Konferenzraum mit einem großen Tisch, Stühlen, einer Frau – und den hochgewachsenen Seehauptleuten am entgegengesetzten Ende des Zimmers. Wie auf Kommando wandten sie sich alle Pat zu, der bei ihrem Anblick regelrecht erschrak.
    In den sechs Jahren an Land hatte er sich so an die kleineren Leute gewöhnt, daß diese Männer seines eigenen Volkes ihm wie Riesen vorkamen. Das machte nicht nur ihre Größe, die Pats glich, sondern die Aura von Kraft, die von ihren sportlichen, halbnackten Körpern ausging. Pat hatte vergessen. Hier war es anders als an Land, wo die Menschen für nahezu alles technische Geräte benutzten, ohne sich anstrengen zu müssen. Das Seevolk brauchte Kraft und Geschicklichkeit, um das Meer zu beherrschen.
    Von den zehn Männern und der einen Frau, die ihm entgegensahen, kannte er etwa vier bei Namen von noch vor seiner Exilzeit. Sie gehörten alle seiner dritten Generation an. Ihre Gesichter waren in den letzten sechs Jahren grimmig und hart geworden. Aber Pat bemerkte auch, daß ihre Augen ihn offen ansahen und nichts von der gefährlichen Unterschwelligkeit, ja Heimtücke so vieler der Spieler an Land hatten.
    Nur die Frau – das Mädchen, eigentlich – hatte einen undurchschaubaren Ausdruck. Wie Pat erkannte, war auch sie von der dritten Generation wie alle anderen im Zimmer, aber bestimmt ein halbes Dutzend, wenn nicht mehr Jahre jünger.
    „Pat“, machte Martin ihn mit ihr bekannt, „das ist Maytig Marieanna. Sie ist die Spitzenwissenschaftlerin unserer Forschungsgruppe. Kommt, wir wollen uns setzen.“
    Maytig mußte die Enkelin Anna Marieannas sein, dachte Pat, der Wissenschaftlerin in der ersten seegeborenen Generation, die sich mit den durch die Seegeburten hervorgerufenen Mutationen beschäftigt hatte. Anna Marieanna hatte als die schönste Frau ihrer Generation gegolten – selbst dann noch, als sie bei einem Haiangriff einen Arm verlor und sich viele weitere Verletzungen zuzog, die Narben zurückließen. Von einer solchen Schönheit war dieses Mädchen nicht, aber sie strahlte ein gewisses Etwas aus. Sie war brünett, hochgewachsen wie alle Seemenschen und hatte eisblaue Augen. Trotz ihrer scheinbaren Kühle ging ein sanftes inneres Singen von ihr aus, das sogar Pat spürte, dessen Sinne durch die sechs Jahre an Land abgestumpft waren. Ein Singen, das nach ihm griff, aber keine Macht über ihn gewann, da sein Herz einem dunklen, schlanken Landermädchen gehörte.
    Sie saßen nun alle am Tisch. Pat an einem Ende, Martin zu seiner Rechten, Maytig Marieanna zu seiner Linken. Alle warteten offensichtlich, daß er zu sprechen begänne.
    Er blickte von einem zum anderen. „Ich nehme an, ihr wollt die Antwort auf eure Botschaft hören, die ich Kai Ebberly übermitteln sollte. Also, Ebberly ist jederzeit bereit, mit einem Vertreter der See zu sprechen. Er sagte, er hätte sich schon lange mit euch in Verbindung gesetzt, wenn er einen Weg dazu gesehen hätte.“ Während Pat sprach, sah er das feste, arrogante Gesicht des Transportbarons mit den graumelierten Schläfen vor sich. Er hatte auf dem Landsitz der Unterhaltungsgruppe Nord erst gestern zwei Stunden mit ihm geredet. Oder vielmehr hatte hauptsächlich Ebberly gesprochen und ihn beauftragt, seine Botschaft dem Seevolk zu unterbreiten. Pat hatte eigentlich nur zugehört und sich sein eigenes, persönliches Urteil gebildet.
    „Ihr wollt mir wohl nicht sagen, worüber ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher