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Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Titel: Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn
Autoren: Mark Brandis
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nicht wiedererlangt.«
    »Ich möchte sie sehen.«
    »Sie ist Ihre Pilotin gewesen, nicht wahr?«
    »Eine der besten.«
    »Man wird Sie ins Krankenhaus fahren, Commander. Der Arzt sieht keinen Grund, Sie nicht vorzulassen. Aber versprechen Sie sich nichts davon.«
    »Ich verstehe«, sagte Brandis. »Das heißt, ich soll von Captess Kato Abschied nehmen.«
    »Sie hat keine Chance.«
    Die Projektionswand hüllte sich in barmherzige Dunkelheit.
    »Der Kommandant des Frachters«, sagte Tschou Fang-Wu, »hat die Aufzeichnungen der Martin-Luther-King mitgebracht. Das letzte Bordgespräch soll von gewissem Interesse sein, sagen unsere Experten.« Alles war vorbereitet. Auf ein Fingerschnalzen des Vorsitzenden des Großen Rats hin lief das Band an. Im Ton festgehalten war alles, was in der letzten Minute an Bord der Unglücksmaschine gesprochen worden war.
    Es waren zwei Stimmen. Die eine war die von Captess Kato, die andere die des Piloten namens Pieter York. Die Bordsprache war das von der UGzRR vorgeschriebene Metro.
     
    York: Ich würde sagen, da hält was auf uns zu, Captess.
Kato: Was sagt dazu das Radar?
York: Keine Anzeige, hob ich schon gecheckt. Auf jeden Fall ist das verdammt fix.
Kato: Eine Plattform?
York: Ist hier nicht stationiert.
Kato: Würde sich auch nicht bewegen. Gehen Sie doch mal ran!
York: Noch näher?
Kato: Noch näher!
York: Jetzt erkennt man’s. Das ist …
     
    Das war alles. Es gab nur noch ein dumpfes hohles Geräusch, dann brach die Aufzeichnung ab.
    »Unsere Experten«, sagte der alte Mann, »stehen vor einem Rätsel.«
    Brandis schwieg. Captess Kato und ihr Pilot hatten das Objekt identifiziert, aber sie waren nicht mehr dazu gekommen, es beim Namen zu nennen. Denn in diesem Augenblick hatte sie das Kalte Licht getroffen.
    Warum? Wieso? Aus welchem Grund? Was oder wer stand dahinter? Ein jedes Verbrechen hat schließlich irgendein Motiv. Wo lag hier der Sinn?
    »Das ist alles«, sagte Tschou Fang-Wu. »Man wird Sie jetzt zu Captess Kato bringen. Es ist mir eine Ehre gewesen, Sie in meinen bescheidenen Amtsräumen begrüßen zu dürfen.«
    »Die Ehre«, erwiderte Brandis, »ist auf meiner Seite, Exzellenz.«
    Über das pergamentene Gesicht des alten Mannes huschte ein Schatten.
    »Nicht immer«, sagte er, »sind die Menschen des Westens so aufrichtig wie Sie, Commander. Wir gehen, fürchte ich, schlimmen Zeiten entgegen. Mit Hastings, als er noch Präsident der EAAU war, konnte man sich immer verständigen. Der neue Mann in Metropolis jedoch, der sich Konsul nennt, hat den Dialog zum Versiegen gebracht. Er betreibt eine Politik von Macht und Stärke.« Er streckte die Hand aus. Sie war dünn, welk und leicht wie gilbendes Laub. »Verzeihen Sie. Es ist ungehörig, daß ich Sie mit meinen Problemen behellige, Commander.«
    Durch das hohe Fenster brach ein Sonnenstrahl. Brandis hob den Kopf. Der Himmel war wieder von makellosem Blau. Nirgendwo mehr war eine Wolke zu sehen.
    Und eine dritte Stimme sagte: »Es regnet in Europa, es regnet in Amerika, in Afrika, in Australien. Es regnet in Gegenden, in denen zuvor nie ein Tropfen vom Himmel gefallen ist. In der EAAU werden Wüsten bewässert, werden Rekordernten eingebracht. Nur wir hier gehen an der Dürre langsam, aber sicher zugrunde.«
    Der alte Mann machte eine müde Handbewegung hinüber zu dem hochgewachsenen Mann im maßgeschneiderten Generalsrock, der soeben die Halle der höchsten Eintracht betreten hatte.
    »Marschall Bansai«, sagte er. »Dies ist seine Stunde des täglichen Rapports.«
    Brandis blickte in das ruhige Gesicht des Befehlshabers der VOR-Streitkräfte. Bansai war Japaner, aus einer alten Samurai-Familie. Um seine Lippen schwebte ein rätselhaftes Lächeln.
    »Sie staunen, Commander? Den Wolken scheint es im Westen besser zu gefallen als hier bei uns. Sie ziehen davon, ohne zu regnen, und wir können sie nicht halten.«
    Brandis verabschiedete sich und ging.

3.
    Auf dem sogenannten Kohlenberg, der Peking überragt, hatte früher eine Pagode gestanden. Vor einigen Jahren war sie abgerissen worden, und nun erhob sich hier der schlanke verspiegelte Turmbau des Militärhospitals Ibn-Sina.
    Eine bronzene Gedenktafel vor dem Portal erinnerte in den fünf wichtigsten Sprachen der VOK auf chinesisch, japanisch, indisch, persisch und arabisch, an den großen persischen Arzt und Philosophen der ersten Jahrtausendwende. Auch sein latinisierter Name war erwähnt, unter dem seine Schriften im 12. Jahrhundert die Gelehrtenwelt
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