Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Titel: Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
dem Westen quer durch die ganze Halle entgegengekommen – mit ausgestreckten Händen.
    Und das Metro, das er ohne Akzent sprach, war von blumiger Vollkommenheit gewesen.
    »Ich ließ mir sagen, daß Sie unserer unwürdigen Stadt einen Besuch abstatten, Commander, und ich wollte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, Ihnen persönlich meine Anteilnahme auszusprechen. Das schreckliche Unglück, das Ihrer Flotte widerfahren ist, hat uns alle tief betroffen.«
    Die Rede war von der Martin Luther King, einem erst vor einer Woche neu in Dienst gestellten Rettungskreuzer. Dieser, das achte Schiff der Unabhängigen Gesellschaft zur Rettung Raumschiffbrüchiger (UGzRR) und zugleich das erste mit einer gemischten Besatzung unter der Vormannschaft der japanischen Captess Yodogimi Kato, war kurz nach seinem in Schanghai erfolgten Start zum Mond unter noch ungeklärten Umständen im Grenzbereich zwischen der Protosphäre und dem interplanetaren Raum zerschellt. Die Nachricht war übermittelt worden von einem VOR-Frachter, der durch Zufall auf das treibende Wrack gestoßen war.
    Brandis, der Erste Vormann der UGzRR, hatte von dem Unglück erfahren, als er sich in Metropolis befand, wohin er das Flaggschiff der Flotte unter dem Johanniterkreuz, seine Henri Dunant zu einer routinemäßigen Werftüberholung gebracht hatte, und den nächstbesten Interkontinental-Liner bestiegen, der ihn in einer knappen Stunde nach Peking trug. Hier war ihm anstandslos ein Einreisevisum in den Paß gestempelt worden. Die UGzRR, ausgestattet mit den Rechten eines souveränen Staates, genoß auch in den VOR mancherlei Sonderrechte.
    Und wieder einmal hatten sich für Brandis die Tore der geheimnisumwitterten Verbotenen Stadt geöffnet.
    Damit hatte er nicht gerechnet.
    Gewöhnlich war Tao Kung, ein Minister zur besonderen Verfügung, in Sachen Raumrettung der zuständige Regierungsbeamte, und auf ein Gespräch mit ihm hatte Brandis sich vorbereitet, doch der Pilot des Helikopters, der ihn auf dem Flughafen in Empfang nahm, hatte Order, ihn in die Verbotene Stadt zu bringen.
    Unterwegs hatte Brandis einen Blick werfen können auf die von Unruhen erschütterte Hauptstadt der VOR. Was aus der Luft aussah wie ein wimmelnder Ameisenhaufen, war in Wirklichkeit eine riesige Ansammlung von Menschen. Ein millionenköpfiges Heer hungernder Landarbeiter war in die Stadt eingefallen und plünderte die Reisspeicher und Kornhäuser am Rande der antiken östlichen Stadtmauer ebenso wie die Häuser der ohnmächtigen Städter.
    In der Halle der höchsten Eintracht war von all dem nichts zu spüren. Im Meer der Hungerrevolte stand die Verbotene Stadt wie eine unerschütterliche Burg. Die gefürchteten Kuan-tis, die vor den Toren aufgefahren waren, trugen das Emblem der Gelben Garde.
    Ein unsichtbarer Gong hatte zu dröhnen begonnen.
    Der alte Mann vor dem hohen Fenster brach das Schweigen.
    »Sie sehen die Wolken, die sich über der Stadt türmen, und beten darum, daß sie nicht wieder davonziehen, wie so oft, wie fast immer in letzter Zeit, ohne zuvor die Erde gesegnet zu haben mit Regen.«
    In der EAAU war von dem Phänomen berichtet worden. Ein klimatischer Umbruch fand statt, den selbst namhafte Meteorologen nicht erklären konnten. Während sich die Drei Vereinigten Kontinente von den Wunden, die ihnen die Große Katastrophe des Jahres ‘89 geschlagen hatte, unter heilsamen Regengüssen längst wieder erholt hatten, zerfiel in den VOR die fruchtbare Erde nach einer katastrophalen Dürreperiode zu Staub.
    »Regen!« sagte Tschou Fang-Wu. »Ich würde dem Himmel mein Leben anbieten, wenn er uns dafür endlich Regen schickte. Stattdessen muß ich den Konsul der EAAU um Reis und Getreide anflehen.«
    Brandis wußte, daß sich darauf nichts erwidern ließ. Einem Mann, der bei all seiner Machtfülle ohnmächtig zusehen muß, wie sein Land zugrunde geht, bietet man keine Worte des Trostes an.
    Der Gong dröhnte noch einmal und verstummte. Waren die Gebete erhört worden?
    Die Sonne hatte sich verfinstert. Grau und schwer hingen die Wolken über der Stadt.
    Tschou Fang-Wu drehte sich um.
    »Ich fürchte, ich stehle Ihnen die Zeit, Commander. Sie brennen sicher darauf, den Unfall aufzuklären und nach Captess Kato zu sehen.«
    »So ist es, Exzellenz«, erwiderte Brandis. »Bisher weiß ich sehr wenig über die Angelegenheit. Von dem Unglück ist praktisch die ganze Flotte betroffen. Die Martin-Luther-King war fest eingeplant.«
    Der alte Mann seufzte.
    »Ich kenne Ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher