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Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Titel: Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn
Autoren: Mark Brandis
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ihrem Patrouillenflug war die Pagode an der Plattform vorübergezogen, hatte dann in deren Radarschatten kehrtgemacht und war schließlich an deren erdabgewandter Seite längsseits gegangen. Hier lauerte sie in Erwartung weiterer Befehle.
    Captain Ho Phong, der Kommandant, ein schmaler Vietnamese, sann noch immer über die Bedeutung der Lichterscheinung nach, die er um 06.41 Uhr Peking-Zeit im Sektor des Großen Bären wahrgenommen hatte, als auf dem Brückenmonitor die exakten Peilungen erschienen. Die Lichterscheinung war von kurzer Dauer gewesen, eine einmalige Entladung, kürzer als ein Herzschlag, aber zugleich war sie so heftig gewesen, daß sie die Sonne überstrahlte.
    Gotama Sikh, Pilot und 1. Offizier, ein bärtiger Inder, machte ein bedenkliches Gesicht.
    »Um der Sache auf den Grund zu gehen, Captain, müßten wir unser Patrouillengebiet verlassen.«
    Ho Phong überschlug die Entfernung.
    »Es handelt sich um dreißig Raummeilen, Leutnant. Und wohl auch um einen dieser Fälle, in denen es heißt: Handeln Sie nach eigenem Ermessen. Falls dort, wie ich vermute, Kaltes Licht zum Einsatz gekommen ist, müßte es für das Hauptquartier von Wichtigkeit sein, Näheres darüber zu erfahren.«
    Die Pagode verließ kurz darauf ihren sicheren Beobachtungsplatz, nahm, immer noch im Radarschatten des Himmlischen Kanton, Kurs auf den Polarstern, um dann unter Ausnutzung eines ziehenden Meteoritenfeldes, das einen fast noch besseren Radarschatten abgab, hart abzuschwenken auf das Zielgebiet.
    Als die Pagode schließlich beidrehte, tat sie das vor einem chaotischen Trümmerfeld unter den Sternen. Das Schiff war so sehr ausgeglüht, daß es einem verschmolzenen Klumpen Metall glich. Und so weit der Blick reichte, war der Raum ausgefüllt mit tropfenförmiger Schmelze, in der sich das Licht der Sonne brach.
    Das ausgesetzte Dingi kehrte zurück mit einem abgesprengten und versengten Teil einer Bordwand, auf dem eine Kaiserkrone prangte. Captain Ho Phong ließ das Beweisstück in den Laderaum schaffen und enterte hoch in den Radarraum.
    »Was liegt an?«
    »Kontakt, Captain.« Der RC deutete auf einen seiner Monitore. »Steuerbord zehn minus dreißig. Erst hielt ich’s für ein Schiff – aber dafür ist es zu klein und unbeweglich. Und für ein Trümmerstück ist es zu weit entfernt: zwei Raummeilen.«
    Captain Ho Phong zog die Jalousie herab und studierte stirnrunzelnd die Anzeige. Das Echo flimmerte unruhig.
    Der RC bemerkte: »Es könnte sich um zwei Objekte handeln, die dicht nebeneinander treiben.«
    Ho Phong nickte.
    »Wir sehen uns das mal an, Leutnant. Stellen Sie mir die Koordinaten auf die Brücke durch!«

19.
    Durch die regenschweren Wolken, die seit dem frühen Morgen über Metropolis hinwegzogen, brach die Sonne. Der Himmel klarte auf. Ein Omen? Ruth O’Hara hob den Kopf – dem seidigen Blau entgegen. Und sofort mußte sie über sich selber lächeln, über ihre Sehnsucht, über ihre Ungeduld, und auch über ihre auf Gewohnheit beruhende Erwartung.
    Das Schiff, das zu empfangen sie hinausgekommen war auf das windige Rampengelände der VEGA, kam diesmal aus keiner Unendlichkeit. Es kam auch nicht vom Mond. Es kam aus Osten – aus der Hauptstadt der VOR, aus Peking.
    Der Anruf hatte sie erreicht, als sie gerade das Haus verlassen wollte.
    »Mrs. O’Hara?«
    »Am Apparat.«
    »Mein Name ist Hildegard Kleinschmidt. Ich bin die persönliche Sekretärin von Präsident Hastings.«
    »Ich weiß.«
    »Wir haben da im letzten Augenblick einiges umorganisieren müssen. Auf dem Raumflughafen könnte es zu Zwischenfällen kommen. Anhänger des Ex-Konsuls wollen versuchen, den Vertrag zu torpedieren. Präsident Hastings hat darum kurzerhand beschlossen, der Randale aus dem Weg zu gehen und den Empfang auf dem Gelände der VEGA stattfinden zu lassen.«
    »Ich verstehe.«
    »Ansonsten, Mrs. O’Hara, bleibt alles beim alten. Auf dem roten Teppich wird ein Platz für Sie freigehalten – gleich hinter unserem Präsidenten.«
    Manche sprachen vom größten Tag, den Metropolis je erlebt hatte. Nicht nur, daß mit der Rückkehr von Joffrey Hastings aus seinem astralen Exil wieder die Ordnung des Rechts in die Hauptstadt der EAAU eingezogen war – nein: dieser Tag bedeutete so etwas wie einen Umbruch in der Geschichtsschreibung. Tschou Fang-Wu, der greise Präsident der Vereinigten Orientalischen Republiken, wurde zu einem Staatsbesuch erwartet.
    Die Medien sprachen von einem Akt der Wiedergutmachung, der noch an diesem
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