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Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Titel: Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn
Autoren: Mark Brandis
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anderen Zusammenhang.
    Brandis verspürte eine Berührung. Weygands Hand hatte sich wie eine Klammer um seinen Arm geschlossen.
    »Er kommt, Sir!«
    Brandis preßte die Augen gegen das Bikolar.
    Er war noch sehr weit entfernt, ein winziger wandernder Lichtpunkt unter den Sternen. Aber er kam unzweifelhaft näher. Wie um sich zu vergewissern, warf Brandis einen raschen Blick auf den Radarschirm. Weygand erriet die unausgesprochene Frage und schüttelte den Kopf.
    »Negativ, Sir. Kein Radarecho.«
    Brandis ertappte sich dabei, daß er seine Lippen anfeuchtete. Sein Mund dörrte aus.
    Der Satellit nahm plötzlich Gestalt an. Der Lichtpunkt wandelte sich zum festen Gegenstand. Und immer noch keine Radar-Anzeige: Die Typenbezeichnung Phantom traf den Nagel auf den Kopf. Allenfalls durch einen Zufall ließ sich dieser Satellit aufspüren. Und selbst hierfür war Vorsorge getroffen. Neben Brandis überprüfte Weygand Kurs und Geschwindigkeit. Der Raider hielt nun im spitzen Winkel auf die verlängerte Umlaufbahn des Satelliten zu, den errechneten Rendezvous-Ort, um sich im entscheidenden Augenblick hinter ihn zu setzen, aufzuschließen und zu koppeln.
    Auf den ersten Blick hatte der walzenförmige Satellit nichts Bedrohliches an sich. Deutlich konnte man seinen schwenkbaren Antrieb sehen, mit dem im Bedarfsfalle geringfügige Kurskorrekturen bewirkt werden konnten, seine orgelpfeifenähnlichen Sprühdüsen, seine Sensoren und Antennen.
    Man mußte schon genauer hinsehen, um das rotierende bösartige Auge zu bemerken, hinter dem sich das Kalte Licht verbarg, eine prall gefüllte Energiekammer.
    Es war so weit.
    Brandis hielt Weygand plötzlich die Hand hin, ohne ein Wort. Weygand preßte sie. Und in diesem knappen Druck war alles enthalten, ein neuer Anfang ebenso wie der Abschied.
    Brandis griff zum Mikrofon.
    Beim erstenmal bekam er es nicht über die Lippen. Sein Mund war zu trocken. Weygand hielt den Atem an.
    Brandis räusperte sich, und danach klang seine Stimme so klar, so deutlich und so ruhig, als befände er sich in einem alltäglichen Manöver.
    »Wetterhahn!«
    Einen Atemzug lang saß er dann da und wartete auf den gleißenden Tod, der ihn aus dem rotierenden Auge erreichen mußte. Aber dann fiel der verchromte Liddeckel herab, um die Energiekammer zu sichern, und im Walkie-Talkie ließ sich die fistelnde Kunststimme des Satelliten vernehmen: »Klar zum Koppeln!«

16.
    Der alte Mann stand vor dem hohen Fenster und sah hinaus. Er wartete.
    Anderswo im Land mochten Lärm und Aufruhr herrschen – in der Halle der höchsten Eintracht war es still. Tschou Fang-Wu, der greise Präsident der Vereinigten Orientalischen Republiken, war mit seinen Gedanken allein.
    Seine Blicke folgten der einsamen Wolke, die verloren durch das staubige Blau des Himmels wanderte und sich dabei auflöste. Sie erreichte den Zenit und hörte auf zu sein.
    Der alte Mann seufzte.
    An der Informationswand mit den eingeblendeten Karten der Republiken, der er den Rücken zukehrte, sammelten sich nach und nach die eingehenden Daten zum aktuellen Tagesbild.
    Der alte Mann wußte, wie es aussah: Nicht anders als gestern und vorgestern.
    Kein Regen.
    Zu wenig Regen.
    Abwandernde Wolkenfronten. Versiegende Flüsse.
    Hungerrevolten. Plünderungen.
    Und immer wieder Massaker an den Grenzen, wenn die Leute auf ihrer Flucht vor Dürre, Hunger und Tod die unsichtbare Linie überschritten, die den Planeten in zwei feindliche Lager zerriß. Die satten Grenztruppen der EAAU kannten kein Erbarmen bei der Verteidigung ihrer üppigen Weiden und Kornkammern.
    Etwas mußte geschehen.
    Die Gedanken des alten Mannes schritten den holprigen Weg der Geschichte der beiden großen Rivalen ab, Schritt für Schritt. Zusammenstöße, Konflikte. Und immer wieder Konferenzen und frostige Friedenszeiten voller Mißtrauen und heimlichem Zähneknirschen, voller kontrollierter Vorurteile.
    Hätte man beizeiten auf den Rat des Militärs hören sollen, als sie einem Präventivschlag das Wort redeten – damals, als das Gleichgewicht der Macht sich zu ändern begann? Inzwischen war es völlig gestört. Immer mehr neigte sich die Waage zuungunsten der VOR.
    Die Vereinigten Orientalischen Republiken – das neue Armenhaus der Welt, wie es die gegnerischen Medien genüßlich verkündeten.
    Als ob ein Land, das binnen weniger Jahre zur Wüste verkam, weil mit der Urgewalt einer Eiszeit das Klima des Planeten Erde plötzlich umgebrochen war, für seine Not verantwortlich
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