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Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Titel: Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn
Autoren: Mark Brandis
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wäre!
    »Ehrwürdiger!«
    Tschou Fang-Wu drehte sich um. Marschall Bansai hatte lautlos die Halle betreten.
    »Ich habe schon gewartet, Marschall.«
    Bansai verneigte sich knapp. Nicht immer standen sie auf gutem Fuß miteinander. In mancherlei Hinsicht gingen ihre Meinungen auseinander – und fast immer hatte das etwas mit der EAAU zu tun.
    »Ich bitte um Vergebung, Ehrwürdiger. Die Vorbereitungen haben Zeit beansprucht. Wir brauchten, um ganz sicher zu gehen, die besten Chemiker, die besten Astrophysiker, die fähigsten Meteorologen. Aber jetzt sind wir so weit.«
    Der alte Mann suchte mit seinen Blicken im Gesicht seines obersten Soldaten nach einer letzten Hoffnung.
    »Sagen Sie es mir, Marschall – jetzt!«
    Bansai neigte den Kopf. Geteilter Ansicht zu sein, war eine Sache. Eine andere war es, diesem verehrungswürdigen Greis die schonungslose Wahrheit beizubringen.
    »Die Analyse, Ehrwürdiger, ist endgültig bestätigt. Wir haben es zu tun mit marsianischem Magnetit. Versprengte Kondensationskeime zur Bildung von Regentropfen.«
    Der alte Mann schwieg. Noch überschaute er nicht alles – aber schon das wenige, das er erfahren hatte, machte ihn schaudern.
    Bansai deutete auf eine Tür.
    »Wir haben ein Experiment vorbereitet, Ehrwürdiger«, sagte er. »Falls Sie jetzt noch zweifeln, wird die kleine Vorführung Sie überzeugen.«
    Die »kleine Vorführung« war vorüber. Die Dinge lagen klar.
    In der Halle der höchsten Eintracht stand ein alter, trauriger Mann vor der Informationswand. Er studierte die neuesten Katastrophenmeldungen. In der Stille des Raumes schien auf einmal ein hohles Echo zu liegen – die Aussagen der Wissenschaftler. Sie alle liefen auf einen Punkt hin.
    »Magnetit, wie es auf der Erde gefunden wird, findet in der angewandten Meteorologie keine Verwendung. Seine hygroskopische Eigenschaft ist zu gering. Das Magnetit jedoch, das uns hier in Spuren vorliegt, ist außerirdischer Herkunft. Ich bin ziemlich sicher, daß es vom Mars stammt. Als Kondensationskeim für Regentropfen ist es geradezu ideal. Und – es verbindet eine außerordentliche Hygroskopie mit einer ausgeprägten Sensibilität für magnetische Einflüsse.«
    Tschou Fang-Wu betrachtete die Bilder und las die Daten – aber diesmal tat er das mit anderen Augen. Marschall Bansai forderte eine Entscheidung.
    »Vom Standpunkt des Meteorologen ergibt sich folgendes Bild: Auf eine Weise, die uns noch nicht bekannt ist, wird marsianisches Magnetit in die Atmosphäre eingebracht. Man kann sagen, die Wolken über der Erde werden damit geimpft und zum Abregnen veranlaßt. Die Frage, die uns beschäftigt hat, war folgende: Lassen sich solcherart geimpfte Wolken auf magnetische Weise in bestimmte Zielgebiete abrufen?«
    Der alte Mann wünschte sich, er wäre tot – und ein anderer müßte die Entscheidung treffen.
    »Berichte unserer Agenten, in denen vom Auftreten starker Magnetfelder in den EAAU die Rede ist, müssen im Licht neuer Erkenntnisse gesehen werden. Unsere Schlußfolgerung ist mittlerweile durch Messungen, die als Frachter getarnte Kundschafter in der Metasphäre vorgenommen haben, bestätigt worden. Zwischen der reichlichen Beregnung der EAAU und den mobilen Magnetfeldern besteht ein kausaler Zusammenhang.«
    Marschall Bansais Ungeduld war fast körperlich zu spüren. Der greise Präsident der VOR seufzte.
    »Die Wasserkapazität der Erde ist gleichgeblieben. Geändert hat sich die Verteilung. Das lebensnotwendige Element Wasser in Form von Regen kommt heute fast ausschließlich der EAAU zugute, die damit ihre traditionellen Brachen in fruchtbares Ackerland umwandelt.«
    Auch die Rechtsgelehrten hatten – in der ihnen eigenen gewundenen Weise – ihre Ansicht vorgetragen.
    »Obwohl der Regen wie auch sein Transportmittel, die Wolken, im Sinne des Gesetzes herrenloses Gut und damit nicht einklagbar sind, stellen sie doch zugleich so etwas wie ein Allgemeingut der Menschheit dar, auf das keine Partei einseitigen Anspruch erheben darf.«
    Und nun lag das letzte Wort bei den Militärs. Marschall Bansai harrte der Befehle.
    Mit feuchten Augen starrte der greise Präsident der VOR auf die Informationswand, sah darauf die verhärmten Elendsgesichter seiner einst blühenden dreiundvierzig Republiken, und spürte mit Schmerz, daß es für sie wohl so oder so keine Zukunft geben würde.
    Bansais Stimme drang ebenso höflich wie bestimmt in die Trauer des alten Mannes ein.
    »Die EAAU, Ehrwürdiger, hat uns mit dem Regen die
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