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Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Titel: Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn
Autoren: Mark Brandis
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Luft schmeckte auf übelkeiterregende Weise bitter. Offenbar war sie gesättigt mit aufgewirbeltem marsianischem Magnetit.
    Brandis bückte sich und entriegelte den Laderaum. Der gläserne, hermetisch abgedichtete Schacht – ursprünglich für die Aufnahme hochgiftiger chemischer Kampfstoffe bestimmt – war vor noch nicht langer Zeit gefüllt worden. Deutlich erkannte man die Stutzen der Absauger.
    »Sir!«
    Brandis klappte den Deckel wieder zu. Über eine sinnvolle Verwendung oder auch Vernichtung der unliebsamen Fracht mochten sich zur gegebenen Zeit andere den Kopf zerbrechen.
    »Was gibt’s, Weygand?«
    In der zwei Quadratmeter großen Zentrale studierte Weygand den Computerblock.
    »Umfunktioniert!« sagte er. »Primitiv, aber genial.«
    »Und ebenso niederträchtig wie im Ursprung!« sagte Brandis.
    Ein paar Zusatzgeräte hatten ausgereicht, um die Anlage umzurüsten. Eine auf die Erde gerichtete automatische Kamera lieferte die Bilder. Der Computer wertete diese aus und setzte sie um in die Werte Dosis und Entfernung. Auf einem briefmarkengroßen Monitor ließ sich der Vorgang ablesen. Sobald die Kamera eine regenträchtige Wolkenformation über der Erde entdeckte, setzte sich der Mechanismus lautlos in Bewegung. Das Magnetit durchlief ein chemisches Bad und verließ das Abschußrohr gewissermaßen als gepreßtes Schrapnell, das sich beim Eintauchen in die Atmosphäre wieder auflöste.
    Weygand zog einen schweren Schraubenschlüssel aus dem Gurt und prüfte sein Gewicht.
    »Recht so, Sir?«
    Brandis nickte.
    Weygand begann die Zentrale unbrauchbar zu machen. Mit wuchtigen Hieben zerschlug er die Verbindungen zwischen der Kamera und dem Computer und sicherheitshalber auch die zwischen dem Computer und dem Gebemechanismus.
    Brandis zwängte sich in die Kanzel und überprüfte die kleine Hilfsmaschine. Sie war so sauber und neu wie am ersten Tag – noch nie benutzt. Und der Tank war mit konzentriertem flüssigen Treibstoff randvoll gefüllt – genug, um den Satelliten bei Bedarf durch ein Funksignal in jede andere planetarische Umlaufbahn zu dirigieren.
    Brandis zog den Zettel mit seinen Berechnungen aus der Tasche, ging in die Knie und widmete sich dem Kursgeber. Einmal, als er nicht auf der Hut war, katapultierte ihn eine voreilige Bewegung aufwärts, mit dem Kopf gegen eine Verstrebung. Nach dieser schmerzhaften Erfahrung verkeilte er sich in der Kanzel, indem er sich mit dem Rücken gegen die eiskalte Bordwand preßte, während er sich zugleich mit den Füßen gegen den Antriebsblock stemmte.
    Den Kursgeber von Hand zu programmieren, war die Arbeit eines Uhrmachers. Sie erforderte Fingerspitzengefühl. Nacheinander stellte Brandis die ermittelten Werte ein. Um die neue Umlaufbahn zu bestimmen, hatten der Kurs des Präsidentenschiffes, der Relativitätsfaktor der Zeit und zwei von einander abweichende Geschwindigkeiten berücksichtigt werden müssen. Brandis konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf die Tastatur.
    »Dann bliebe da noch der Anrufauswerter, Sir. Das Einfachste wäre, ihn zu nullen.«
    »Nein!«
    Brandis richtete sich auf und verglich die Zeitanzeige des Kursgebers mit seiner Uhr.
    Sie waren in Eile. Er hatte dem Triebwerk eine Vorlaufzeit von 546 Sekunden gegeben, nicht einmal zehn Minuten. Danach würde das Triebwerk anspringen und mit einer wechselseitigen Folge von Schubstößen den Satelliten in eine veränderte Umlaufbahn zwingen – auf jene imaginäre zweite rote Linie, die sich mit der imaginären grünen im Raumgebiet Tango Oskar Zulu schneiden mußte.
    Die Begegnung zweier beweglicher Körper unter den Sternen war programmiert.
    Weygand hatte den Anrufauswerter aufgeschraubt, der im augenblicklichen Stadium die Energiekammer sicherte. Man erkannte den daumennagelgroßen, alphabetisch geordneten Codierer. Weygands mit einer Nadel bewaffnete Hand schwebte darüber.
    Brandis mußte sich plötzlich eingestehen, daß er bei aller Gründlichkeit der Vorbereitung diesen Punkt übersehen hatte. Es reichte eben nicht aus, den Empfänger lahmzulegen.
    »Warten Sie!«
    Weygand rann der kalte Schweiß über das Gesicht. Er sah auf.
    »Es könnte danebengehen«, sagte Brandis. »Und übrig bliebe eine fliegende Bombe im Weltraum, die sich nicht mehr entschärfen ließe.«
    Weygand sah das Problem auch. Er nickte.
    »Dann verändern wir das Codewort, Sir?«
    Brandis sah auf die Uhr. Die Zeitnot saß ihnen bereits im Nacken. Ein neues Codewort zu programmieren, hielt auf. Aber es mußte sein. Er
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