Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesfalle Triton

Todesfalle Triton

Titel: Todesfalle Triton
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
 
    Prolog
     
    Die Wolken schienen zum Greifen nahe hier oben. Dreihundert Meter unter der kugelförmigen Turmspitze dehnte sich ein türkisfarbener Ozean aus. Bis an die Horizonte reichte er. Dort ging er in den tiefblauen Himmel über.
    Die obere Hälfte der Turmkugel war vollkommen durchsichtig, die untere von demselben Metallicblau wie der Turm selbst und der gesamte Gebäudekomplex, der sich um ihn herum bis zu den Steilküsten der Insel ausbreitete. Man sah keinen Wald, wenn man in die Tiefe blickte, man sah keine Wiesen, keine Flußläufe, keine Strände – man sah nur ein metallischblaues Labyrinth aus Kuppeln, Türmen, Würfeln, Brücken und Quadern.
    Etwa siebzig Meter durchmaß die Turmkugel an ihrem Äquator. Die dreizehn Gestalten darin verloren sich fast in ihr. Hinter dreizehn Schnittstellen saßen sie in dreizehn schwarzen Sesseln mit hohen Rückenlehnen. Sessel und Schnittstellenkonsolen waren ebenfalls im Kreis angeordnet. Im Zentrum des Kuppelsaales, etwa zwanzig Meter von jedem der dreizehn Sessel entfernt, ragte die Hauptschnittstelle wie ein goldfarbener Pilz aus dem Boden.
    Der große Halbkugelsaal atmete an sich schon die Atmosphäre von Würde und Erhabenheit. Hinzu kam die Stille, die in ihm herrschte – keine Stimme war zu hören, kein Räuspern, kein Scharren, kein Husten, nicht einmal das Summen peripherer Quantenkernmodule. Die dreizehn saßen schweigend und entspannt in ihren schwarzen Lehnsesseln; wie dreizehn Könige auf ihren dreizehn schwarzen Thronen.
    Eine Frau in purpurrotem Anzug unter goldfarbener Toga brach schließlich das Schweigen. »Ich eröffne die heutige Sitzung«, sagte sie. »Aufgrund der erhöhten Alarmstufe verzichten wir auf die sonst übliche Weise der Verständigung. So bedauerlich wir es auch finden mögen: Das gesprochene Wort bleibt weniger anfällig für Spionagetechnik als jeder noch so gut codierte Quantendatensatz.«
    Die Frau hatte kurzes graues Haar, ein schmales, liebliches Gesicht und leuchtendgrüne Augen. Ihre weiche und dennoch klare Stimme erfüllte den Raum unter der Kuppel.
    »Ein einziger Punkt steht auf der Tagesordnung«, fuhr sie fort. »Die Quartalsberichte aller drei Leitungsgremien der Galaktischen Republik Terra. Unter welch ungünstigem Stern sie stehen, ist jedem von Ihnen bekannt, verehrte Damen und Herren. Ich erteile dem Zweiten Vorsitzenden das Wort.« Sie nickte in Richtung eines blonden Mannes auf der anderen Seite des Kuppelsaales. »Bitte, verehrter Gabrylon.«
    »Ich danke Ihnen, liebe Mikeyla, verehrte Vorsitzende.« Der Mann erhob sich aus seinem Sessel, deutete eine Verneigung an und lächelte dann in die Runde der anderen zwölf. Er war mittelgroß, schlank und hatte ein ebenmäßiges Gesicht; manche bezeichneten ihn gar als schön. Seine Augen waren hellgrau, sein langes Blondhaar glänzte seidig. Er trug eine rote Toga über einem blütenweißen Anzug.
    »Ich habe mir erlaubt, die Berichte der Geheimen Galaktischen Sicherheitsgarden, des Direktoriums und der Flottenführung zu einem einzigen Text zusammenzufassen«, sagte er, während er wieder Platz nahm. »Gestatten Sie mir nun, Ihnen die Chronologie der vergangenen drei Monate noch einmal zu präsentieren.«
    Über der zentralen Schnittstelle flammte ein etwa zehn Meter durchmessendes Viquafeld auf. Grafiken, Fotos, Tabellen, Zahlenreihen und Textabschnitte erschienen in ihm.
    »Drei ereignisreiche Monate liegen hinter uns«, sagte Gabrylon. »Sie standen vor allem im Zeichen der Rebellion eines unserer fähigsten Offiziere. Zusammen mit drei oder vier anderen dürfte vor allem der Name Merican Bergen auf Terra Prima inzwischen zum Inbegriff von Hybris einerseits und erstaunlicher Leistungsfähigkeit andererseits geworden sein …«
    »Übertreiben Sie nicht ein wenig, verehrter Gabrylon?« Ein drahtiger Mann mit kantigem Gesicht, großer Hakennase und dichtem grauem Stoppelhaar unterbrach den Zweiten Vorsitzenden. Er trug eine schwarze Toga über silberfarbenem Anzug. »Denken Sie an den ADAM I, lieber Gabrylon! Ohne den wäre Bergen ein Nichts wie all die anderen, die es vor ihm versucht haben und die es nach ihm versuchen werden!«
    »Wir wissen nicht genau, ob es sich tatsächlich um einen ADAM I handelt, verehrter Raphylas. Der letzte Beweis steht noch aus. Doch selbst wenn es sich um diesen Robotertyp handeln sollte und Sie recht hätten, verehrter Raphylas, erklärt das nicht den Erfolg der anderen Rebellen. Denken Sie an Namen wie Venus Tigern oder Plutejo
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher