Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Titel: Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
bündige Worte: »Ich denke nicht daran.«
    Colonel Bigot seufzte.
    »Betrachten Sie mein Angebot als eine Chance, die wir Ihnen bieten, Mr. Harris. Eine zweite wird es nicht geben. Wir können Leute nicht brauchen, die sich gegen uns stellen. Andererseits ist der Konsul, wenn es darum geht, sich für treue Dienste erkenntlich zu zeigen, noch nie kleinlich gewesen.«
    Harris’ Miene blieb abweisend.
    Colonel Bigot schüttelte den Kopf.
    »Sie haben keine Wahl, Mr. Harris«, sagte er mit bedeutungsvoller Betonung. »Entweder Sie tun, was ich von Ihnen verlange, oder …«
    Harris’ Stimme knarrte gebieterisch: »Oder?«
    »Oder Mr. John Harris wird das für uns erledigen«, vollendete Colonel Bigot seinen Satz, wobei sein Blick hinüberwanderte zur Tür, die sich lautlos öffnete. »Nicht wahr, Mr. Harris?«
    Und von dort, wohin Colonel Bigot blickte, knarrte es mit Harris’ Stimme zurück: »Sie können sich auf mich verlassen, Colonel.«
    Harris fuhr herum.
    Er stand seinem Ebenbild gegenüber. Harris verbarg sein Entsetzen.
    Sie hatten ihn in der Hand.
    Der einarmige Mann, der soeben Colonel Bigots Büro betreten hatte, sprach nicht nur wie er – er sah auch so aus. Statur, Gesicht, Mimik, Kleidung – all das ergab John Harris in Person.
    Colonel Bigot nickte.
    »Übernehmen Sie!«
    Die Überrumpelung hätte gelingen können, wäre der Direktor der VEGA ein anderer gewesen als John Harris. Des Colonels Rechnung war gewissermaßen gemacht worden ohne den Wirt. Menschen, die gelernt haben, sich in der lebensfeindlichen Einsamkeit unter den Sternen zu behaupten, die Jahre ihres Lebens damit zugebracht haben, in den unermeßlichen Weiten des Weltraumes allen erdenklichen Gefahren, bekannten wie unbekannten, zu trotzen – diese Menschen sind ein besonderer Schlag. Möglich, daß ihre Sinne geschärfter sind als bei anderen, ihre Reaktionen rascher …
    John Harris erkannte, daß es der falsche Augenblick war, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, aus welchem Grund diese Falle für ihn aufgebaut war. Die Gefahr hielt auf ihn zu wie ein Meteoritenschlag auf ein ziehendes Schiff, und falls er überleben wollte, mußte er ausweichen. Er sah die Waffe in der Hand des Colonels – und damit wurde ihm klar, daß das böse Spiel, in das man ihn verwickelt hatte, für ihn den Titel trug: Alles oder nichts .
    Harris erreichte die Tür rascher, als Colonel Bigot auf ihn anlegen und abdrücken konnte. Das »Ebenbild« versuchte ihn aufzuhalten, als er die Hand auf den Öffner legte. Harris’ blitzschneller Handkantenschlag ließ das »Ebenbild« zurücktaumeln – und Colonel Bigot kam nicht zum Schuß.
    »Aufhalten!« schrie der Colonel und drückte zugleich den Alarmknopf. »Aufhalten!«
    Harris rannte in der 13. Etage den Gang entlang. Er hörte das Heulen der Sirene, und er sah die Wachen, die plötzlich allenthalben aufzogen. Und ihm fiel ein, daß aus diesem Gebäude noch nie jemand entkommen war.
    Als er das rotweiße Band sah, das den offenen Fahrstuhlschacht sicherte, warf er sich herum.
    »Aufhalten!« dröhnte es mit Colonel Bigots Stimme einmal mehr durch den Gang. »Schießt doch! Schießt!«
    Und Harris dachte, als er über einen abgelegten Preßlufthammer und einen vor dem Schacht kauernden und kauenden Maurergesellen hinwegsprang und nach dem matt schimmernden Zugseil griff, daß dies wohl eine der Situationen war, in denen ein Mensch gut daran ist, wenn er über zwei gesunde Arme verfügt und über zwei Hände zum Zupacken.
    Seine Hand schloß sich um das fettige Seil, und an dieser einen Hand hing er mit seinem ganzen Körpergewicht und rutschte abwärts, schneller und immer schneller. Über ihm füllte sich der Schacht mit Schüssen und mit fluchenden Stimmen.

2.
    Der schlichte Anzug des alten Mannes vor dem hohen Fenster mochte Ausdruck sein seiner persönlichen Bescheidenheit, auf jeden Fall jedoch ließ er sich nur schwer in Einklang bringen mit der Tatsache, daß das Wort seines Trägers auf dem größten und volkreichsten Kontinent der Erde fast eben so viel galt wie das geschriebene Gesetz. Tschou Fang-Wu war der Vorsitzende des Großen Rats der Vereinigten Orientalischen Republiken.
    Der alte Mann stand vor dem hohen Fenster, betrachtete den Himmel, der sich zu beziehen begann, und schwieg.
    Brandis war plötzlich zumute wie dem unfreiwilligen Zeugen eines uralten Beschwörungsrituals. Der alte Mann schien ihn vergessen zu haben.
    Vorhin war der greise Vorsitzende des Großen Rats seinem Gast aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher