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1106 - Zombie-Engel

1106 - Zombie-Engel

Titel: 1106 - Zombie-Engel
Autoren: Jason Dark
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Ich hielt das Kleid - das Totenhemd - in der Hand. Ich hatte es mir überstreifen wollen, aber es war nicht möglich gewesen. Es hatte einfach nicht gepaßt.
    Die Kugel traf. Sie schlug ein. Ich erwartete den Aufprall, den Schmerz und dann nichts mehr.
    Aber ich lebte noch.
    Die Kugel hatte mich nicht erreicht, obwohl sie aus sehr kurzer Distanz abgefeuert worden war. Sie hatte weder meinen Kopf noch den Körper getroffen, denn das Kleid hatte die Kugel geschluckt oder abgelenkt.
    Durch den Stoff der zahlreichen Kleidungsstücke im Laden war das Echo des Schusses gedämpft worden. Dennoch hallte er in meinen Ohren nach, doch viel interessanter war das Gesicht der Schützin. Isabella wollte es nicht glauben, sie glotzte mich an wie eine Person, die alles in ihrem Leben verloren hatte. Für sie waren die Lichter ausgegangen. Sie hatte auf die As-Karte gesetzt und trotzdem nicht gewonnen.
    Auch ich war in den ersten Sekunden wie vor den Kopf geschlagen.
    Mein Herz schlug schneller. Jeder Schlag drang hart bis unter meine Schädeldecke, wo er sich mit den dort hockenden Schmerzen vereinigte und zu einem harten Stechen wurde.
    Isabella schrie auf. Sie schüttelte den Kopf. Sie konnte es noch immer nicht fassen. Der rechte Arm mit der Waffe war nach unten gesunken, so daß die Mündung nicht mehr auf mich zielte. Der Mund stand offen.
    Selbst das sonnenbraune Gesicht war bleich.
    Ich handelte sofort. Schleuderte Isabella das Kleid entgegen. Mein Ablenkungsmanöver klappte. Sie riß den Arm schützend hoch und dachte nicht mehr an mich, so daß ich rasch die Waffe zog.
    Bevor sich Isabella versah, zeigte die Beretta-Mündung auf sie.
    Zwischen uns gab es kein Kleid mehr, ich war im Vorteil, und ich hörte einen Laut, der mich an das Heulen eines Tieres erinnerte. Isabella wollte nicht begreifen, daß ich noch lebte.
    »Die Waffe weg!«
    Sie schüttelte den Kopf. Dann riß sie den Arm hoch, um auf mich anzulegen.
    Ein zweiter Schuß fiel!
    Diesmal hatte ich abgedrückt. Im Gegensatz zu ihr erwischte ich mein Ziel. Ich wollte Isabella nicht töten und hatte deshalb auf ihren rechten Oberschenkel gezielt und auch getroffen. Hart wie ein Treffer mit dem Hammer schlug die Kugel ein. Der Frau wurde das Bein praktisch weggerissen. Sie schoß nicht mehr auf mich, ließ sogar die Waffe fallen, um beiden Hände frei zu haben, damit sie sie auf die Einschußstelle pressen konnte. Sie ging noch mit einer staksigen Bewegung zwei Schritte nach rechts, dann verlor sie den Halt, knickte ein und fiel einfach zur Seite.
    Sie schlug auf. Sie keuchte, die Hände noch immer gegen die Wunde gepreßt. Ihre Augen waren weit aufgerissen und auch verdreht, und ihr Gesicht zeigte eine noch stärkere Blässe. Auf dem Rücken blieb sie liegen, das getroffene rechte Bein starr ausgestreckt, das linke angezogen. Im Moment bedeutete sie keine Gefahr für mich. Ich ging hin und hob den Revolver auf, den ich anschließend in meinen Gürtel steckte, um dann Zeit für Isabella zu haben.
    Sie starrte zu mir hoch. Ihre Augen kamen mir blutunterlaufen vor. Noch immer kochte der Haß in ihr. Um das zu sehen, brauchte ich nicht einmal ein großer Menschenkenner zu sein.
    »Du hast es dir selbst zuzuschreiben!« erklärte ich ihr. »Aber du wirst daran nicht sterben. Laß mal sehen.«
    »Nein!«
    »Ich will die Wunde verbinden.«
    Sie schüttelte im Liegen den Kopf, doch darum kümmerte ich mich nicht.
    Es gab genügend Kleider hier, deren Stoff ich als Verband benutzen konnte. Einen hellen Rock riß ich auseinander, dann kniete ich mich neben sie. Sie wollte ihre Hände nicht von der Wunde wegnehmen, und ich mußte schon ein wenig Gewalt anwenden, um mir das Kugelloch anschauen zu können.
    Die Wunde blutete kaum. Mein Geschoß hatte keine Ader zerfetzt, aber es mußte aus dem Oberschenkel herausoperiert werden, und das schaffte nur ein Arzt.
    Um ihr Schimpfen kümmerte ich mich nicht, als ich mit der Wunde beschäftigte. Sie war keine Dämonin. Wäre es anders gewesen, hätte das geweihte Silber sie zerstört. Aber sie war ein Mensch, der in einen dämonischen Kreislauf hineingeraten war und nun nicht mehr herausfand.
    Ihre Stimme wurde leise. Sie sackte ab und wurde schließlich zu einem Flüstern. Zudem hielt sie auch die Augen geschlossen und zuckte manchmal zusammen, als ich sie behandelte.
    Daß sich die Dinge in dieser Nacht so entwickelt hatten, damit hätte ich nie im Leben gerechnet. Wieder einmal hatte ich erleben müssen, welche Überraschungen es
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