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Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule
Autoren: Mark Brandis
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um ihn so zu nennen – hat sich der Justiz gewissermaßen selbst ans Messer geliefert. Er ist erledigt.«
    »Sie werden ihn festnehmen lassen, Exzellenz?«
    »Und vor Gericht stellen. Wir sind über den Berg, Brandis. In ein paar Wochen werden wir säen, in drei Monaten ernten. Wir haben den Weizen, und das heißt, die Menschheit wird nicht verhungern.«
    Der Helikopter schwebte noch über der Stadt, als unten die erste Kirchenglocke anschlug.
    Dann, nachdem der Helikopter mich abgesetzt hatte, stand ich auf dem staubigen Beton hoch über den Dächern der schaumumkränzten künstlichen Insel, die immer noch das pochende Herz war der EAAU, und die kalte graue Luft des lichtlosen Tages vibrierte unter dem großen Läuten.
     

15.
    Und dann kam jener unvergeßliche Tag, als aus der Hoffnung endlich Gewißheit wurde.
    Es kam der Tag, an dem der Himmel aufbrach.
    Zufällig war es derselbe Tag, an dem ich vormittags vor Gericht meine Aussage machte und dabei genau schilderte, unter welchen Umständen Commander Busch auf INTERPLANAR XII seine tödlichen Verletzungen davongetragen hatte. Den zweiten Teil meiner Zeugenaussage bildeten die Vorgänge auf P-kop .
    Das Verfahren gegen Ferdinand Chemnitzer, den falschen Sir Oleg, fand in der Hauptstadt der EAAU statt, in Metropolis.
    Die Entmachtung und Festnahme des Gouverneurs der Venus war von Offizieren der Strategischen Raumflotte, Sektion Venus, vollzogen worden.
    Es war ein Jahrhundertprozeß. Der riesige Saal, in dem die Verhandlung »EAAU gegen Ferdinand Chemnitzer alias Sir Oleg« stattfand, war überfüllt. Rigorose Sicherheitsvorkehrungen waren getroffen worden.
    Die Verhältnisse auf den interplanetarischen Verbindungswegen hatten sich um diese Zeit schon wieder so weit normalisiert, daß neben der Fracht auch die Passagierfahrt in begrenztem Maß hatte aufgenommen werden können. Die streunenden Wolfsrudel, bestehend aus Deserteuren sowohl aus den Reihen der EAAU als auch der VOR, waren in der Mehrheit einem Amnestieangebot beider Regierungen gefolgt und hatten sich ihren ursprünglichen Einheiten wieder angeschlossen. Und gegen die unverbesserlichen Plünderer und Raumpiraten, die genau wußten, weshalb sie nicht aufgaben, wurde auf Präsident Hastings’ Geheiß mit aller gebotenen Härte vorgegangen.
    Um meine Aussage zu machen, hatte ich mich von der Astoria von Las Lunas nach Metropolis tragen lassen, als zahlender Passagier ohne Last und Verantwortung. Der Komfort an Bord war immer wieder beeindruckend. Nur die kärgliche Verpflegung entsprach dem Stand der Dinge. Ich verließ den Luxusliner mit knurrendem Magen.
    Ich war der erste Zeuge, der vereidigt und vernommen wurde. Nach der Befragung war ich frei.
    Als ich den Zeugenstand verließ und mich anschickte, den Sitzungssaal zu verlassen, begegnete mein Blick dem des Angeklagten. Unversöhnlicher Haß schlug mir entgegen.
    Einen Atemzug lang verharrte ich – dann ging ich weiter und verließ den Raum.
    Ferdinand Chemnitzer, der Mann, der zweimal versucht hatte, sich die Erde zu unterwerfen, war am Ende seiner Laufbahn angelangt. Das letzte Wort über sein weiteres Schicksal lag jetzt bei den Richtern und Geschworenen.
    Er schrie etwas hinter mir her. Ich verstand es aber nicht, denn im gleichen Augenblick fiel hinter mir die Tür ins Schloß. Ich atmete auf. Auf dem Gerichtshof erhob sich die maßstabgetreue Rekonstruktion der Plattform P-kop so genau, wie das anhand der ausgeglühten Trümmer möglich gewesen war. Ursprünglich als Beweisstück gedacht, war sie nach langen, vergeblichen Anstrengungen, die Zeitspule zu programmierter Arbeit zu veranlassen, nur noch eine Sehenswürdigkeit.
    Mir blieb noch etwas Zeit. Ich trat ein. Einen Atemzug lang fühlte ich mich auf gespenstische Weise zurückgeschleudert in die Vergangenheit. Die Nachbildung war von täuschender Präzision. Alles stand auf seinem Platz, einschließlich der Apparaturen.
    Langsam stieg ich die Wendeltreppe hoch. Die Arena lag im Dunkel. Doch als sich am Orgelpult eine Bewegung bemerkbar machte, hielt ich unwillkürlich den Atem an.
    Aber es war nur einer der Gerichtsdiener, die dafür sorgten, daß das Beweisstück nicht degradiert wurde zum Kinderspielplatz, ein alter Herr kurz vor der Pensionierung. Er erkannte mich und stand ächzend auf.
    »Schon alles überstanden, Sir?«
    »Alles erledigt. Ich werde als Zeuge nicht länger benötigt.« Ich deutete auf das Register. »Haben Sie’s mal probiert?«
    Der alte Gerichtsdiener schüttelte
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