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Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule
Autoren: Mark Brandis
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eigentlich auch schon alles. Die richtige Hausnummer mochte ich gefunden haben, doch die eigentliche Arbeit stand mir immer noch bevor.
    Nun erst war ich völlig auf mich allein gestellt.
    Als ich die S-förmig angelegte Notschleuse an ihrem anderen Ende wieder verließ, betrat ich das vom Summen der Generatoren erfüllte ölige Unterdeck von P-kop .
    Das Unterdeck beherbergte den nuklearen Maschinenraum und die verschiedenen technischen Stationen, die allesamt, wenn sie einmal in Betrieb gesetzt waren, ohne viel Wartung liefen. Um etwaigen Lagerschäden vorzubeugen, war ein wöchentlicher Inspektionsgang genug.
    Smirnoff hatte, als er die Plattform erwarb, einen guten Griff getan. Für seine Zwecke war das die ideale Konstruktion. Mit ihrer einfachen Bedienung und ihrer technischen Genügsamkeit stellte sie die Perfektion einer astralen Einsiedelei dar.
    Lange genug hatte ihre Einsamkeit vorgehalten. Und dann dieser törichte Lapsus!
    Wieder erlitt ich einen Schweißausbruch. So ging es nicht weiter. Bevor ich mich weiter vorwagte, mußte ich mich der hinderlichen Kombination entledigen, in der ich plötzlich zu ersticken drohte. In ihr war ich so schwerfällig und unbeweglich wie ein Taucher an Land.
    In einer halbdunklen Nische zog ich mich aus, packte den Helm auf eine Werkbank und hängte den aluminiumfarbenen Raumanzug an einen Haken, an dem schon ein fleckiger Monteurskittel baumelte.
    Danach nahm ich die Lampe zur Hand und begab mich auf die Suche nach einem Fenster.
    Das erste, auf das ich stieß, öffnete sich auf die Sonnenseite und kam für meine Zwecke nicht in Betracht. Das zweite zielte direkt auf die Venus; aus den flimmernden Perlenschnüren waren mittlerweile gleißende Stränge geworden. Wohl oder übel klomm ich einige Stufen hoch zur Galerie, und hier fand ich schließlich ein Bullauge, das sich zum richtigen Raumsektor hin öffnete.
    Ich stellte mich davor, preßte die abgedunkelte Lampe gegen das mauerdicke Glas und drückte auf die Taste.
    Blink …
    Blink …
    Blink …
    Dreimal kurz. Für Lieutenant Stroganow im Dingi war das die Nachricht, daß alles nach Plan verlief und daß ich mich nun auf der Plattform befand.
    Hatte er den lichtschwachen Signalspruch wahrgenommen? Ich wartete mit angehaltenem Atem auf die Bestätigung.
    Fern am dunklen Horizont blinzelte ein müder Stern und erlosch.
    Blink …
    Blink …
    Blink …
    Der getreue Sibiriak mit seinen alterslosen Jägeraugen war auf seinem Posten. Das Dingi folgte in angemessener Entfernung dem Schiffsverband, und Lieutenant Stroganow hielt sich bereit, mich zur gegebenen Zeit wieder aufzulesen. Ihn in nicht unerreichbarer Ferne zu wissen, gab mir ein gutes Gefühl. Irgendwann würde ich ihm das sagen. Nun flogen wir schon ein halbes Leben gemeinsam, aber nach wie vor hüteten wir uns vor zu großer Vertraulichkeit. Das Fundament unserer Freundschaft war stillschweigende Zuverlässigkeit.
    Ich kehrte noch einmal zur Werkbank zurück, um die Lampe an einem sicheren Ort zu deponieren. Ich würde sie noch einmal brauchen: um meinen vollzogenen Ausstieg zu melden. Die Lampe war meine Lebensversicherung, die einzige.
    Die Galerie war durch eine Tür von der Schleusenvorkammer des Hauptluks getrennt. Ein Handrad betätigte die Verriegelung. Ich drehte das Rad bis zum Anschlag, überwand die Sperre und zog die Tür einen Spalt weit auf.
    Das Treppenhaus war taghell erleuchtet.
    Ich schnupperte. Vor dem Absauger staute sich die verbrauchte Luft. Ein fremder Duft lag darin, betäubend und süßlich.
    Der unverkennbare Duft einer VOR-Zigarette.
    Und wie zur Bestätigung dessen, daß Professor Smirnoff nicht allein war, ließ sich die tiefe, drohende Stimme eines Mannes vernehmen: »Bisher sind wir zu Ihnen höflich und wohlerzogen gewesen, Professor, doch ob wir das bleiben, liegt einzig und allein an Ihnen.«
    Smirnoffs Erwiderung war nicht zu verstehen. Er schien in schlechter Verfassung zu sein; seine Stimme klang schwach und krank.
    Was immer er vorbrachte – man ließ ihn nicht ausreden.
    »Von Ihren Ausreden und Ausflüchten haben wir allmählich genug, Professor. Uns interessieren lediglich die Resultate.«
    Vorsichtig, jedes Geräusch vermeidend, stieg ich die Wendeltreppe hoch. Knapp über dem oberen Absatz befand sich ein Sicherungskasten. Geduckt zog ich ihn auf und zwängte mich hinein. Der Kasten war hoch genug, daß ich mich aufrichten konnte. Bisher war ich unbemerkt geblieben. Ich schloß die Tür gerade so weit, daß ich durch
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