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Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule
Autoren: Mark Brandis
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Lebenswerk. Die Vorstellung, all das, was er in Jahren geschaffen hatte, das ganze einzigartige Instrument, fremden Menschen auszuliefern, ging ihm gegen den Strich.
    Aller Einsicht zum Trotz versuchte ich noch einmal, ihn umzustimmen.
    »Professor, Sir Oleg kennt keine Rücksicht. Wenn Sie sich mir anvertrauen, sind Sie in einer halben Stunde in Sicherheit.«
    Er drängte mich weiter zur Treppe hin.
    »Brandis«, sagte er, »sehen Sie es doch einmal so: P-kop ist mein Schiff. Ich desertiere nicht, sondern führe es ins Gefecht. Und jetzt machen Sie gefälligst, daß Sie davonkommen, bevor ich mit Ihnen die Geduld verliere!«
    Unten drehte ich mich noch einmal um. Er stand auf dem oberen Absatz, und so, wie er die rechte Hand erhoben hielt, mochte es ein Zeichen des Abschieds sein. Mir kam es vor wie ein Segen.
    Ich steckte die Kassette ein, zwängte mich in die Kombination, stülpte den Helm auf, befestigte die Lampe an meinem Gürtel und schleuste mich ins Freie.
    Eine Weile trieb ich mit gleicher Geschwindigkeit neben P-kop her, dann stieß ich mich ab und katapultierte mich hinaus in den leeren Raum.
    Die beiden Taurus -Zerstörer der Nachhut zogen an mir vorüber, ohne mich zu bemerken. Ich wartete, bis sie am Firmament verschwunden waren, dann nahm ich die Lampe zu Hand.
    Vor der Venus ging plötzlich eine fremde, bösartige Sonne auf. Der Himmel färbte sich rot. Aus der Glut heraus zuckten gewalttätige Eruptionen.
    Ich schluckte und drückte auf die Taste.
    Lang …
    Kurz …
    Lang …
     
    Zwanzig Minuten später war das Dingi zur Stelle, und Lieutenant Stroganow half mir beim Einsteigen.
    »Alles in Ordnung, Sir?«
    »Alles in Ordnung, Lieutenant. Haben Sie mitbekommen, was da so fürchterlich brennt?«
    »Ja, Sir. Es ist die Plattform. Auf einmal stand sie in Flammen. Man versucht zwar, sie zu löschen, aber das ist hoffnungslos.«
    Ich zwängte mich in meinen Sitz, und während das Dingi Fahrt aufnahm, um zur Henri Dunant zurückzukehren, berührte ich die Kassette.
    Ich hatte nicht verstanden, was Spinni gemeint hatte, als er von seinem Rendezvous mit Nero sprach. Nero hatte Rom angezündet und, während die Stadt in Schutt und Asche sank, die Laute geschlagen.

14.
    Als die Henri Dunant nach raschem Flug auf dem Rampengelände der VEGA in Metropolis aufsetzte, stand der Helikopter mit dem Emblem der EAAU und der Kennziffer 1 schon bereit. Ich stieg die Gangway hinab, überquerte im Laufschritt ein freies Geländestück und klomm die ausgeklappten Stufen hinab. Kaum daß ich angeschnallt auf meinem Platz saß, hob der Helikopter ungestüm ab.
    In meiner Brusttasche stecke, flach und kühl, die Kassette. Unten zog schemenhaft die kranke Stadt vorüber. Die großen Plätze mit ihren verdorrten Grünanlagen und verdorrten Brunnen sahen aus wie zum Schrei geöffnete Münder, und die Häuser schienen unter dem lichtlosen Himmel zu frösteln.
    Der junge Hauptmann mit den Adjutantentressen, der neben mir saß, hob, greisenhaft müde, die Schultern.
    »Es ist die Hölle, Sir. Da wachsen Kinder heran, die nicht wissen, was Sonne ist.«
    Der Pilot wandte den Kopf.
    »Angeblich hat’s vorgestern über Grönland blauen Himmel gegeben.«
    Der Hauptmann winkte verbittert ab.
    »Ein Loch im Dreck, das gleich wieder zufiel. Manchmal frage ich mich, ob alles Durchhalten überhaupt einen Sinn hat. Die Wissenschaftler kommen einfach nicht weiter.« Der Hauptmann bemühte sich um eine straffere Haltung. »Ich bitte um Entschuldigung, Commander. Es war nicht meine Absicht, Ihnen etwas vorzujammern.«
    Die neue Ordnung, die unter der Präsidentschaft von Hastings das Chaos der ersten Katastrophenphase abgelöst hatte, war ein verwundbares Bollwerk. Die Hoffnungslosigkeit zehrte daran wie eine ätzende Säure.
    Die Kassette, die ich bei mir trug, mochte den ersehnten grünen Schimmer am Horizont beinhalten.
    Der Helikopter setzte auf. Der Fahrstuhl wartete. Der junge Hauptmann mit den Adjutantentressen eilte neben mir her. Vor einer schweren Tür stand eine Doppelwache. Der Hauptmann nannte die Parole.
    Die Wache gab den Weg frei, und die Tür sprang auf.
    Ich trat ein.
    Alles war vorbereitet. Im abgedunkelten Raum war der gesamte wissenschaftliche Krisenstab der EAAU versammelt – erweitert um sechs führende Biotechniker aus den VOR.
    »Wir haben schon gewartet, Commander!«
    Präsident Hastings kam auf mich zu, und ich konnte die Wunden sehen, die ihm das schwere Amt geschlagen hatte. Sein Gang, vor wenigen Monaten noch
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