Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Titel: Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
Und wie redet man sie an?“
    „Mit der Nummer, Sir. Die Zwillinge auf dem Cunningham tragen die gleiche Nummer und davor den Großbuchstaben Z. Bestrebungen, die Nummern durch Namen zu ersetzen, wurden von Professor Jago unterbunden.“
    „Aus welchem Grund?“
    „Namen widersprechen der angestrebten Versachlichung. Der Astralid ist ein Verstandeswesen. Sie sehen selbst, daß er unter diesem Zustand nicht leidet. Im übrigen enthält diese Kompaktnahrung gewissermaßen seine Lebensversicherung.“
    Ich muß wohl ein sehr verständnisloses Gesicht gemacht haben, denn Dr. Benzingers Assistentin lachte.
    „Mir scheint, Sie sind nicht auf dem laufenden, Sir.“
    „Bisher wurde ich lediglich in sehr groben Zügen eingeweiht.“
    „Oh, was hier geschieht, ist kein Geheimnis. Mit dem Morgentrunk wird zugleich die Zellenentwicklung gesteuert und damit das Wachstum. Bei den vorhergehenden Serien erfolgte das noch mittels Kanülen, die in das Gehirn eingeführt wurden - aber das war zum Glück vor meiner Zeit. Jetzt erfolgt die Steuerung oral - gekoppelt mit der Nahrungsaufnahme.“
    Zwei von den Mädchen kicherten. Ein Junge rammte dem andern den Ellbogen in die Rippen. Dr. Benzinger machte eine scherzhafte Bemerkung. Auf einmal kam mir das Gespräch, das ich mit Olga Orlow führte, völlig absurd vor.
    „Sie manipulieren also den Reifeprozeß?“
    „Wir beschleunigen ihn. Wie man Ihnen sicher mitgeteilt hat, Sir, ist es uns gelungen, die Spanne zwischen dem Ausstoß aus der Retorte und der Gebrauchsmündigkeit - sie entspricht unserem 18. Lebensjahr
    - auf 320 Tage zu verkürzen. Was sagen Sie dazu?“
    Ich spürte ihren Stolz. Von ihrer jugendlichen Erscheinung hatte ich mich um ein Haar täuschen lassen. Sie war ein Mensch der Wissenschaft durch und durch. Vor so viel Fachwissen kam ich mir wie ein Hinterwäldler vor: ungebildet.
    „Ich hörte von gewissen Schwierigkeiten?“
    „Es gibt welche, das ist wahr, aber Dr. Benzinger ist der Ansicht, daß wir sie in den Griff bekommen. Ich rede von der biologischen Kurve.“
    „Und was stimmt dabei nicht?“
    „Sie fällt, wenn man den Dingen ihren Lauf läßt, nach dem Erreichen der Gebrauchsmündigkeit drastisch ab. Mit anderen Worten: Die Muster altern noch schneller, als sie heranreifen. Unser Ziel freilich ist die ansteigende Gerade: rasches Wachstum und Heranreifen, gefolgt von einem Zustand, in dem der Alterungsprozeß praktisch gestoppt ist. Zur Zeit erreichen wir diesen Zustand lediglich medikamentös: mit synthetischem Antigerontin, das wir dem Morgentrunk beimischen. Ich gebe zu, das ist ein Schwachpunkt. Bei der Verabreichung darf es keine Pannen geben.“
    „Was wäre die Folge?“
    Ihre Reaktion bestand aus einem kleinen Seufzer. „Wir müßten ganz von vorne anfangen, Sir.“
    Meine angehenden Schüler - etwas in mir sperrte sich dagegen, in ihnen nur die Muster zu sehen - es waren doch Menschen - hatten inzwischen das, was man Frühstück nannte, beendet; sie standen in kleinen zwanglosen Grüppchen plaudernd beieinander, während Dr. Benzinger in ihrer Mitte seine Morgenzigarette rauchte. Wäre die lichtdurchflutete Leere des unendlichen Raumes nicht vor den Bullaugen zu sehen gewesen, so hätte man vergessen können, wo man sich befand. In jeder studentischen Mensa gab es solche Bilder.
    Die Arbeit der Wissenschaftler unter Professor Jago war im wesentlichen abgeschlossen - von noch ausstehenden geringfügigen Korrekturen abgesehen. Alles weitere war nun in meine Hand gelegt. Der Vertrag, den ich im Büro des VEGA-Direktors John Harris unterschrieben hatte, verpflichtete mich, die Astraliden, bevor sie in die Eigenständigkeit entlassen wurden, um sich über die Milchstraße auszubreiten, zu gestandenen Astronauten zu erziehen: sie auszubilden als Piloten, Navigatoren, Techniker. Auf dem Grundwissen, das ich ihnen vermittelte und das den Erkenntnisstand der Gegenwart spiegelte, mochten sie dann weiter aufbauen. Alles, was ich bisher gesehen hatte, deutete darauf hin, daß schon ihre nächste Generation dem homo sapiens technisch-zivilisatorisch um Lichtjahre voraus sein würde. Meine Aufgabe war, hierfür in Form des elementaren Rüstzeugs die Initialzündung zu liefern.
    Ein Päarchen fiel mir auf. Er trug die Nummer M 95, sie die Nummer M 92. Sie standen etwas abseits, Hand in Hand.
    Olga Orlow bemerkte mein Interesse und bemerkte: „Die ungeraden Zahlen kennzeichnen das männliche, die geraden das weibliche Geschlecht. Ganz ließ sich die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher