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Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon
Autoren: Mark Brandis
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versorgt, um, wie er sagte, zur Not eine ganze Woche lang frisch zu bleiben. „Negativ!" sagte auch ich. „Wir suchen nach der Nadel im Heuhaufen."
    Die erste Spirale flogen wir in einer Höhe von zehn Kilometern über dem Grund. Es war das klassische Absuchmanöver eines mittelformatigen kosmischen Körpers. In diesem Fall versagte es. Man gewann kaum Einblick in das auswuchernde Geäder der Schluchten, und mit dem Radar ließ sich schon gar nichts ausrichten.
    Die zweite Spirale, geflogen in einer Höhe von nur fünf Kilometern, brachte uns nicht weiter. Sollte es der Halleluja gelungen sein, wider Erwarten den Oberon zu erreichen, dürfte sie nun in einer der unzähligen Schluchten stecken, wo sie kaum auszumachen war. Allenfalls durfte man hoffen, daß Pater Himmlisch - vorausgesetzt, der Najade-Mann hatte nicht gesponnen und er war am Leben - sich früher oder später irgendwie bemerkbar machte.
    Ich gab Order, auf Blink- beziehungsweise Lichtsignale zu achten. Die nächsten Spiralen brachten uns bis auf drei Kilometer an den blatternarbigen Zwerg heran. Tiefer wagte ich mit Rücksicht auf die zahlreichen Erhebungen nicht zu gehen. Besonders auf der Nachtseite war die Gefahr einer Kollision nicht unerheblich.
    Wiederholt änderten wir den Kurs. Was getan werden konnte, um die Halleluja - falls sie wirklich notgelandet war - aufzuspüren, wurde getan. Ich setzte mein Wissen ein und meine Erfahrung. Wir schleppten uns im Fußgängertempo über die kartographisch nicht erfaßten Gebirge und leuchteten auf der Nachtseite die Schluchten mit dem Scheinwerfer aus. Wir ließen uns nicht einmal vertreiben, als ganz in unserer Nachbarschaft ein übler Meteoritenhagel niederging und uns daran erinnerte, daß der Raum noch längst nicht zur Ruhe gekommen war.
    Meine Zuversicht geriet mehr und mehr ins Wanken und erlosch schließlich ganz. Wer weiß, was der Frachtschiffer gehört hatte! Vielleicht war er auf eine verirrte Musiksendung gestoßen, die quer durch den Raum zog; vielleicht hatte sich ein anderer Schiffer einen Scherz erlaubt; vielleicht wollte sich der gute Mann nur wichtig machen. Nicht einmal mit einer annähernden Peilung hatte er dienen können. Seine Raumbeschreibung war vage gewesen, fast möchte ich sagen : . „was heißt das schon ?"
    Zwölf Stunden des Suchens lagen hinter uns, als ich den Entschluß faßte, die Aktion abzubrechen. Wir hatten uns nichts vorzuwerfen. Zwölf Stunden reichen in der Regel aus, um einen mehr als siebenmal so großen Himmelskörper wie den Oberon nach allen Regeln der Kunst unter die Lupe zu nehmen.
    Unmittelbar nachdem ich die Elsa Brandstroem in diesem Sinne unterrichtet hatte, erschien Lieutenant O'Brien auf der Brücke.
    „Sir", sagte er, „ich möchte Sie bitten, es noch ein allerletztes Mal zu versuchen. Ich weiß, Sir, Sie haben nichts unversucht gelassen, aber ..."
    Obwohl ich mir nichts davon versprach, willigte ich ein.
    Ich konnte ihm die Bitte nicht abschlagen, ohne das Kreuz auf mich zu nehmen, ein Leben lang von seinem Vorwurf verfolgt zu werden, dies eine Mal, dies allerletzte Mal ihn im Stich gelassen zu haben.
    Ich wies Captess Kato an, noch um weitere hundert Meter tiefer zu gehen und eine zusätzliche Spirale zu fliegen. Unter dem Cockpit zog das bereits sattsam bekannte trostlose Panorama vorüber. Die Henri Dunant tauchte ein in die Dunkelheit der Nachtseite.
    Einen Atemzug später meldete sich das Kartenhaus.
    „Brücke - NC. Sir, wenn wir mal kurz auf Gegenkurs gehen könnten ... "
    Captess Kato sah mich an. Ich nickte. Die Henri Dunant drehte und flog den Weg, den sie soeben gekommen war, wieder zurück.
    „Brücke, Achtung!" sagte Lieutenant Stroganows Stimme im Lautsprecher. „Ich richte den Scheinwerfer ein."
    2900 Meter über dem Grund stand die Henri Dunant auf der Stelle, und von ihr herab fiel der Lichtbalken des großen Such- und Landescheinwerfers hinab in den schwarzen Abgrund einer engen Schlucht. Dort, wo das Licht den Boden berührte, war ein schwaches Blinken zu sehen.
    „Brücke, Position halten!" sagte Lieutenant Stroganow. „Ich glaube, wir haben unseren Sänger."
    Der Lichtbalken wanderte weiter, und das Blinken wurde stärker und verwandelte sich in ein angestrahltes Cockpit.
    Unter dem Scheinwerfer lag das Wrack der Halleluja .
    Ich trat vom Bikolar zurück und nahm meinen Platz ein. „Landeanflug!" sagte ich zu Captess Kato. „Setzen Sie so dicht wie möglich neben dem Unglücksvogel auf, aber achten Sie auf die
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