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Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon
Autoren: Mark Brandis
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geriet unter Jim Collins zur Nebensache. Es war an der Zeit, seine Eignung zum Ersten Vormann zur Diskussion zu stellen. Ich nahm mir vor, dies bei nächster Gelegenheit zu tun. Giap würde mir den Rücken stärken. Meine Bedingungen würden lauten: Neuwahl eines Ersten Vormanns und Schluß mit dem Waffenwahn. Oder ich würde endgültig ausscheiden.
    Die Kormoran empfing uns mit hysterisch flackerndem Morsescheinwerfer und viel Gezeter. Auf den ersten Blick wirkte sie unbeschädigt, ein funkelnagelneues Frachtschiff mit allen Schikanen, gerade erst in Dienst gestellt, doch als ich sie beim Umrunden durch das Bikolar betrachtete, entdeckte ich den Einschlag. In Höhe des Frachtraumes 4 gähnte ein kreisrundes Loch, in das man gerade den Daumen stecken konnte.
    Wir gingen längsseits, stellten eine Leinenverbindung her, schafften Gerüst und Werkzeug hinüber und machten uns an die Arbeit.
    Die Platte war noch gut erhalten; man konnte sich auf das Flicken der engeren Schadstelle beschränken. Einen zweiten Krater gab es nicht. Dem Meteoriten hatte die Kraft gefehlt, das Schiff zu durchschlagen; er lag irgendwo in der Erzladung.
    Ich bat an Bord gelassen zu werden, ließ Druck auf den Laderaum geben, und damit war die Sache ausgestanden. Die Kormoran war wieder ein voll funktionstüchtiges Schiff. Der Kommandant, ein rundlicher Holländer, versuchte mir ein paar Scheine in die Hand zu drücken, und ich schlug ihm vor, seine Dankbarkeit durch eine Spende zugunsten der UGzRR auf eines ihrer Konten zu beweisen. Daraufhin lud er uns zum Essen ein, doch da ich spürte, daß er es eilig hatte, die Reise fortzusetzen, lehnte ich ab. Wir verabschiedeten uns und kehrten auf die Henri Dunant zurück.
    Der Frachter nahm Fahrt auf, schenkte uns ein Abschiedsblinzeln seines Scheinwerfers und nahm Kurs auf das flimmernde Siebengestirn der Nördlichen Krone.
    Ich rief die Raumnotwache Las Lunas und meldete den Kormoran Job als beendet. Hua McKim erwiderte: Na großartig, und mehr läge im Augenblick nicht vor. Ich erwähnte mein Zusammentreffen mit der Elsa Brandstroem, nannte Ort und Zeitpunkt der Begegnung, tauschte noch zwei, drei Witzchen aus, verabschiedete mich und gab Order, zur Stammposition zurückzukehren. Bis zum Abend verlief die Reise in aller Seelenruhe. Petrus hatte den himmlischen Besen geschwungen und den Dreck von den Pisten gefegt.
    Im RC saß Lieutenant O'Brien vor leeren Monitoren und schrieb einen Brief. Ich saß im Kartenhaus und plauderte mit meinem Navigator, als das FK nach mir verlangte.
    „Sir", sagte Lieutenant Levy, „die Katze läßt das Mausen nicht!"
    Die Beschwerde eines Versorgers namens Kunigunde lag vor: über „ein singendes Objekt im toten Winkel des Bordradars. Es ließ erst von uns ab, als wir den Kurs änderten. Allem Anschein nach stand es vor der Sonne und sang fromme Lieder."
    Ich reichte Lieutenant Levy die Folie zurück.
    „Wieso beschwert man sich eigentlich bei uns?" fragte ich. „Hält man mich für den Konzertmeister?"
    Ich schickte mich an, in das Kartenhaus zurückzukehren, doch Lieutenant Levy hob plötzlich eine Hand. „Augenblick noch, Sir! Ich glaube, das ist er."
    Ich verließ mich auf sein geschultes Ohr und blieb stehen. Er richtete die Antenne aus und schaltete den Verstärker ein.
    Aus dem Knistern der Sterne hob sich, nunmehr auch für mich deutlich vernehmbar, Pater Himmlisches gewaltiger Baß. Die Melodie, die er sang, war die einer alten irischen Volksweise. Ich kannte sie, weil auch Ruth O'Hara, meine Frau, sie gelegentlich zu summen pflegte.
    Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh?
    Wer deckt sie mit schützenden Fittichen zu?
    Ach bietet die Welt keine Freistatt uns an, wo Sünde nicht herrschen, nicht anfechten kann?
    Der Chor setzte ein, und Lieutenant Levy bemerkte: „Lichtfunk, Sir. Ich benutze Astrostat VI als Reflektor.
    Aus dem Lautsprecher scholl es mit Engelszungen:
    Nein, nein, nein, nein, hier ist sie nicht.
    Die Heimat der Seele ist droben im Licht, die Heimat der Seele ...
    Der Gesang brach ab, und nur noch das Knistern der Sterne war zu hören.
    Lieutenant Levy runzelte die Stirn und sagte: „Sonderbar, Sir."
    Sein Verwundern war begründet. Kosmische Störungen pflegten sich anders auszuwirken. Sie kündigten sich an durch Rauschen und Prasseln. Ich sagte: „ Vielleicht bekommen Sie die Halleluja ja an den Draht, wenn Sie sie rufen. Stellen Sie fest, was da los ist!", und ging wieder ins Kartenhaus.
    Die Lust am Plaudern war mir jedoch
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