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Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon
Autoren: Mark Brandis
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Felswände rechts und links!"
    Captess Kato wandte mir ein ruhiges Gesicht zu. „Landeanflug", bestätigte sie. „Aye, aye, Sir."
    Die Zahl der Menschen, die Oberon betreten hatten, war verschwindend gering: die Besatzung eines gestrandeten Frachters, die nach vierundzwanzig Stunden elendig zugrundegegangen war, eine Handvoll Techniker vom Raummeldedienst.
    Der Boden war ungewöhnlich hart: verdichtetes Gestein. Staubansammlungen wie auf vielen anderen Monden fehlten. Unsere Schritte hinterließen keine Spuren. An Bord der Halleluja hatte man offenbar bis zur letzten Sekunde darum gekämpft, das Schiff unter Kontrolle zu behalten und eine halbwegs weiche Landung zu bauen. Eine auswuchernde Felsnase war dem im Weg gewesen. Das Schiff lehnte mit zwei geknickten Landebeinen in halb stehender, halb liegender Position an der lotrechten Wand.
    Das Licht des Scheinwerfers beleuchtete die gräßlichen Wunden. Die EK-Ladung hatte sich in Gedankenschnelle wie ein Krebsgeschwür durch das ganze Achterschiff mit den Wohn- und Schlafräumen gefressen. Die metallenen Wandungen waren geschmolzen, alle Kunststoffe verbrannt. Daß die Halleluja es mit diesen Verletzungen noch bis zum Oberon geschafft hatte, war das reinste Wunder. Die Rostlaube schien über ungewöhnlich widerstandsfähige Schotten zu verfügen.
    Vor meinen Füßen blinkte etwas. Ich bückte mich, und mein Blick wanderte über eine Glasscherbe mit dem Rest eines Etiketts. Very old Irish Whiskey entzifferte ich. Es gab mir einen Stich ins Herz. Zweimal war eine Flasche mit dem gleichen Etikett Zeuge einer unvergeßlichen Gastfreundschaft gewesen.
    Wir gingen an Bord und sahen uns um, Das Schiff war verlassen. Der Aufprall hatte ihm den Rest gegeben. Zwischen geborstenen Bordwänden herrschte in seinem Inneren die eisige Temperatur des Weltraumes. Der Altar war mit weißem Reif überzogen. Von der Besatzung - Pater Himmlisch und Engelschor - fehlte jede Spur. Lieutenant Stroganow bemerkte mit schwerer Stimme: „Eins steht fest, Sir -Sie müssen sich zu Fuß entfernt haben."
    Die Art und Weise dieser Bruchlandung hatte die Standardregel Bleibe beim Wrack und warte, bis man dich findet! außer Kraft gesetzt. In der Halleluja war kein Abwarten möglich. Ich zwängte mich in das FK und probierte den Sender. Alles war auf Null. Die Rostlaube war ein totes Schiff: ohne Strom, ohne Luft, ohne Wärme. Der Besatzung war keine andere Wahl geblieben, als das unwirtliche Gehäuse zu verlassen: zu Fuß. Die Reste des geschmolzenen Dingis steckten in den Trümmern.
    Ich teilte meine Leute ein.
    „Captess Kato, Sie und Lieutenant Levy bleiben an Bord. Wir andern sehen uns um. Wir bilden zwei Gruppen."
    Lieutenant Stroganow und Chief Xuma überprüften ihre Handlampen und machten sich schluchtabwärts auf den Weg - in Richtung auf den lautlos drohenden Stachel des Skorpions. Ihr Lampenschein entschwand hinter einer Biegung.
    Ich sagte: „Sprechprobe, Stroganow! Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben ..."
    Sie hörten mich nicht. Ich bekam keine Antwort. Ich wandte mich um und ging hinter Lieutenant O'Brien her, der den Weg schlucht-aufwärts eingeschlagen hatte.
    Nach zwei, drei Minuten blieb mein Radar-Controller stehen, kniete nieder und hob etwas auf
    „Wofür halten Sie das, Sir?"
    Auf seiner Handfläche lag die abgebrochene Schnalle eines Raumschuhs.
    „Sie müssen hier langgekommen sein, Sir" sagte Lieutenant O'Brien. „Wir sind auf der richtigen Spur."
    Ich wollte ihn nicht entmutigen und behielt für mich, was ich dachte: daß die Schnalle ebensogut einem der Raummeldetechniker gehört haben mochte und bereits seit etlichen Jahren an dieser Stelle lag.
    „Versuchen wir unser Glück, Lieutenant!" erwiderte ich. „Wenn Sie in der Nähe sind, könnte es sein, daß sie uns hören." Ich wechselte auf die Mann-Schiff-Frequenz. „Pater Himmlisch - Brandis. Over!"
    Im Helmlautsprecher blieb alles still. Auch die Henri Dunant, die auf der gleichen Frequenz Verbindung halten sollte, ließ nichts von sich hören. Die Schlucht verschluckte den Ruf, als hätte es ihn nie gegeben. Der Oberon war ein heimtückischer Zwerg.
    Ich setzte mich wieder in Bewegung und übernahm die Führung. Die Schlucht begann sich zu winden und verengte sich. Die Geröllassen einer Steinlawine, die irgendwann niedergegangen war - vor ein paar Stunden oder auch vor ein paar Millionen Jahren - versperrten den Weg.
    Ich leuchtete den Schutt ab - in der Hoffnung auf irgendeine zusätzliche
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